Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer
Autoren: David Gilman
Vom Netzwerk:
drin?«
    »Nein. Vielleicht hat es sich früher am Tag irgendwo losgerissen. Man hätte den Fluss vor dem Rennen noch einmal kontrollieren sollen. Das Boot hätte uns alle in Gefahr bringenkönnen. Erst recht bei den harten Bedingungen heute da draußen.«
    Max zuckte zusammen, als die Nadel in die Wunde stach. Der Arzt entschuldigte sich.
    Morrell sah ihn aufmerksam an. »Hat das Kajak dir Probleme gemacht? Hast du dir deswegen diese Platzwunde geholt? Hör zu, wenn du einen Neustart verlangst, habe ich nichts dagegen. Und die anderen bestimmt auch nicht.«
    Der französische Arzt tupfte die Wunde mit einem Antiseptikum ab. »Fertig. Keine Sorge, den Mädchen wird die Narbe gefallen«, sagte er.
    Max zog seine Skijacke an. Bobby hatte Recht. Wenn er wollte, konnte er die Veranstalter bitten, die Strecke noch einmal fahren zu dürfen. Aber er schüttelte den Kopf.
    Der Berg wartete.
     
    Die speziell angelegte Snowboard-Piste war von der Startmaschine bis zum Ziel, wo man aus den Schneemassen eine Art Sprungrampe geformt hatte, ein einziger langer, steil abfallender Hang. Mit seinen Punkten aus den vorigen Wettbewerben lag Max in der Gesamtwertung auf Platz drei. Sinnlos, sich über die verlorenen Punkte im Wildwasser zu ärgern – er hatte immer noch eine Chance auf den Sieg. Der Holländer hatte einen ziemlich mittelmäßigen Sprung hingelegt und dabei so viele Punkte verschenkt, dass er das beim zweiten Durchgang nicht mehr gutmachen konnte. Er war aus dem Rennen.
    Max machte sich bereit. Er atmete tief durch. Das nervöse Prickeln, das gute alte Lampenfieber, half ihm bei der Konzentration. Er war cool. Jetzt ging es um alles. Los!
    Erster Sprung – Tempo machen, auf die Mitte der Rampe zuhalten und hoch in die Luft. Er brauchte einen Big Ollie –einen sehr hohen Sprung – und kam gut von der Rampe, kickte das hintere Ende des Snowboards runter und hob die Spitze mit einem Fuß an. Dann zog er die Knie an und packte im Flug das Board vorn mit einer Hand. Alles war still. Kein Scharren des Boards auf dem Schnee. Kein Wind. Nichts. Er riss die Arme hoch, um einen Backside 360 zu machen – eine Drehung um dreihundertsechzig Grad. Er spürte die Luft in seinem Gesicht, sah undeutlich die Zuschauer, dann den Berg und schließlich den Hang. Er hatte es geschafft! Er und das Board landeten gleichzeitig auf dem Hang.
    Er fühlte sich wie im Rausch. Als er in den Zielbereich glitt, klatschte Bobby Morrell ihn ab. Obwohl er den Sprung nur wenig geübt hatte, war er ihm gut gelungen. In seiner einfachsten Form galt er als nicht besonders schwierig, aber Max hatte ihn langsam und hoch ausgeführt, und der Stil war bei so einem Sprung das Wichtigste.
    Die Deutsche war als Nächste dran, dann Bobby.
    Das Mädchen gab eine beeindruckende Vorstellung ab. Die Menge tobte vor Begeisterung. Max sank der Mut, als er die Punkte für ihre Darbietung auf der Anzeigetafel aufleuchten sah. Jetzt war er auf Platz vier abgerutscht, und nach Bobby Morrells bärenstarkem Auftritt war Max schließlich sogar nur noch auf Platz fünf. Nach all seinen Mühen war er drauf und dran, aus dem Wettbewerb auszuscheiden.
    Max musste sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um die Punktrichter von den Plätzen zu reißen. Voriges Jahr hatte er bei einem amerikanischen Snowboard-Champion einen fantastischen Sprung gesehen – mit viel Tempo aus der Startmaschine und dann ein Double Flip von der Rampe. Eine einzelne Umdrehung war relativ einfach, dazu brauchte man nur die Schwerpunktverlagerung des Körpers beim Auftreffen auf dieRampe auszunutzen, aber ein doppelter Salto? Um das hinzukriegen, musste Max zum einen sehr hoch in die Luft fliegen und dann auch noch perfekt ausbalanciert wieder landen – und das schaffte man eigentlich nur mit sehr viel Erfahrung. Als er wieder am Start stand, hatte er seinen Entschluss gefasst.
    Er würde es wagen.
    Die Gesichter der Leute verschwammen, er sah nur noch die Rampe, und jetzt begann es zu schneien, große Flocken, die durch die Luft segelten. In den Bergen würde es frischen Pulverschnee geben – schöne, unberührte Pisten. Da oben wäre es still, nicht so wie hier. Kein Geschrei von all diesen Leuten, die wussten, dass dies sein alles entscheidender Sprung war.
    Max hatte ein Talent dafür, andere zu imitieren. Es war, als habe er eine Kamera im Gehirn, die Millionen Aufnahmen pro Sekunde machte und die Informationen an seinen Körper weitergab. Ein Muskelgedächtnis. Bring deinen Körper
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher