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Der demokratische Terrorist

Der demokratische Terrorist

Titel: Der demokratische Terrorist
Autoren: Jan Guillou
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Planung der Aktion gratulieren«, begann er und blickte dabei zu Boden. »Und dann möchte ich mich entschuldigen.«
    »Ach was«, sagte Carl verlegen. »Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müßtest.«
    »Doch. Ich bin dir gegenüber verdammt mißtrauisch gewesen. Das war ein Fehler von mir, und ich gebe jetzt gern zu, daß ich mich geirrt habe.«
    Carl warf die letzten Karten und Skizzen ins Feuer, richtete sich auf und klopfte Werner auf die Schulter.
    »Das hat jetzt keine Bedeutung mehr. Habt ihr denn selbst nie daran gedacht, eine solche Aktion zu starten?«
    »Meinst du Stockholm oder mit RPG’s?«
    »Nun ja, sowohl als auch.«
    »Wir hatten mal etwas in Stockholm geplant.«
    »Aha?«
    »Das ist jetzt aber nicht mehr der Rede wert. Mit dieser Sache verglichen war es eine lächerlich kleine Geschichte. Und wir dachten immer, derartige Waffen kämen für uns nicht in Frage.
    Aber jetzt haben wir einen qualitativen Sprung gemacht.«
    »Inwiefern?«
    »Von dieser Aktion an befinden wir uns schließlich auf einem ganz anderen Niveau.«
    »Ja, das läßt sich nicht leugnen. Entschuldige mich einen Moment, ich möchte mal mit einem der französischen Genossen reden.«
    Carl sah sich nach Alain Detoureille um. Er fand ihn mit einem Cognacschwenker in der Hand. Er gestikulierte und lachte. Er schien der neben ihm sitzenden Monika den Hof zu machen.
    Sein Gesicht hellte sich auf, als Carl dazukam.
    »Sehr profihaft, ich gratuliere«, sagte Alain Detoureille mit einer sehr französischen, weitausholenden Geste. »Als ich herkam, hatte ich den Kopf voller Ideen, was ich ändern würde, aber nach deinem Vortrag hatte ich weiß Gott keine Einwände mehr. Du hast eine Spezialausbildung hinter dir, nicht wahr?«
    »Ja«, erwiderte Carl und spielte nachdenklich mit einer 9mm-Patrone. »Wie ich schon sagte, Sabotage, Sprengstoff. In erster Linie Angriffe mit kleinen Einheiten gegen sowjetische Marineverbände.«
    »Aber solche Kriegsspiele für Kampfhandlungen in geschlossenen Ortschaften dürften ja kaum zu dieser Taktik gehören?«
    »Nein, aber wir hatten noch andere Aufgaben, je nach Kriegslage. In einer eventuellen späteren Phase sollten wir und einige Marinekorps-Verbände zur Guerilla-Kriegführung übergehen, falls der Russe es schaffte, ins Land einzudringen.
    Mein jetziger Plan war eigentlich für ein sowjetisches Stabsquartier in Kristianstad gedacht, wenn ich mal ein militärisches Geheimnis verraten darf.«
    Der Franzose ließ einen leisen Pfiff hören.
    »Das erklärt alles«, sagte er. »Ihr habt also eine zweistufige Ausbildung, einmal für die reinen Kampfhandlungen in der Anfangsphase und dann für einen weiteren Widerstand mit Guerilla-Methoden.«
    »Genau. In der schwedischen Kriegsplanung läßt sich ja nicht ausschließen, daß es den Russen tatsächlich gelingt, ins Land einzudringen und sich auf unserem Territorium festzusetzen.
    Das heißt, falls sie uns tatsächlich einmal angreifen sollten. Für diesen Fall ist eine Phase mit solchen Nadelstichen geplant. Wir selbst, einige der Marinekorps-Verbände und die Fallschirmjäger erhalten diese zweite Ausbildung.«
    »Mit derlei haben wir uns nie beschäftigt. Die Ehre Frankreichs würde es nicht ertragen, Feinde auf französischem Boden zu wissen, und folglich gibt es bei uns nichts dergleichen.
    Schade, denn für einen eventuellen Stadtguerilla-Kampf wäre diese Ausbildung von unschätzbarem Vorteil.«
    »Ich möchte mich mit dir gern unter vier Augen unterhalten. Es ist sehr wichtig«, sagte Carl. Er spürte, wie sein Herz heftiger zu pochen begann.
    »Was soll das heißen, unter vier Augen. Wir sitzen doch alle im selben Boot«, wandte Monika ein. Sie schien verletzt zu sein, weil Carl ihr offensichtlich nicht vertraute.
    »Es muß sein«, beharrte Carl. »Ich werde es dir später erklären, Monika, aber vor der politischen Konferenz muß ich mich unbedingt mit Alain unter vier Augen unterhalten. Du bist doch einverstanden, Alain?«
    »Aber ja, natürlich«, sagte der Franzose und stand auf.
    Carl drückte wie zufällig seine dreizehnte Patrone ins Magazin und warf es spielerisch in die Luft.
    »Wir sehen uns gleich wieder, Monika«, sagte er und ging vor Alain die Treppe hinauf, während er gleichzeitig eine Hand in die Hosentasche steckte und diskret den Knopf seiner Stoppuhr drückte. Er schätzte die Zeitdifferenz auf fünf Sekunden.
    »Mach die Tür zu und setz dich«, sagte er zu Alain Detoureille, als sie im Obergeschoß waren. »Ich
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