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Der Code des Luzifer

Der Code des Luzifer

Titel: Der Code des Luzifer
Autoren: David Gilman
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vor wie im Auge eines Tornados. In dieser Höhe war die Luft ruhiger und der Wind kam von vorn. Perfekt. Max sah die zwei Türme deutlich vor sich, ein unglaubliches Blitzgewitter zuckte zwischen ihnen hin und her. Tischenko lockte die Naturgewalten an und verwandelte sie in böse Mächte.
    11:22 Uhr.
    Schneide Bärenkralle.
    Fest in die Gurte geschnallt, warf Max den gebündelten Stoff aus seinen Armen in den Sturm. Sofort zerrte der Wind daran, knurrend und fauchend, und schleuderte ihn hoch in die Luft. Eine unwirkliche Welt. Unten Eis und Schnee, oben das Gewühl schwarzer Wolken. Die Blitze über dem Tal wiesen ihm den Weg. Er zog an den Hauptgurten, um Fahrt aufzunehmen. Die Leinen knisterten vor Spannung. Am Gurtwerk waren ein Kompass und eine Geschwindigkeitsanzeige angebracht. Maxwusste ganz genau, wo er hinwollte, einen Kompass brauchte er dazu nicht, aber er sah, dass er mit sechzig Stundenkilometern vorankam.
    Die Luft war schneidend kalt; Hagelkörner prasselten auf seine Hände. Gegen den Sturm ankämpfend, hielt er auf die Türme zu. Im flackernden Licht der Blitze sah Max unter sich undeutliche Bewegungen. Wölfe. Sie folgten ihm, vielleicht weil sie glaubten, der da oben unter dem schwarzen Gleitschirm sei ihr Herr und Meister. Und wenn er tiefer sank? Dann würden sie bald merken, dass die Gestalt mit der Maske nicht Fedir Tischenko war. Aber das spielte keine Rolle. Im Augenblick fühlte er sich wie der Anführer. Der Leitwolf.
    Max flog viel zu hoch; in dieser Höhe würde er über die Türme hinwegfliegen, und sie waren keinen Kilometer mehr entfernt. Er zog an den Hauptgurten, um weniger Luft unter dem Schirm zu haben. Jetzt sank er, aber viel zu tief. Er fing den Sturz ab, verlagerte sein Gewicht, hob eine Hand, um sich vor einem Blitz zu schützen, der durch die Regenschleier vor ihm niederfuhr. Das war der wildeste Flug seines Lebens.
    Die beiden Türme standen in einem abgezäunten Gelände. Sie sahen aus wie Wachtürme in einem Kriegsgefangenenlager, standen aber nur zweihundert Meter auseinander. Und es gab dort auch keine Baracken, nur einen halb unterirdischen Backsteinbau, der aussah wie ein Kraftwerk. Dieser Kasten stand direkt am Zaun; von der Basis der beiden Türme führten lang gestreckte Bodenerhebungen zu ihm hin.
    Max wurde über den Himmel geschleudert. Eine heftige Bö hatte ihn erfasst, der Schwerwind, dem Tischenko ausgewichen war. Jetzt zwang er Max, um sein Leben zu kämpfen. Max zerrte an den Gurten, wirbelte auf und ab an den Ausläufern des Bergs entlang, geriet in Turbulenzen und verlor noch mehr Luft unterdem Schirm. Er sank. Und zwar schnell. Und hielt genau auf das eingezäunte Gelände zu.
    Feuer züngelte an den Türmen. Dann aber erkannte Max, dass es Drähte waren, die die Blitze in den Erdboden leiteten, durch die lang gestreckten Erhebungen direkt in den Backsteinbau hinein.
    Auf der Spitze eines der beiden Türme befand sich ein von einem Drahtkäfig umschlossener Kontrollraum, und darin stand Tischenko. Blitze schlangen sich um den Käfig, suchten vergeblich hineinzugreifen. Aber solange Tischenko innerhalb der Nullspannungszone blieb, war er vor den Monstern da draußen sicher. Wenn er auch nur einen Finger hinausstreckte, würde er allerdings sterben wie eine Mücke, die in einen elektrischen Insektenvernichter fliegt. Mit zwei Kontrollhebeln steuerte er die zehn Meter messende Parabolantenne. Sie glich einer riesigen Satellitenschüssel und diente dazu, die Blitze einzufangen und gebündelt in die vorprogrammierte Empfangsschüssel auf dem anderen Turm zu leiten. Manche der Blitze gabelten sich und schlugen in beide Schüsseln gleichzeitig ein, was sogar noch stärkere elektrische Ladungen erzeugte.
    Tischenko konnte weder sehen noch hören, dass Max sich ihm näherte, aber sein sechster Sinn, wach wie eh und je, bewegte ihn dazu, sich umzudrehen und in die Nacht hinauszuschauen. Ein Wesen mit schwarzen Flügeln und dem Kopf eines Wolfs schoss aus dem Himmel auf ihn zu. Max Gordon hatte überlebt und noch immer nicht aufgegeben. Der Junge trug also die Maske eines Wolfsmenschen? Dann musste er auch bereit sein, wie ein solcher zu sterben.
    Max wusste, dass er zu schnell war. Wenn er jetzt wendete, würde er unweigerlich an dem Zaun zerschmettern. Er ließ alle Gurte los, hob schützend die Arme vor den Kopf und strecktedie Beine nach hinten. Der Gleitschirm plusterte sich auf, riss ihn zwei Meter in die Höhe und sackte dann ab. Max landete, als ob er von
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