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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See
Autoren: S. Landauer
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Er war die meiste Zeit ohnmächtig, und ich war so kurz davor, in ein Krankenhaus zu fahren …“
    „Wir kommen sofort“, sagte Cassie, griff nach ihrer Tasche und stopfte das Handy hinein. „Gehen wir.“
    Sie fürchtete, Marc würde sie aufhalten, doch der lachte nur leise. „Geh nur, meine Schöne, du entkommst mir sowieso nicht. Glaub mir, wir sehen uns!“
    Draußen auf dem Bürgersteig atmete Cassie erst einmal tief durch.
    „Was, um alles in der Welt, war das?“, fragte Linda und schüttelte sich. „Wie war der denn drauf?“
    „Das ist nicht wirklich Marc“, erwiderte Cassie schwach. „Es muss genug von dem Ding in dem Wasser gewesen sein, um ihn zu verändern.“
    „Und dich gleich mit, oder was?“, fragte Linda. „Du hast dich ihm ja fast an den Hals geworfen.“
    „Ich versuche ja, mich dagegen zu wehren“, stöhnte Cassie. „Aber es ist …“ Hilflos schaute sie Tom an. „Ich will das nicht, das musst du mir glauben.“
    Er nickte kurz und deutete auf einen alten, zerbeulten Mazda, der auf dem Parkstreifen vor dem Theater hielt. „Das könnten sie sein.“
    Eilig überquerte Cassie die Straße und ging zu dem Wagen, aus dem ein bärtiger Typ mit Käppi ausstieg.
    „Eric?“, fragte sie.
    Der Typ nickte und deutete über die Schulter. David saß vorne, oder besser gesagt, er lag. Der Beifahrersitz war so weit wie möglich nach hinten geklappt, und David hatte die Augen geschlossen und atmete flach. Auf der Rückbank saß ein weiterer Mann, der jedoch zu schlafen schien.
    „Ich helfe euch jetzt noch, ihn aus dem Auto zu bekommen, aber dann bin ich weg“, erklärte Eric ohne große Vorrede. „Ich will keinen Ärger und ganz bestimmt keinen Typen, der in meinem Auto stirbt.“
    Doch Cassie hörte ihm gar nicht bis zum Ende zu. Sie hatte das Auto bereits umrundet und die Beifahrertür aufgerissen.
    „David“, sagte sie.
    Er reagierte nicht.
    Besorgt betrachtete Cassie ihn im Licht der Straßenlaterne. Sein Gesicht wirkte trotz der Bräune fahl und eingefallen, seine Nase spitz, und seine Stirn war schweißnass.
    „David?“ Sie legte eine Hand auf seine Schulter. „David, ich bin’s.“
    Tatsächlich öffnete er die Augen, doch es dauerte einen Moment, bis sein Blick sich fokussierte.
    „Wasser …“, flüsterte er.
    Cassie schaute sich zu den anderen um, die hinter ihr standen. „Hat jemand was zu trinken?“
    „Nein …“ David griff nach ihrer Hand. „Ist noch was von dem Seewasser übrig?“
    Ein eiskalter Schauer überlief sie. „Nein“, erklärte sie fest.
    „Ich kann es spüren“, widersprach er und deutete auf ihre Tasche. „Es ist da drin. Ich brauche es, bitte.“
    Hinter ihr räusperte sich Eric. „Leute, ich würde jetzt wirklich gern wieder fahren. Ich weiß ja nicht, was für ein Problem er hat, aber mir wird die Sache einfach zu heiß. Also, bitte helft ihm beim Aussteigen, und dann tschüss.“
    Tom schob Cassie zur Seite. „Ich mache das“, sagte er, legte sich Davids Arm um die Schultern und zog ihn aus dem Auto.
    „Da drüben, zu den Würfeln“, rief Linda.
    „Die Würfel“ waren eine Ansammlung von verschieden großen Kuben aus farbigem Beton, ein Kunstwerk vor dem Theaterfoyer, das von Passanten auch gern als Sitzlandschaft genutzt wurde.
    Eric half Tom, David auf einen der Würfel zu setzen, und blieb dann abwartend stehen. Tom zückte seine Brieftasche und reichte ihm die vier Fünfzigdollarscheine.
    „Hier, Mann. Wir haben es leider nicht mehr zur Bank geschafft, aber …“
    Blitzschnell nahm Eric die Scheine an sich. Dann rannte er fast zu seinem Wagen. „Schon gut, kein Problem“, rief er über die Schulter. „Das wird schon wieder. Hoffentlich.“
    Mit quietschenden Reifen schoss er davon.
    Cassie wandte sich David zu, der schwer atmend an einem der kleineren Würfel lehnte.
    „Bitte“, flüsterte er. „Gib mir das Wasser.“
    Störrisch schüttelte Cassie den Kopf. „Nein. Nein, das kannst du nicht machen.“
    Über ihre Schulter hinweg fiel sein Blick auf Linda und Tom. „Kann ich kurz allein mit dir reden?“
    „Sie wissen Bescheid.“
    „Trotzdem.“
    Achselzuckend drehte sich Cassie um. „Lasst ihr mich bitte kurz mit ihm allein?“
    „Ist das eine gute Idee?“, fragte Linda.
    Doch Tom nickte nur und schob sie zu einer Würfelgruppe, die ein paar Meter entfernt stand.
    Als sie außer Hörweite waren, nahm David Cassies Hand. Außer Sorge, Mitgefühl und einer freundschaftlichen Liebe regte sich dabei nichts in ihr.
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