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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt
Autoren: Harry Harrison
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Minute zu Minute wuchs. War er entführt worden? Die Suche weitete sich aus, ohne allerdings in die Nähe des Casit-Cafés zu kommen, wo Arnie Klein jetzt aufstand und sorgsam Prutot-Münzen auf den Tisch zählte, um für sein Getränk zu bezahlen. Dann machte er sich auf den Weg.
    Wieder war das Glück auf seiner Seite. Eben setzte ein Taxi vor Rowal, dem vornehmen Lokal nebenan, seine Passagiere ab. Arnie stieg sofort ein.
    »Flughafen Lydda«, sagte er.
    Als der Wagen auf die Jerusalem Road zuhielt, kamen ihnen zwei Polizeifahrzeuge entgegen. Sie fuhren sehr schnell.
     

 
2.
     
    Die Stewardeß mußte ihm auf die Schulter tippen. »Sir, würden Sie sich bitte anschnallen?«
    »Ja, natürlich.« Arnie tastete nach seinem Sicherheitsgurt.
    Der Flug war ihm sehr kurz vorgekommen. Majestätisch lehnte sich die große 707 auf eine Flügelspitze und setzte zu einer langsamen Kurve an. Das Flugzeug ging tiefer, raste einen Augenblick über die nebelhafte Oberfläche dahin und tauchte dann hinein. Plötzlich erschienen Lichtpunkte im Regen, und das schwarze Wasser des Öresund raste vorüber. Sekunden später erschien das Rollfeld, und dann waren sie sicher auf dem Flughafen Kastrup gelandet.
    Arnie wartete geduldig, bis sich die anderen Passagiere an ihm vorbeigeschoben hatten. Es waren hauptsächlich Dänen, die aus dem Sonnenurlaub zurückkehrten. Arnie verließ die Maschine als letzter. Die offene Tür zum Cockpit gestattete ihm einen Blick in einen dämmerigen Raum, der mit leuchtenden Anzeigetafeln und Schaltern unglaublich überladen war. Der Flugkapitän, ein großer blonder Mann mit einem riesigen Kinn, lächelte ihm zu. Capt. Nils Hansen stand auf dem Schild über den Insignien der Fluggesellschaft.
    »Hoffentlich hatten Sie einen angenehmen Flug«, sagte er in Englisch, der internationalen Luftfahrtsprache.
    »Oh, doch. Vielen Dank.«
    Er ging durch den gläsernen Korridor in den Transitwarteraum und setzte sich auf eine der schwarzen Chromlederbänke, den Aktenkoffer zwischen den Beinen. Er starrte ins Leere, ohne etwas zu sehen, und überdachte seine nächsten Schritte. Als er nach einigen Minuten zu einem Entschluß gekommen war, blinzelte er und sah sich um. Eben ging ein Polizist durch den Warteraum; in seinen hohen Lederstiefeln und mit seiner breiten Mütze wirkte er riesig. Arnie näherte sich ihm, seine Augen fast in Höhe des silbernen Abzeichens.
    »Ich möchte gern den höchsten Sicherheitsbeamten sprechen, wenn das möglich ist.«
    Der Polizist sah auf ihn herab und runzelte berufsmäßig die Stirn.
    »Wenn Sie mir vielleicht sagen könnten, worum es geht …«
    »Dette kommer kun mig og den vagthavende officer ved. Så må jeg tale med ham?«
    Der plötzliche Wechsel zum Dänischen überraschte den Polizisten sichtlich.
    »Sind Sie Däne?« fragte er.
    »Meine Staatsangehörigkeit ist unwichtig«, fuhr Arnie auf dänisch fort. »Ich kann Ihnen nur sagen, daß es um die nationale Sicherheit geht, und daß Sie wirklich am besten beraten wären, wenn Sie mich jetzt an den Mann verweisen würden, der für diese Dinge zuständig ist.«
    »Kommen Sie bitte mit«, sagte der Beamte.
     
    »Bitte setzen Sie sich«, forderte der Sicherheitsbeamte den Professor auf, als der Polizist seine Erklärungen beendet hatte. Er war hinter seinem Tisch sitzengeblieben, während er zuhörte, und er blickte Arnie durch eine runde Stahlbrille starr an, als wollte er sich sein Äußeres für eine Beschreibung einprägen.
    »Løjtnant Jørgensen«, sagte er schließlich, als sich die Tür geschlossen hatte und sie allein waren.
    »Arnie Klein.«
    »Må jeg se Deres pas?«
    Arnie reichte seinen Paß über den Tisch, und Jørgensen blickte überrascht auf, als er feststellte, daß es kein dänisches Dokument war.
    »Sie sind Israeli? Nach Ihrer Aussprache nahm ich an …« Als Arnie nicht antwortete, blätterte er in dem Paß und legte ihn schließlich geöffnet vor sich auf den leeren Tisch.
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein, Herr Professor. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte in Ihr Land einreisen. Jetzt.«
    »Das ist leider nicht möglich. Sie sind hier lediglich Transitpassagier und haben kein Visum. Ich schlage vor, daß Sie Ihre Reise wie geplant fortsetzen und das dänische Konsulat in Belfast aufsuchen. Ein Visum dauert einen, höchstens zwei Tage.«
    »Ich möchte aber sofort einreisen, deshalb habe ich Sie ja aufgesucht. Haben Sie bitte die Freundlichkeit, die nötigen Schritte einzuleiten. Ich bin
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