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Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt
Autoren: Harry Harrison
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willkommen. »Go’ davs, Hansen – Go’ davs, Rasmussen – Go’ davs, Skou.« Obwohl er darauf bestand, daß ihn alle nur mit Skou anredeten, behandelte er die anderen mit größter Korrektheit.
    »Die Frage der Sicherheit ist stets von größer Wichtigkeit, Herr Professor Rasmussen«, beharrte er, während seine Augen die Anwesenden überflogen. »Sie haben etwas, das der Geheimhaltung bedarf: also werden Sie diese Geheimhaltung bekommen – und zwar hundertprozentig.«
    »Was wir hier haben …«
    »Sagen Sie es mir nicht. Je weniger Leute davon wissen, desto weniger undichte Stellen wird es geben. Gestatten Sie mir nur, meine Sicherheitsvorkehrungen zu treffen – dann können Sie Ihrer Arbeit unbesorgt nachgehen.«
    »Himmel, Mann – ich mache mir keine Sorgen. Wir haben gerade erst begonnen, und niemand weiß von unserem Projekt.«
    »So sollte es auch sein. Ich habe es aber gern, gleich von Anfang an – oder sogar noch früher – dabei zu sein, damit ich meine Maßnahmen treffen kann. Wenn man auch nicht die geringste Kleinigkeit durchdringen läßt, kann der Gegner nichts erfahren.«
    Wie er so dastand, die Hände in den Taschen seiner abgetragenen Tweedjacke vergraben und leicht zur Seite geneigt, wirkte er wie einer, der angetrunken ist. Ove wußte, daß man sich in diesem Mann aber nicht täuschen durfte. Skou hatte jahrelang bei der Polizei gearbeitet, sprach ausgezeichnet deutsch und war während des Krieges ein allseits verachteter Kollaborateur der deutschen Besatzung in Helsingør gewesen, mit denen er oft Karten spielte. Jetzt hatte er mit irgendeiner Regierungsstelle zu tun, über die er sich nicht näher ausließ. Jedenfalls hatte es mit Geheimdienstarbeit zu tun, und er wußte seine Vorstellungen durchzusetzen, wo immer es auch war.
    »Das kommt mir alles wie im Kino vor, Herr Skou«, sagte Arnie. »Es wird niemandem auffallen, wenn wir das Gerät einfach auf einen Lastwagen laden und eine Plane darüber spannen.«
    Die drei Männer warteten versteckt im Gebäude des Niels-Bohr-Instituts, während draußen der rotschwarze Postwagen an der Rampe vorfuhr. Zwei Postbeamte, die in ihren rosafarbenen Jacketts massig wirkten und deren hölzerne trœsko auf dem Boden einen ziemlichen Lärm verursachten, brachten einige Pakete herein. Daß sie mehr waren als nur Postbeamte, war daran zu erkennen, daß sie sich überhaupt nicht um die drei Beobachter kümmerten; kein normaler dänischer Postbeamter hätte sich die Gelegenheit zu einem Schwätzchen entgehen lassen. Skou deutete schweigend auf die Kisten, die die Anlage enthielten und die jetzt nicht minder schweigsam in den wartenden Lkw geschoben wurden. Die breiten Türen schlossen sich, der große Riegel wurde vorgelegt, dann dröhnte der Motor auf, und der Wagen fuhr auf die Straße hinaus. Die drei sahen zu, wie er im Morgenverkehr verschwand.
    »Ein Postwagen ist zwar nicht völlig unsichtbar, aber er kommt diesem Ideal ziemlich nahe«, sagte Skou. »Er fährt jetzt zur Hauptpost an der Købmagergade, wo er zusammen mit zahlreichen anderen Wagen desselben Modells und der gleichen Farbe ankommt. Minuten später verläßt er die Hauptpost wieder – mit neuen Nummernschildern natürlich – und fährt zum Kai. Ich schlage vor, daß wir uns dorthin begeben, meine Herren, um die Ladung in Empfang zu nehmen.«
     
    Skou fuhr sie in seinem Wagen, einem schäbigen Opel umbestimmbaren Alters. Unterwegs bog er verschiedentlich in enge Straßen ab und fädelte sich mehrfach in neue Verkehrsströme ein, bis er sicher war, daß sie nicht verfolgt wurden. Er parkte schließlich in der Nähe des Jachthafens und machte sich auf die Suche nach einem Telefon, während die anderen vorausgingen. Ein schneidender Wind wehte vom Öresund herüber; er kam direkt aus Schweden und der Arktis. Die grauen Wolken am Himmel hingen tief.
    »Sieht fast nach Schnee aus«, sagte Ove.
    »Ist das das Schiff?« fragte Arnie.
    »Ja, die Isbjørn. Sie schien für unsere Zwecke am besten geeignet. Wir haben noch wenig Ahnung davon, wie sehr der Schiffskörper beansprucht wird, und obwohl der Kahn ziemlich alt ist, ist er immerhin ein Eisbrecher. Ich habe ihn den halben Winter über beobachtet, wie er hier draußen den Kanal freihielt.«
    Zwei Polizisten, die in ihren langen Mänteln sehr massig wirkten, schauten in Richtung Schweden, ohne sich um die Männer zu kümmern; die beiden Gestalten, die in einem Auto ein Stückchen weiter auf dem Kai saßen, schienen ebenso
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