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Der Cyberzombie

Der Cyberzombie

Titel: Der Cyberzombie
Autoren: Jak Koke
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vielleicht genau das, was du brauchst, um die richtige Einstellung zu finden, die du für die Suche nach dem Herz und die Erfüllung deines Auftrags benötigst.«
    Ryan lauschte gar nicht so sehr ihren Worten, sondern vielmehr ihrer unendlich beruhigenden Stimme. Vielleicht sollte er auf sie hören.
    »Ich habe recht in dieser Sache. Denk darüber nach, wozu Dunkelzahn geraten hätte, wenn er noch bei uns wäre.«
    Das war das Entscheidende. Weil Ryan nicht die geringste Ahnung hatte, wozu der Drache tatsächlich geraten hätte.
    Vielleicht hat Nadja recht, dachte er. Vielleicht weiß sie besser als ich, was der Drache gewollt hätte.
    Nadja beugte sich vor, und auf dem Schirm waren nur noch ihre Augen zu sehen, die wie von Tau bedeckte Tropfen aus grünem Glas aussahen. »Bitte, um unser beider willen, komm für ein paar Tage zu mir.«
    Der Bildschirm wurde dunkel, und Ryan fiel plötzlich auf, daß er das Armbandkom sehr dicht vor dem Gesicht hielt. Anstelle von Nadjas Gesicht sah er sein eigenes Spiegelbild auf dem schwarzen Schirm. Große, bläuliche Ringe schienen seine silbern gesprenkelten blauen Augen zu verschlingen und kündeten von Tagen mit viel zu wenig Schlaf. Auf seinem zerfurchten Gesicht sproß ein Dreitagebart, der jedoch weder die eingefallenen Wangen noch die tiefen Linien um die Lippen verbergen konnte, welche die Anspannung hineingegraben hatte.
    Ryans drahtiges kastanienfarbenes Haar war ungekämmt, und er fuhr unwillkürlich mit dicken, schwieligen Fingern hindurch, um einige der widerspenstigeren Strähnen zu glätten. Er sah aus wie jemand, der eine Pause brauchte.
    Plötzlich kam Grinds heisere Stimme über den Ohrstöpsel des Phillips Tacticom - eine winzige Einheit, die genau in sein Ohr paßte und über ein mimetisches Band mit einem fleischfarbenen Kehlkopfmikro und einer Sendeeinheit an seinem Gürtel verbunden war. Das Phillips war ein militärisches System und mit einem Zerhacker versehen, dessen Verschlüsselungen nicht leicht zu knacken waren. »Quecksilber«, sagte Grind, indem er Ryan mit dessen Codenamen anredete, »wir bekommen Gesellschaft.«
    Ryan sah sich um und konzentrierte sich dabei auf seinen magisch verschärften Gehörsinn, und tatsächlich konnte er über dem Rauschen des Windes, der durch den Canyon heulte, das rhythmische Schrappen von Hubschrauberrotoren ausmachen. »Anzahl und Entfernung?«
    Grind war ein Zwerg, ein Kampf- und Waffenexperte, der bei einer ganzen Reihe von Söldnereinheiten gedient hatte, bevor er vor ein paar Jahren die Aufmerksamkeit Dunkelzahns erregte. Gegenwärtig war er für die Abwehrsysteme der Anlage zuständig. »Drei Echos sind soeben von Süden in den Radarbereich eingedrungen. Sie kommen rasch näher, fliegen in Angriffsformation und halten direkt auf uns zu.«
    Ryan lief rasch zum Eingang der unterirdischen Anlage zurück. »Dhin soll seine Drohnen zurückrufen. Und hol Axler aus dem Canyon herauf. Ich weiß nicht, was das für Leute sind, aber ich will auf alles vorbereitet sein.«
    »Verstanden«, sagte Grind mit einem Anflug von Erregung in der Stimme.
    Ryan erreichte den neu angelegten Eingang in dem Augenblick, als Axler mit ihrem Northrup Wasp Einmannhubschrauber über den Rand des Canyons flog. Axler landete den Hubschrauber und stieg aus. Ryan wartete vor dem Eingang auf sie.
    Axler war ein Mensch etwa Mitte Zwanzig, sehr attraktiv mit schulterlangen blonden Haaren und braunen Augen. Ryan wußte, daß sich unter ihrem Plycra-Bodysuit zahlreiche kybernetische Verstärkungen verbargen, aber oberflächlich war davon nichts zu sehen. Alles war sehr diskret.
    Axlers sonst so harte Miene war schlaff vor Erschöpfung. »Grind hat mir alles erzählt.« Ein Anflug von Streß in ihrem Tonfall verriet Ryan, wie sehr sie sich verausgabt hatte. Sie näherte sich ihrer Leistungsgrenze.
    Grind erschien in der Tür. Der schwarzhäutige Zwerg reichte Axler bis zum Ellbogen, war aber ebenso breit wie lang. Er war äußerst muskulös, und seine offensichtlichen Cyberarme hatten die mattgraue Farbe alter Kriegsschiffe. Grinds krauses Haar war kurz geschnitten.
    »Seid ihr bereit zum Tanz?«
    »Ich war schon an dem Tag bereit, als sie mich aus Mamas Bauch schnitten«, sagte Grind mit einem kurzen Lachen.
    »Axler?«
    Ihr Tonfall war kühl. »Ich bin bereit, wenn du es bist.«
    Ryan machte sich nicht die Mühe, auf die unterschwellige Beleidigung in ihren Worten zu reagieren. Sie war immer noch mißtrauisch, seit er versucht hatte, sich das
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