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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt
Autoren: Helmut Vorndran
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Herrschaften!!!
    Rosenstolz: Okay. Bin dabei. Muss wohl sein verdammte Scheiße.
    Glühwurm: Dann isses beschlossen und verkündet. Peter 69 du kannst
loslegen. Aber sei bloß vorsichtig.
    Peter 69: (Logout)
    Rosenstolz: (Logout)
    Glühwurm: (Logout)
    *
    Das Hausener Wehr war das letzte Stauwerk am Obermain. Von hier aus
schlängelte sich der Lauf die restlichen vierzig Kilometer bis zu seiner
Mündung in den Main-Donau-Kanal bei Bamberg. Inzwischen wurde fleißig an der
Strecke herumnaturiert, um dem Obermain wieder etwas von seiner verlorenen
Ursprünglichkeit zurückzugeben. Immerhin waren im Lauf der letzten hundert
Jahre fast zwanzig Prozent der Mainschleifen weggekürzt worden. Hauptsächlich
waren die Flussstücke der Flößerei zum Opfer gefallen, die um die
Jahrhundertwende noch den Stellenwert eines wichtigen Arbeitgebers besaß und
das Holz aus dem Fichtelgebirge und dem Frankenwald auf dem schnellsten Weg
nach Holland transportiert hatte.
    Doch davon war natürlich mittlerweile keine Rede mehr. Im Gegenteil:
Inzwischen stand eine größere Anzahl an thüringischen Wohnwagen inklusive
Bewohnern am Mainufer herum, als jemals fränkische Holzstämme den Main
heruntergeschwommen waren. Aber, dachte sich der Wehrbeauftragte Fritz Lohneis,
dafür lassen sie immerhin auch viele Euro in fränkischen Wirtschaften bei
fränkischem Bier, Essen und Schnaps. Von den Spezialitäten gab es am Obermain
mehr als genug. Er schmunzelte in sich hinein.
    Wie auch immer, gleich hatte Lohneis Feierabend. Die Sonne ging bald
unter, und er musste nur noch ein letztes Mal die Anlage überprüfen. Danach
konnte er heim in sein kleines Reundorfer Fachwerkhäuschen gehen, das er mit
Frau und seinem Berner Sennenhund bewohnte. Er warf einen letzten Blick hinauf
auf den Banzberg, wo das gleichnamige Kloster bald wie jeden Abend den
Nachthimmel erleuchten würde, und auf die massiven Schützentore des Hausener
Wehres. Der Main hatte für die Jahreszeit einen niedrigen, aber gleichmäßigen
Wasserstand, und auf Kloster Banz war wie so häufig die CSU am Konferieren. Im Obermaintal war also alles, wie es
sein sollte. Jetzt musste Lohneis nur noch kurz die Anzeigen im Inneren des
Schleusenhauses kontrollieren, für einen Moment dem beruhigenden Summen der
Generatoren lauschen, abschließen und den Heimweg mit seinem Hund antreten,
dann war seine Arbeitswoche zu Ende.
    Der gestandene Franke mit ebensolchem Stammbaum ging zurück ins
Schleusenhaus. Kurz, knapp, aber präzise streifte sein Blick die
Instrumentenanzeige. Er stutzte. Etwas irritierte ihn. Irgendetwas war falsch.
Der Ton stimmte nicht. Aus der Geräuschkulisse seiner Wehranlage war ein
kleiner, doch signifikanter Missklang herauszuhören. Pro Jahr führte der
Wehrbeauftragte bestimmt mehrere hundert Besucher durch die Betriebsräume der
Wehranlage, darunter Ingenieure, Architekten, Professoren und – natürlich –
viele Thüringer, aber keiner der Besucher, und zwar egal welcher Spezies, hätte
in diesem Moment eine akustische Veränderung bemerkt. Es war einfach zu laut.
Aber nicht etwa laut im Sinne von Air-Force-One- oder Presslufthammerlärm.
Nein, es war das intensive Summen und Brummen der riesigen Generatoren,
Wasserturbinen und sonstigen Aggregate, das sich mit dem alternierenden Klackediklack
von Ketten und Hebewerken der stählernen Schützen mischte. Trotzdem hatte jeder
Ton, jedes Geräusch, jeder noch so kleine akustische Effekt seinen Platz und
seinen Moment. Doch die seit Jahren ehern bestehende Ordnung hatte nun einen
Fehler bekommen. Beinahe unmerklich und dennoch im sensiblen Mittelohr von
Fritz Lohneis durchaus deutlich fand hier gerade eine Rebellion statt. Den Kopf
wie eine Radaranlage schwenkend bewegte er sich langsam so lange in die Tiefen
seiner Maschinerie hinab, bis sich in seinem Ortungssystem ein feines,
schleifendes Geräusch herauskristallisierte. Aus der Kakophonie von
Turbinengeräuschen versuchte Lohneis nun zielgerichtet den Ursprung der
akustischen Anomalie auszumachen.
    Und dann sah er es. Die Antriebseinheit des rechten Schützentores.
Ganz langsam, fast unheimlich bewegte sie sich. Aber das war doch unmöglich!
Die Schützensteuerung konnte nur er allein über die Hebel und Knöpfe oben im
Haus bedienen. Konnte es sein, dass ein dreifach gesichertes System von alleine
loslief?
    Über sich hörte er neues Ungemach. Der Hund schlug an. Was zum
Teufel war da los? Lohneis hastete die Leitern wieder nach oben und sprang mit
einem großen
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