Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der David ist dem Goliath sein Tod

Der David ist dem Goliath sein Tod

Titel: Der David ist dem Goliath sein Tod
Autoren: Torsten Sträter
Vom Netzwerk:
davon entfernt, dann würde ich die Herrschaft über die Erde an mich reißen und alle töten.
    Bis auf die Jungs vom Elektrizitätswerk natürlich, denn dann würde ich weitere 400 Jahre auf den Leichenbergen sitzend Nintendo Wii spielen. Fertig. Wäre weniger ein Roman. Mehr so eine Broschüre. In Vampire verlieben.
    Kokolores.
    Könnte natürlich daran liegen, dass ich mir als Vampir immer Nosferatu vorstelle, der ja bekanntlich aussieht, als würde er aus der Toilette trinken. Wie man sich in einen derart muffig rüberkommenden Kadaver verknallen kann, gehört wohl zu den ganz großen Geheimnissen der Frauen.
    Ich ließ aber vorerst die Finger von Vampiren und machte was mit Tiermenschen. Werwölfe.
    Aber anders. Als ich die ersten 30 Seiten zusammenhatte, schickte ich den Romanentwurf nebst kurzer Zusammenfassung an ein großes Verlagshaus. Nach erstaunlichen vier Tagen erhielt ich ein Schreiben von denen.
    Absage.
    Die hatten sie ja wohl nicht mehr alle. Mein literarischer Ansatz zum Thema Werwölfe war frisch und neu!
    Die bekannte Grundidee fußt ja darauf, dass Werwölfe tagsüber normale Menschen sind, die sich nachts in reißende, hirnlose Bestien verwandeln. Klar. Mein Ansatz besagte, dass es andersherum ist: Tagsüber sind das ganz normale Wölfe, schön im Zoo oder so, fressen Zeugs, strullen ans Gitter, das schlichte Wolfsprogramm. Bei Vollmond jedoch verwandeln sie sich in irgendwelche Leute, die nackt herumstehen und natürlich, weil ein Wolf ja tagsüber nichts für seinen Intellekt tut, zum Kacken zu blöde sind.
    Die schlendern herum, die Rübe leer wie nur was, und beherrschen unsere Sprache nur rudimentär, also nur so Kram, den sie von den Zoobesuchern aufgeschnappt haben.
    Mit baumelnden Geschlechtsorganen eiern sie durchs Gehege, klopfen sich nach Zigaretten ab, und wenn sie sich versehentlich anrempeln, sagen sie Sachen wie:
    Â»Erich, alles im Lot?«
    Â»Muss.«
    Â»Wat macht die Elke?«
    Â»Is wie immer.«
    Â»Jau – die beste Krankheit taugt nix.«
    Â»Da kannse mich für bekucken.«
    Â»Weiße Bescheid …«
    Nur der Leitwolf ist anders. Er hat sein Wochentagswolfsleben neben dem Kofferradio eines Tierpflegers gefristet, der nur Disco-Musik hört. Deswegen tollt er unter dem Vollmond herum und keift: »Wicked! How much is he Fish und Pump up the Volume!«
    Hammer-Roman.
    Zugegeben, da passiert jetzt nicht so viel, weil die Wölfe ja tagsüber eingesperrt und nachts dumm wie eine Tüte Mücken sind, und zudem immer noch hinter Gittern, aber als Thriller mit soziologischer Subebene fand ich es eigentlich ganz schön geil. Der Verlag nicht so.
    Unter dem Ablehnungsschreiben stand handschriftlich: Kiffen Sie?
    Ich antwortete mit einem beinharten Roman über eine Rasse gewaltiger Riesen, die aufgrund eines Gendefekts nicht größer wurden als einssiebzig – abgelehnt.
    Ich konterte erneut, diesmal dann doch mit einem Vampirroman, dessen Mythengefüge ich ebenfalls revolutionierte, denn meine Vampire schliefen, wenn es dunkel wurde, gingen tagsüber an den Strand und wurden schön braun. Sie ernährten sich auch nicht von Blut, sondern, verschlagen, wie sie waren, von Lebensmitteln.
    Töten konnte man sie nur, indem man sie umbrachte, sie schwer krank wurden oder an Altersschwäche starben. Eine tückische Spezies, die tagsüber als Steuerfachkraft oder Verkäufer arbeitete und raffiniert genug war, niemandem ein Haar zu krümmen.
    Die ultimative Bedrohung. Gewarnt von den Jagden durch die Jahrtausende legten sie die Bezeichnung »Vampir« ab und nannten sich: DIE LEUTE.
    Und so hieß auch der Roman: DIE LEUTE. Das erschien mir kurz darauf zu unreißerisch. Ich benannte das Buch mehrmals um: DIE LEUTE DES TODES, TAGSÜBER KOMMEN DIE LEUTE und, der beste und bedrohlichste Titel: WENN HEUTE LEUTE LÄUTEN, MACH NICHT AUF.
    Wurde abgelehnt. Dann rutscht mir doch den Buckel runter.
    Nun schreibe ich nur noch Texte mit philosophischem Ansatz, suche Antworten auf die drängenden Fragen des Seins. Zum Beispiel:
    Wie lange bleiben Drogen eigentlich im Körper, wenn man nix mehr nimmt?
    Ich bitte um Antworten per E-Mail, und wer was Hilfreiches weiß, kriegt ein Bier.
    Müsstest du dir aber selbst vom Balkon holen.
    Weißt ja: Schakale.

Ich mach’s nicht mehr in Büchereien
    Büchereienlesungen sind für mich so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher