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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt
Autoren: Harry Harrison
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in Kopenhagen geboren und kaum fünfzehn Kilometer von hier aufgewachsen. Probleme dürfte es eigentlich nicht geben.«
    »Davon bin ich überzeugt.« Der Beamte reichte Arnie den Paß. »Aber ich kann im Augenblick überhaupt nichts tun. In Belfast …«
    Arnie hatte seinen Aktenkoffer auf die Knie gelegt und ließ den Deckel aufschnappen. Er holte ein Adreßbuch hervor und öffnete es.
    »Ich möchte nicht melodramatisch erscheinen – aber meine Anwesenheit könnte im Interesse Ihres Staates liegen. Würden Sie daher bitte diese Nummer anrufen und nach Professor Ove Rude Rasmussen fragen? Sie haben doch sicher schon von ihm gehört?«
    »Natürlich – wer hat das nicht? Ein Nobelpreisträger. Aber Sie können ihn doch unmöglich um diese Zeit …«
    »Wir sind gute Freunde. Es macht ihm sicher nichts aus. Und die Sache ist wirklich wichtig.«
    Es war weit nach Mitternacht, und Rasmussen knurrte wie ein aus dem Winterschlaf aufgescheuchter Bär ins Telefon.
    » Wer ist das? Was soll das … Så for Saton! … Tatsächlich, bist du’s, Arnie? Von wo rufst du an, zum Teufel? Kastrup?« Dann hörte er sich schweigend Arnies Erklärungen an, wobei sich dieser zunächst natürlich nur sehr vage ausdrücken konnte.
    »Wirst du mir helfen?« fragte Arnie schließlich.
    »Natürlich! Allerdings habe ich noch keine Ahnung, wie. Ich komme jedenfalls, sobald ich mir etwas übergezogen habe. Halte durch.«
    Trotzdem dauerte es fast fünfundvierzig Minuten. Endlich klopfte es heftig an der Tür.
    »Arnie – du bist es wirklich!«
    Rasmussen glich seinen Bildern in der Presse – ein hagerer, schlaksiger Mann mit dünnem, gekräuseltem Bart. Die beiden Männer schüttelten sich herzlich die Hände, umarmten sich und lächelten sich strahlend an.
    »Jetzt erzähle mir aber, was du hier zu suchen hast und warum du mich in einer so entsetzlichen Nacht aus dem Bett holst.«
    »Das müssen wir unter vier Augen besprechen.«
    »Natürlich.« Ove sah sich um und bemerkte zum erstenmal den Offizier. »Können wir uns irgendwo unterhalten, wo uns niemand stört?«
    »Sie können dieses Büro benutzen, wenn Sie möchten. Ich garantiere dafür, daß es abhörsicher ist.« Die beiden Männer nickten; den sarkastischen Tonfall des anderen schienen sie nicht zu bemerken.
    Aus seinem eigenen Büro hinausgeworfen, was zum Teufel ging hier vor? Der Leutnant stellte sich in die Halle, zog ärgerlich an seiner Pfeife und drückte mit schwieligem Daumen den Tabak zusammen. Zehn Minuten später wurde die Tür wieder aufgerissen, und Rasmussen erschien auf der Schwelle. Der Hemdkragen stand ihm offen, und in seinen Augen blitzte Erregung. »Kommen Sie, kommen Sie herein!« sagte er und zog den Sicherheitsoffizier in den Raum.
    »Wir müssen sofort mit dem Premierminister sprechen.« Ehe der verblüffte Offizier etwas sagen konnte, überlegte er es sich anders. »Nein, das hätte keinen Sinn, nicht zu dieser nachtschlafenden Zeit.« Er begann auf und ab zu gehen, wobei er die hinter seinem Rücken verschränkten Hände aufgeregt öffnete und schloß. »Dazu ist morgen noch Zeit. Wir müssen dich zunächst hier herausbekommen, Arnie. Du kannst bei mir schlafen.« Er blieb stehen und starrte den Sicherheitsoffizier an.
    »Wer ist Ihr Vorgesetzter?«
    »Inspektor Anders Krarup.«
    »Den kenne ich nicht, nein. Warten Sie, Sie sind doch dem Minister unterstellt …«
    »Herrn Andresen.«
    »Natürlich – Svend Andresen. Du erinnerst dich an ihn, Arnie?«
    Klein dachte nach und schüttelte den Kopf.
    »Der ›kleine‹ Andres … Er dürfte über zwei Meter groß gewesen sein. Er war in der Oberstufe, als wir auf der Krebs-Skole waren. Er war der Bursche, der auf dem Sortedamissø durchs Eis brach.«
    »Ich habe das Schuljahr nicht beendet, sondern bin nach England gegangen.«
    »Natürlich. Aber er erinnert sich bestimmt an dich und wird mir glauben, daß die Sache wichtig ist. In einer Stunde bist du hier raus. Dann gibt’s ein Glas snaps für dich – und ab ins Bett.«
    Schließlich dauerte es doch länger als eine Stunde, und es war der Besuch des nicht gerade sehr glücklichen Ministers Andresen und eines eiligst herbeigerufenen Beraters erforderlich, um die Angelegenheit zu regeln. Schließlich blieb Leutnant Jørgensen allein zurück. Er war müde und mehr als verwirrt wegen der Ereignisse der letzten Stunden. Auch mußte er immer wieder an den hingeknurrten Ratschlag des Ministers denken, der ihn einen Augenblick beiseite genommen
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