Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Daleth-Effekt

Der Daleth-Effekt

Titel: Der Daleth-Effekt
Autoren: Harry Harrison
Vom Netzwerk:
Skou sprechen.«
    »Das Signal ist jetzt einwandfrei«, sagte Arnie, schaltete die Anlage aus, lehnte sich zurück und reckte sich. »Mehr können wir im Augenblick nicht tun. Was passiert jetzt?«
    Ove blickte auf die Uhr. »Es ist sechs Uhr, und ich werde langsam hungrig. Soviel ich weiß, sollten wir hier an Bord essen.«
    »Der Kapitän wird uns sicher gern bewirten – wahrscheinlich mit gekochtem Fisch, gekochten Kartoffeln und alkoholfreiem Bier. Wir können aber nicht gleichzeitig gehen. Iß du zuerst, ich bin sowieso nicht sehr hungrig.«
    »Nach deiner sicher zutreffenden Beschreibung ist mir eigentlich der Appetit vergangen. Aber ich melde mich freiwillig.«
    Arnie vertrieb sich die Zeit, indem er an der Anlage herumspielte und die maximale Feldstärke berechnete. Als Ove zurückkehrte, schloß er ihm die Tür auf.
    »Halb so schlimm. Schweinebraten und Rotkohl, sehr nahrhaft und nach Marineart derb zubereitet. Du hast doch seit unserer letzten Begegnung nicht etwa diätetische Vorurteile entwickelt?«
    »Kaum. Ich freue mich schon auf das Essen.«
    Kurz vor elf schrillte militärisch-dringlich das Telefon. Ove nahm den Hörer auf.
    »Hier ist Skou. Die Beobachter treffen gerade ein und möchten wissen, wann die Sache beginnt.«
    »Sagen Sie ihnen, daß es sofort losgeht. Ich komme raus.« Er legte auf und wandte sich an Arnie. »Fertig?«
    »Fertiger können wir überhaupt nicht sein.« Er atmete tief ein. »Häng’ dich ans andere Telefon, damit wir in Verbindung bleiben. Du mußt mich ständig auf dem laufenden halten.«
    »Klar. Und Kopf hoch – es klappt bestimmt.«
    »Das möchte ich auch hoffen. Sage mir Bescheid, wenn ich anfangen soll.«
    Ove folgte dem Telefonkabel nach draußen. Skou wartete unten auf ihn.
    »Wenn Sie bereit sind, sollen Sie bitte gleich anfangen. Admiral Sander-Lange hier ist über siebzig, und zwei andere Generäle sind kaum jünger …«
    »Der Premierminister …?«
    »Hat sich im letzten Augenblick entschlossen, nicht zu kommen. Aber da steht sein Vertreter. Die Leute von der Luftwaffe sind ebenfalls da – alle, die wir eingeladen haben.«
    »Wir sind soweit. Wenn Sie mir bitte das Telefon bringen würden. Ich werde die Herren kurz unterrichten, und dann fangen wir an.«
    »Ich wüßte gern, was hier vorgeht«, sagte der Admiral.
    »Aber gern. Was wir hier zu demonstrieren hoffen, ist der sogenannte Daleth-Effekt …«
    »Daleth?« fragte ein General.
    »Der vierte Buchstabe des hebräischen Alphabets – das Symbol, mit dem Professor Klein den Gleichungsfaktor bezeichnet hat, der zu der Entdeckung führte.«
    »Zu welcher Entdeckung?« fragte jemand verwirrt.
    Ove lächelte. Sein Gesicht war in dem durch die Schneeflocken verdunkelten Laternenlicht kaum zu erkennen.
    »Das wollen wir hier ja feststellen. Der Daleth-Effekt ist theoretisch bewiesen und in begrenzten Laborversuchen schon realisiert worden. Heute soll er nun zum erstenmal in einer Größenordnung erprobt werden, die uns hoffentlich darüber Aufschluß verschafft, ob er allgemein nutzbar ist oder nicht. Da dieser Versuch auch im Hinblick auf die Geheimhaltung nur unter größten Schwierigkeiten vorbereitet werden konnte, haben wir uns entschlossen, Beobachter zuzulassen, auch wenn noch die Gefahr eines Fehlschlags besteht.«
    »Inwiefern Fehlschlag?« fragte eine Stimme gereizt.
    »Diese Frage beantwortet sich in einigen Minuten von selbst …« Das Telefon klingelte und Ove unterbrach sich. »Ja?«
    »Seid ihr soweit?«
    »Ja. Zunächst mit Minimum-Energie, ja?«
    »Minimum-Energie. Es geht los.«
    »Wenn Sie jetzt bitte das Schiff im Auge behalten würden, meine Herren«, sagte Ove, nachdem er die Sprechmuschel abgedeckt hatte.
    Es gab sehr wenig zu sehen. Winzige Schneeflocken wirbelten durch die Lichtkegel am Kai. Die Gangway der Isbjørn war befehlsgemäß eingezogen worden und an den Bug- und den Heckkabeln, die man ein wenig locker gehängt hatte, standen Männer bereit. Die Ebbe hatte das Schiff etwas vom Kai weggezogen, so daß ein dunkler Abgrund sichtbar war, in dem das Wasser zwischen Schiffshülle und Kaimauer hin und her gurgelte und klatschte.
    »Noch nichts«, sagte Ove.
    »Ich drehe jetzt auf.«
    Die Männer traten wegen der Kälte von einem Fuß auf den anderen, und ein ärgerliches Gemurmel lief durch die Gruppe. Eben wollte sich einer der Militärs bei Ove beschweren, als plötzlich ein schrilles, nervenzerfetzendes Heulen die Luft erfüllte. Es schien keinen Ursprung zu haben, sondern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher