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Der Delta-Stern

Der Delta-Stern

Titel: Der Delta-Stern
Autoren: Joseph Wambaugh
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Groupie, das von der Damentoilette heranschwankte, zu den Worten hinreißen ließ: »Gottverdammt. Genau wie bei meinem Ehemaligen. Errol Flynn, wenn er schläft. Und Liberace, wenn er wach ist. Scheiße!«
    Ich muß hier sofort abhauen, dachte Mario Villalobos. Aber bevor der Detective verschwinden konnte, stellte ihm Leery, Geschäftsmann in allen Lebenslagen, einen doppelten Wodka hin und sagte: »Schönen Muttertag, Mario!«
    Und tatsächlich, Leery freute sich immer, wenn er den Detective sah. Wodka-pur-Trinker konnten was wegstecken. Der Detective hatte allein diese Woche schon eine Zeche von achtzig Dollar gemacht.
    »Wenn ich einen Wodka-pur-Trinker seh, seh ich einen Kerl, mit dem's zu Ende geht«, pflegte Leery öfter zu sagen. Und er hatte einen Heidenspaß daran, die Kerle restlos auszunehmen, bevor sie im Pflegeheim oder gar auf dem Forest-Lawn-Friedhof endeten.
    »Heute abend sind ja wirklich alle armen Hunde der Welt in einer Kneipe versammelt«, bemerkte Mario Villalobos, wobei er den Doppelten viel zu schnell in sich reinkippte, was den Saloonbesitzer veranlaßte, glücklich zu schielen und ihm sofort den nächsten einzuschenken.
    »Das Geschäft läuft nicht schlecht, läuft nicht schlecht«, sagte Leery und warf einen schnellen Blick in den anderen Raum, wo Jane Wayne und der Schreckliche Tscheche zunehmend nostalgischer wurden und versuchten, einen Boogie zu tanzen. »Mir war's allerdings sehr viel lieber, wenn Hans diesen Hund nicht mehr mitbringen würde«, fügte er ziemlich unbehaglich hinzu. »Früher war Ludwig ja mal ganz gut für den Umsatz. Als er bloß Bierpfützen aufgeleckt hat und so. Mittlerweile kann ich da aber überhaupt nicht mehr drüber lachen. Filzt bloß noch die ganze Zeit auf dem Billardtisch. Versaut mir den ganzen Filz. Sabber und Hundehaare. Und was würden die Jungs von eurer Abteilung für Interne Angelegenheiten machen, wenn sie Hans dabei erwischen würden, wie er den Köter allmählich zum Säufer macht?«
    »Komplett abgerichtet ist dieser Hund wahrscheinlich mehrere tausend Dollar wert«, sagte Mario Villalobos. »Von daher ist er für die Stadt nützlicher als alle anderen armen Hunde in dieser Kneipe zusammen.« Dann wurde er ausgesprochen bösartig und fügte hinzu: »Und deshalb würd unser allerhöchster Boß wahrscheinlich höchstpersönlich ne Art Kreuzzug starten, und im Endeffekt würd er dir dein mieses Haus des Jammers dichtmachen und dich mit Pauken und Trompeten nach Sun City jagen, wo du in deinem Alter sowieso schon längst hingehörst, mit dem ganzen Geld, das du dir in deine Matratze gesteckt hast.«
    Während sich der Detective die schmerzenden Augen rieb und fühlte, wie er durch den Wodka die üblichen Kopfschmerzen kriegte, knackte Leery ziemlich daran herum. Sun City? Den ganzen Tag bloß über diesen idiotischen Golfplatz humpeln, immer mit all diesen anderen alten Ärschen? Und dann auch noch vierundzwanzig Stunden am Tag mit seiner Frau Lizzy zusammen? Heilandsakrament!
    »Hans! Reiß dich am Riemen, verdammt noch mal!« kreischte Leery plötzlich. »Schaff das verdammte Vieh vom Billardtisch! Achtung, Ludwig! Achtung!« kreischte Leery, nun auch noch auf deutsch.
    Und dann stürzte Leery ins Billardzimmer, um zu versuchen, den Rottweiler auch ohne die Hilfe von Ludwigs Partner aus seinem Tiefschlaf zu rütteln, weil Hans mittlerweile seine ganze Kraft auf die Groupiepuppe mit den Fettwülsten konzentrierte (die ihrerseits so betrunken war, daß sie Hans für den Schrecklichen Tschechen hielt, was etwa dem Verwechseln eines Ruderboots mit einem Schlachtschiff gleichkam), und dann griff der Detective über die Bar und goß sich ein Wasserglas halb voll Wodka. Sozusagen auf Kosten des Hauses. Was bei Leery sofort zu einem Herzanfall geführt hätte, wenn er es mitgekriegt hätte.
    Runzel-Ronald sah auf seine Uhr und sagte: »Zwölf, oje, fünf nach zwölf, Mario. Noch siebenundvierzig Stunden und fünfundfünfzig Minuten, bis ich meinen Entlassungsschein in der Tasche hab!«
    »Gratuliere«, sagte der Detective. »Am besten nimmste diese Pension und gehst mit Leery nach Sun City. In so 'ner Pensionärskommune ist doch bestimmt ne Menge Elend versammelt. Arthritis. Schlaganfälle. Krebs. Da herrscht bestimmt 'n echter Mangel an Kneipen wie dieser.«
    »Hoffentlich regnet's nicht«, sagte Runzel-Ronald. »Vor ''ner Weile sah's sehr nach Regen aus. War doch albern, wenn's regnen würd und ich auf der nassen Straße bei 'nem Verkehrsunfall
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