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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer
Autoren: David Gilman
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Kondensatoren eines tragbaren Defibrillators auf Sayids Brustkorb. Thierry stieß Sayid die Nadel ins Herz. Immer noch kein Puls.
    »Finger weg«, sagte Corentin.
    Er löste den Impuls aus, und Sayids Körper bäumte sich auf.
    »Komm schon, Sayid! Komm schon!«, bettelte Max.
    »Der Junge ist tot. Ihr vergeudet hier nur eure Zeit«, sagte Farentino.
    Corentin sah ihn an, als wollte er ihn umbringen. »Dieser Junge ist eiskalt. Tot ist er erst, wenn er warm und ohne Lebenszeichen ist. «
    Corentin und Thierry versuchten es noch drei Mal, dann sah Corentin zu Max hoch und schüttelte den Kopf.
    »Draußen wartet ein Rettungshubschrauber. Wir bringen euch jetzt hier raus. Kommt, noch ist es hier sicher. Und da draußen bricht bald die Hölle los. Dann wird hier kein Hubschrauber mehr fliegen können.«
    Max betrachtete den leblosen Körper seines besten Freundes. Wo blieben die Tränen, warum weinte er nicht? Warum empfand er nichts anderes als dieses animalische Verlangen, Sayids Mörder nachzujagen?
    »Junge, du bist total erschöpft. Gehen wir«, sagte Thierry sanft, während Corentin Sayid in seinen Armen hochhob. Max sah auf die Uhr. 10:59 Uhr.
    »Ich kann nicht. Tischenko wird diesen Berg in weniger als vierzig Minuten in die Luft sprengen. Er sitzt oben in einem Turm, ein paar Kilometer von hier talabwärts. Es gibt ein unterirdisches Schienensystem …«
    Thierry unterbrach ihn. »Hör gut zu, Max. In diesem Tunnel waren Sprengfallen angebracht. Er ist eingestürzt. Das Rohr ist noch da, aber man kommt da nicht durch. Vielleicht wär’s am besten, wir vergessen diesen Verrückten, oder?«
    »Niemand geht in dieses Tal, Max. Das ist wirklich zu viel verlangt. Die Blitze sind überall«, sagte Corentin ruhig.
    Max schüttelte den Kopf. »Bringen Sie ihn ins Krankenhaus, Corentin, bitte.«
    Sayids Arm fiel herab. Max legte ihn zurück und streichelte seinem Freund übers Gesicht. Jetzt hatte er Tränen in den Augen. Aber ein anderer Teil von Max Gordon zog ihn plötzlich weg. Er drehte sich um und rannte, so schnell er konnte, zu Tischenkos Privataufzug.
    Er drückte auf den Knopf. Der Aufzug war zwar jetzt kein Expresslift mehr, wurde aber offenbar von einem Notkondensator noch mit genügend Strom versorgt, denn Sekunden später trat Max in den Raum, wo Tischenko von den Plänen für seine Unsterblichkeit geschwärmt hatte. Die Instrumententafeln waren offen, der Kristall summte und glühte – noch immer strömte Energie in ihn hinein. Das bedeutete, dass die Energie von der unterirdischen Pipeline geliefert wurde, an der Max vorbeigekommen war – der Teilchenbeschleuniger, der bald Lichtgeschwindigkeit erreichen würde … Wann? Er sah auf Farentinos Uhr – 11:15 Uhr. Noch neunzehn Minuten.
    Schneide Bärenkralle.
    Ungefähr sechzig Meter weit erstreckten sich die Wohnräume an der Felswand. Am Ende warteten zwei große Türen. Max zog eine auf und der hereinfauchende Sturmwind riss ihn von den Beinen. Regen peitschte über Tischenkos Aussichtsplattform. Max brachte sich in Sicherheit und sah zu, wie der Sturm Tischenkos Privaträume verwüstete. Da erblickte er die Wolfsmaske, die auf einer Bronzebüste Tischenkos drapiert war. Er nahm sie von dem kalten Metall herunter. Schönes, weiches Fell, aber die Augenlöcher sahen unheimlich aus. Die Maske des Jägers. Max zog sie sich übers Gesicht. Jetzt war er von der Haut des wilden Tieres umhüllt. Ein Spiegel zeigte ihm das fremde Wesen, das ihn da anstarrte. Er schauderte. Ein Beben durchlief seine Muskeln. Sein Herz raste. Angriffslust stieg aus seinem Innersten auf. Plötzlich erinnerte er sich – es gabnoch eine zweite Plattform, die, von der Tischenko mit dem Gleitschirm gestartet war. Das war seine einzige Chance. Rasch mit dem Aufzug nach unten.
    11:20 Uhr.
    Blitze schlugen in die Flanken des Bergs und sprengten riesige Felsbrocken heraus. Sie sahen aus wie Krallen. Max trat in eine künstlich angelegte Höhle, die groß genug war, ein kleines Flugzeug darin unterzubringen. Aber es gab hier kein Flugzeug, nur ein Dutzend Gleitschirme, die zum Trocknen an der Decke hingen. Wie gigantische Fledermäuse schwebten sie zitternd in der Zugluft, die von draußen hereindrang.
    Vierhundert Meter über ihm wälzten sich die brodelnden Wolkenmassen über den Himmel. Grelle Blitze zuckten durch die Dunkelheit und ließen geisterhafte Bilder zwischen den schwarzen Formationen aufleuchten. Max brauchte Gegenwind. Er zog das Haupttor ganz auf und kam sich plötzlich
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