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Der Cocktailparty-Effekt

Der Cocktailparty-Effekt

Titel: Der Cocktailparty-Effekt
Autoren: Patricia Thivissen , Mihrican Oezdem , Christine Amrhein
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Beispiel regelmäßig in Bewegung sein, ausreichend Obst und Gemüse essen und auf Rauchen verzichten. Aber wenn wieder einmal ein guter Vorsatz gefasst wird, fällt den meisten von uns die Umsetzung schwer. Ein Grund dafür ist, dass Vorsätze oft sehr allgemein formuliert sind – zum Beispiel: „Ab morgen treibe ich mehr Sport“. Nach dem Korrespondenzprinzip ist es bei einer solch allgemeinen Einstellung unwahrscheinlich, dass sie in konkrete Verhaltensweisen umgesetzt wird. Hier ist zum Beispiel unklar, wo, wann und wie die angestrebte Handlung durchgeführt werden soll. Sind die beabsichtigten Handlungen dagegen spezifisch formuliert – zum Beispiel: „Ab morgen gehe ich zwei Mal in der Woche von 18 bis 19 Uhr zum Fitnesstraining“ – steigt die Wahrscheinlichkeit, sie auch umzusetzen, deutlich an.
    Häufig scheitern gute Vorsätze auch daran, dass ein Hindernis eintritt, das man vorher nicht bedacht hat. Was mache ich zum Beispiel, wenn das Fitnesstraining ausfällt oder wenn ich nach der Arbeit einfach hundemüde bin? Ein Ausweg ist hier, sich mögliche Alternativen schon vorher zu überlegen, um im Fall eines Falles schnell etwas Vergleichbares tun zu können.
    Viele Menschen werfen ihre Vorsätze auch wieder über Bord, weil sie einfach zu viel auf einmal wollen. Hierbei spielt die Selbstwirksamkeit eine Rolle: Je mehr jemand das Gefühl hat, dass er eine Verhaltensänderung in die Tat umsetzen kann, desto eher wird er das Verhalten auch tatsächlich ausüben. Es nützt also nichts, sich gleich einen anspruchsvollen Kurs und einen wöchentlichen Stammtisch vorzunehmen, um seine Französischkenntnisse wieder zu aktivieren, wenn man nach zwei Wochen überfordert aufgeben muss. Stattdessen ist es sinnvoller, sich ein gut erreichbares Ziel zu setzen – und dann das Gefühl zu haben „Ja, ich schaffe das.“
    Zu den Literaturtipps

Sie nehmen an einem Quiz teil? Dann sollten Sie nicht zu viel wissen!
    Generell schadet es natürlich nicht, über ein möglichst großes Wissen zu verfügen, wenn wir als Kandidat in einer Quizshow auftreten. Zu viele Kenntnisse zu einem Thema können sich aber auch ungünstig auswirken:
    Wenn wir eine Entscheidung treffen müssen, die wir nicht auf logisches Wissen zurückführen können, greifen wir oft auf Faustregeln zurück. Diese Entscheidungsstrategien nennen Kognitionspsychologen Heuristiken. Die sogenannte Rekognitionsheuristik beruht auf dem Prinzip des Wiedererkennens – in Quizshows gibt es häufig die Situation, dass der Kandidat eine Antwort wiedererkennt, weil er sie „irgendwo schon einmal gehört“ hat. Eine Studie hat gezeigt: Vorwissen kann in einem solchen Fall sogar hinderlich sein. So sollten US-amerikanische Studenten angeben, welche Stadt größer sei, San Diego oder San Antonio. Von ihnen entschieden sich nur 62 Prozent für die richtige Antwort San Diego. Deutsche Studenten zeigten sich hier wesentlich treffsicherer: Sie gaben zu 100 Prozent an, dass San Diego die größere Stadt sei. Die Forscher erklärten sich diesen bemerkenswerten Unterschied damit, dass die amerikanischen Versuchspersonen über mehr Informationen über beide Städte verfügten und diese gegeneinander abwogen. Die Deutschen entschieden sich hingegen ganz einfach für die Stadt, von der sie schon einmal gehört hatten – San Diego.
    Weitere Studien zeigen, dass sich Rekognitionsheuristiken sogar beim Aktienkauf bewähren können. Dabei wurden Passanten auf der Straße gefragt, welche Aktien sie kaufen würden. Die meisten Menschen wählten dafür Unternehmen aus, von denen sie schon einmal gehört hatten. Die Forscher verglichen dieses von Laien erstellte Paket mit solchen, die von Finanzexperten zusammengestellt worden waren. Das erstaunliche Ergebnis: Das Laienportfolio erzielte ein besseres Ergebnis als 88 Prozent der nach analytischen Kriterien ausgewählten Expertenpakete.
    Zu den Literaturtipps

Tja, so sind wir: alleine fleißig, in der Gruppe faul!
    Der französische Forscher Maximilian Ringelmann führte im 19. Jahrhundert Untersuchungen durch, bei denen er Personen zum einen allein und zum anderen in einer Gruppe an einem Seil ziehen ließ. Im Ergebnis war die Zugleistung der Gruppe niedriger als die Summe der Leistungen der einzelnen Personen. Der Einzelne zeigte also in der Gruppe eine geringere Leistung als wenn er die Handlung allein ausführte!
    Auch neuere Untersuchungen zeigen: In einer Gruppe strengen wir uns weniger an, und zwar umso weniger, je größer
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