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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer
Autoren: David Gilman
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ein letztes Mal umdrehte, sah er den Hai benommen aus seinem Kajak klettern und am Ufer zusammensacken. Irgendwem hatte es nicht gefallen, dass Max gestern Abend Sophie geholfen hatte. Sie hatte Recht gehabt – jemand versorgte diese aggressiven Burschen tatsächlich mit allem, was sie haben wollten, und erkaufte sich damit ihre Dienste.
    Das Adrenalin trieb Max weiter, aber er wusste natürlich, dass der Angriff ihn wertvolle Zeit gekostet hatte.
    Hinter der letzten Biegung waren es noch zweihundert Meter bis zum Ziel, wo sich Zuschauer und Offizielle drängten. Auf der Straße, die sich den Berg hinaufschlängelte, sah er etwas aufblitzen.
    Ein schwarzes Auto, neben dem zwei Männer in schwarzen Lederjacken standen. Einer hatte ein Fernglas vor den Augen. Max hörte die Zuschauer jubeln.
    Er konzentrierte sich auf die Ziellinie und spannte noch einmal alle Muskeln an. Sekunden später hörte er das elektronische Signal, als er durch die Lichtschranke glitt.
    Er paddelte ans Ufer und einige Helfer hielten sein Kajak fest. Dann stemmte er sich mit seinem Paddel hoch und stieg aus. Erschöpft atmete er mehrmals tief durch. Einer der Kampfrichter rief nach einem Sanitäter.
    Ohne auf ihn zu achten, schob sich Max durch die Menge, um einen Blick auf die Zeitanzeige zu werfen.
    Nicht optimal, aber immerhin. Damit war seine Teilnahme am Snowboard-Finale gesichert. Mit einer besseren Zeit wären seine Chancen in der letzten Runde des Wettkampfs größer gewesen. Jetzt musste er bei seiner Freestyle-Nummer schon etwas Außerordentliches leisten, um die verlorenen Punkte wieder aufzuholen.
    Er sah zu der Bergstraße hinauf.
    Die Männer und das Auto waren nicht mehr da.
     
    Die Teilnehmer wurden mit Bussen ins Dorf gebracht und bekamen zwei Stunden Zeit, etwas zu essen und sich auf die letzte Runde vorzubereiten. Die Woche war ziemlich hart gewesen, denn es ging bei alldem nicht nur um Können, sondern auch um Kondition. Bobby Morrell, der auf dem Fluss die beste Zeit erreicht hatte, war jetzt klarer Favorit. Außer Bobby und Max waren noch drei im Rennen: die junge Deutsche, die auf einer Snowboard-Anlage in München trainiert hatte, ein siebzehnjähriger Franzose, der bei den Zuschauern Heimvorteil genoss, und ein Holländer, von dem Max nicht erwartet hätte, dass er es in die Endrunde schaffen würde. Zu den Favoriten hatte auch eine Ungarin gezählt. Sie war gelenkig und schön wie eine Turnerin und sah mit ihrer modischen Kurzhaarfrisur aus wie eine Kalifornierin. Lebhaft und immer mit einem Lächeln auf den Lippen war sie bei allen beliebt. Die Jungen fühlten sich zu ihr hingezogen wie Autofans zu einem Ferrari. Sie begannen erst Abstand zu halten, als sie erfuhren, dass sie mit Bobby zusammen war. Die beiden waren ein Paar. Sie hieß Potÿncza Józsa und schien den Wettbewerb noch ernster zu nehmen als die meisten anderen. Sogar Bobby konnte über ihre konzentrierteEntschlossenheit nur verwundert den Kopf schütteln. Da ihr Name schwer auszusprechen war, fügte sie, wenn sie sich vorstellte, jedes Mal hinzu: »Aber sag einfach Peaches zu mir, so nennt mich jeder.« Und unter diesem Namen kannten sie alle.
    Zunächst sah es so aus, als könnte sie den Holländer haushoch schlagen, aber dann hatte sie im Kajak einen dummen Fehler gemacht. Sie ärgerte sich sehr darüber und Bobby versuchte vergeblich, sie zu trösten. Sie wünschte ihm viel Glück, gab ihm einen Kuss und ging, damit er sich auf den Wettkampf konzentrieren konnte. Sie wollte ins Hotel, um ein heißes Bad zu nehmen und wahrscheinlich auch, vermutete Max, um sich ungestört auszuheulen. Irgendwie war Max erleichtert, dass sie ausgeschieden war. Peaches wäre viel schwerer zu schlagen gewesen als der Holländer. Der stellte keine große Gefahr dar, denn er hatte noch weniger Erfahrung als Max im Freestyle-Snowboarding. Also: Fünf waren noch übrig, jeder musste noch zweimal antreten, dann war die Meisterschaft entschieden.
    Die Platzwunde über Max’ Auge musste mit vier Stichen genäht werden. Der Arzt meinte, ein Pflaster werde die Blutung nicht zum Stillstand bringen, und während die Wunde im Sanitätszelt versorgt wurde, stand Bobby Morrell daneben und sah dabei zu.
    »Du könntest fragen, ob du beim Finale später antreten kannst«, sagte er.
    »Nein, ich will das hinter mich bringen. Hast du an der großen Biegung ein lose treibendes Kajak gesehen?«
    »Ja, schwarz mit einem chaotischen weißen Muster.« Max nickte. »War jemand
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