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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See
Autoren: S. Landauer
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mir?“
    In Davids Gesicht arbeitete es. Dann umfasste er auch ihre zweite Hand. Er drehte ihre Handflächen nach oben und streichelte mit den Daumen die Innenseite ihrer Handgelenke. Verlangen strömte wie flüssiges Feuer durch ihren Körper.
    „Ich … ich war zu schwach, um mich ganz von dir fernzuhalten, aber ich hätte es niemals zugelassen, das musst du mir glauben“, sagte er leise.
    Sie nickte langsam. „Ich glaube dir. Was will er von mir?“, wiederholte sie kaum hörbar.
    „Kinder“, erwiderte David rau.

10. KAPITEL
    Fassungslos starrte Cassie David an. Gleichzeitig wurde ihr übel.
    „Kinder?“, fragte sie entsetzt.
    David nickte. „Es ist mir selbst erst viel zu spät klar geworden, aber das war die ganze Zeit sein Plan. In seiner jetzigen Form kann er das Wasser nicht verlassen. Er kann nur versuchen, sich in Lebewesen einzunisten – und die meisten stoßen ihn ab. Doch wenn er es schaffen würde, ein ungeborenes Kind zu ‚übernehmen‘, dessen Charakter noch nicht geformt ist, dann hätte er einen eigenen Körper. Dann wäre er nicht mehr an sein Element Wasser gebunden und hätte mit seinen Kräften unendliche Macht.“
    Cassie überlief ein Schauer. „Aber wie kommt er denn ausgerechnet auf mich?“, flüsterte sie. „Stimmt irgendwas nicht mit mir, dass ich so stark auf ihn reagiere?“
    Heftig schüttelte David den Kopf. „Nein! Das darfst du nicht denken. Wie gesagt, zum Teil ist es meine Schuld, ich hätte mich noch viel mehr gegen meine Gefühle für dich wehren müssen. Diesem Wesen sind menschliche Gefühle wie Liebe oder Zuneigung völlig fremd. Es kann mithilfe seiner Kräfte nur nachahmen, verstärken und spiegeln, was es in einem Lebewesen vorfindet. Es hat meine Gefühle für dich ausgenützt und sie in übersteigerter Form auf dich zurückgeworfen, bis du geglaubt hast, es wären deine.“
    „Ich empfinde wirklich etwas für dich“, flüsterte sie, weil es stimmte. „Es ist nicht alles von ihm.“
    Er umschloss ihre Hände fester. „Ich weiß. Aber als es gemerkt hat, dass ich nicht mitspiele und seinen eigentlichen Plan nicht erfüllen werde, hat es uns benutzt, um den See zu verlassen. Und jetzt ist es in deinem Stiefbruder, und so, wie ich ihn am See erlebt habe, hat der nicht nur brüderliche Gefühle für dich. Es kann auch Marcs Sehnsüchte spiegeln und dir vormachen, es wären deine. Deshalb müssen wir es aufhalten, bevor es zu spät ist.“
    Cassie schloss die Augen. Natürlich. Es war tatsächlich dieses Wesen, das ihr Verlangen ins Unermessliche steigerte. Es manipulierte ihre Gefühle. Deshalb hatte sie schon bei ihrer ersten Begegnung mit David alles andere vergessen und sich ihm hemmungslos hingegeben. Fast. Nun wusste sie auch, warum sie sich vorhin sogar unwiderstehlich zu Marc hingezogen gefühlt hatte.
    Und dann wurde ihr klar, was es für sie – und andere Frauen – bedeuten würde, wenn dieses Ding tatsächlich in die Bay geriet. Wenn es ihm gelang, noch andere Männer zu übernehmen. Wenn diese Männer sich nicht wie David gegen die Sehnsucht nach völliger Vereinigung wehrten, sondern nur allzu begierig …
    „O mein Gott“, stöhnte sie, brachte es aber trotzdem nicht fertig, ihre Hände aus Davids zu lösen.
    Das tat er für sie. Mit einem unendlich traurigen Lächeln umfasste er ihr Gesicht und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann stand er auf und ging.
    Wie betäubt folgte sie ihm zu der nächsten Würfelgruppe, wo Tom und Linda warteten. Tom betrachtete David nachdenklich, sagte aber nichts.
    „Wir müssen zur Kläranlage“, sagte David. „Hoffentlich können wir ihn noch aufhalten.“
    Tom erzählte ihm, was er aus dem Internet erfahren hatte.
    „Gut, eine Chance haben wir“, erklärte David. „Aber wir müssen uns trotzdem beeilen.“
    „Mein Auto steht drei Blocks weiter“, sagte Tom. „Gehen wir.“
    „Warte.“ David deutete auf einen Gullideckel vor dem Theaterplatz, der in seiner Verankerung vibrierte. Sekunden später flog er laut scheppernd auf. Ein ganzer Pulk nasser Ratten quoll aus dem Schacht hervor und rannte quiekend los – direkt auf sie zu.
    „Habt ihr Taschenlampen?“, fragte David.
    Wortlos zog Tom die drei, die sie vorhin gekauft hatten, aus der Reisetasche und gab Linda und Cassie jeweils eine.
    David nahm sie ihr ab und zog Cassie zwischen sich und Tom. „Wir nehmen Cassie in die Mitte. Linda, stell dich dahin. Ja, gut so. Lasst die Ratten nicht an sie ran. Sie wollen ihr nicht wirklich was tun,
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