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Der Club der Lust

Der Club der Lust

Titel: Der Club der Lust
Autoren: Portia Da Costa
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keine Zweifel, dass seine Handflächen feucht waren und er seine Papiere völlig durcheinander bringen würde. Trotzdem konnte sie nicht sicher sein, dass er den Mumm hatte, ihr nachzugehen.
    Dennoch drehte sie sich nicht um. Das wäre viel zu offensichtlich, Mädel, sagte sie zu sich selbst, als sie die Toilettentür abschlossund sich dort der Realität einer nahezu irrealen Situation stellte.
    Wenn Natalie den Waggon schon für schmutzig gehalten hatte, stellte die Toilette eine neue Dimension des Ekelhaften dar. Alles war in Grautönen gehalten, mit Ausnahme des Klositzes, der mit weitaus organischeren Farbtupfern gesprenkelt war, bei deren Anblick ihr ziemlich übel wurde. Es war die reinste Erleichterung, den Deckel zu schließen, nachdem sie gepinkelt hatte.
    Beim Händewaschen – mit lauwarmem Wasser – starrte sie in den Spiegel und fragte sich, ob die Person, die ihr da entgegenblickte, vielleicht auch irreal war.
    Eigentlich sah sie aus wie immer. Es war eindeutig ihr attraktives, wenn nicht sogar schönes Gesicht. Es war ihr dichtes kastanienbraunes Haar, das zu einem geschäftsmäßigen Pferdeschwanz gebunden war, und auch ihre braungrünen Augen. Die Kleidung war in demselben, allgegenwärtigen Schwarz gehalten, das sie immer trug: City-Top, kurzer Rock, schwarze Strümpfe und Schuhe.
    Aber worauf sie da hoffte, sah ihr in keiner Weise ähnlich. Sie bevorzugte sauberen und luxuriösen Sex mit allen erdenklichen kleinen Finessen, die man für Geld kaufen konnte: ein teures Essen, ein guter Wein, saubere Körper auf frischen, steifen Laken. Keine grelle, flackernde Neonbeleuchtung, Schmutzschlieren und dazu ein Uringeruch in der Luft, der nur schwer zu ignorieren war. Außerdem besagte eine ihrer selbst aufgestellten Regeln, dass sie die Männer, mit denen sie fickte, gerne vorher kannte.
    Natalie blickte sich um und bekam massive Zweifel. Gott, hier war so wenig Platz, dass man eigentlich gar nichts machen konnte. Die Toilette war winzig, und der Lehrer war groß. Sie würden es auf jeden Fall im Stehen machen müssen – was immer sie auch taten   … Natalies Kopf leerte sich abrupt, als der Zug über eine Weiche zuckelte.
    Sie rief sich zur Beherrschung, griff nach dem Lippenstift inihrer Tasche und malte – so gut es eben ging – ihren Mund an. «Skandalrot» stand auf dem schlanken schwarzen Stift. Sie musste grinsen, und das half ihr, sich zusammenzureißen. Wie passend, dachte sie. Was könnte schon skandalöser sein, als in einem Zug einen völlig Fremden zu ficken?
    Es war verrückt. Geradezu gefährlich. Eklig und widerlich. Trotzdem spürte sie, wie ihre Muschi zuckte.
    Gerade als sie den Lippenstift wieder in ihre Tasche steckte, war ein leises Klopfen an der Tür zu hören. Ihr Herz begann zu rasen, und wie aus dem Nichts tauchte vor ihrem inneren Auge das Bild ihrer Halbschwester Patti auf.
    Würde
sie
so etwas tun? Natalies Hand hielt an dem Türriegel inne. Ihre Schwester war so ruhig, so gelassen, so auf Sicherheit bedacht – und so verdammt einfallslos. Wahrscheinlich hatte ihr Mann deswegen Schluss gemacht und das unberührte Ehebett in einem Vorort nach nur ein oder zwei Jahren verlassen.
    Urplötzlich wurde Natalie von dem Gedanken gepackt, dass sie Patti, genau wie den Mann dort draußen, vor den Kopf stoßen würde. Trotzdem legte sie den Riegel um.
    Den Bruchteil einer Sekunde fragte sie sich noch, ob nicht vielleicht jemand geklopft hatte, der einfach nur auf die Toilette wollte. Doch dieser Gedanke blieb nicht lange hängen, und sie versuchte, einen nicht überraschten Ausdruck anzunehmen.
    Das Gesicht ihres schüchternen Lehrers sprach Bände. Man konnte so ziemlich jedes Gefühl darin erkennen, das ein Mann zu empfinden imstande war. Angst. Zweifel. Horror. Totale Lust. Dieser Mann hasste sich. Aber immerhin war er hier. Er wollte sie. Selbst wenn die Konsequenzen seinen Abstieg in die Hölle bedeuteten.
    Der winzige Moment, seitdem die Tür jetzt offen stand, fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Natalie hörte andere Passagiere näher kommen. Sie sagte kein Wort, sondern packte den Lehrer einfach beim Ärmel und zog ihn in den winzigen Raum.
    «Ich   …», begann er mit wütend gefurchten Brauen. Weiter kam er nicht. Er schien weder zusammenhängend sprechen zu können noch in der Lage zu sonst irgendeiner Aktion zu sein.
    Einen Moment lang kamen Natalies Zweifel wieder hoch. Es war auch für sie das erste Mal, dass sie so etwas erlebte, und die Last der Verantwortung
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