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Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)

Titel: Der Clan der Wölfe 2: Schattenkrieger (German Edition)
Autoren: Kathryn Lasky
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Blick, der ihm wütend in die Augen schaute – ein Blick, der Heep durch Mark und Bein ging.
    „Eines Tages zu Beginn des ersten Schneemondes wanderte ich zu der großen Hügelkette, um in der Schmelzwasserrinne nach Knochen zu suchen. Es ist ein guter Fundort für Nageknochen, von denen es seit der großen Flut nicht mehr viele in Flussnähe gab.“
    Was für ein Haufen Elchkacke! , dachte Faolan im Stillen. Er selbst hatte Hunderte von Knochen seit der großen Überschwemmung gefunden.
    „Als ich den Nordhang des Bergrückens absuchte, entdeckte ich die frischen Spuren von zwei Wölfen. Eine der beiden war etwas älter. Es war die Spur unserer geschätzten Obea Lael, wie ich sofort erkannte. Ich erinnerte mich, dass ich sie durch den Fluss zurückkommen sah, während ich auf der anderen Seite hineinwatete. Die andere Spur stammte eindeutig von einem Wolf mit einer gespreizten Pfote. Daran ließen die Abdrücke keinen Zweifel.“
    Faolan wollte protestieren, denn beim Laufen hinterließ er nie solche Spuren. Zwei Wölfe warfen ihn jedoch zu Boden, bevor er auch nur ein Bellen ausstoßen konnte.
    „Noch so ein Ausbruch und ich lasse dich aus dem Saal entfernen!“, brüllte Liam.
    „Als ich weiter den Hang hinaufkletterte“, fuhr Heep fort, „hörte ich die Todesschreie eines Welpen, der von einem Räuber gerissen wurde. Ich betete voller Demut, aber mit großer Inbrunst, dass seine Leiden schnell vorübergehen mögen. Natürlich dachte ich, eine Eule wäre über das Malcadh hergefallen. Aber nun lege ich diesen Knochen vor.“ Er ließ den teilweise benagten Knochen vor das Oberhaupt fallen. „Ich frage Euch, Herr, wäre eine Eule je dazu fähig, einen Knochen so zuzurichten?“
    Bei der letzten Bemerkung stieg entrüstetes Gemurmel aus der Versammlung auf.
    Plötzlich begann Heep hemmungslos zu schluchzen. „Stellt Euch mein Entsetzen vor, als ich den Mörder weggehen hörte, auf den Gipfel hinauflief und dort Faolan vorfand – mit blutverschmierter Schnauze!“ Heep schluchzte noch heftiger und drehte sich zu den Geschworenen des Raghnaid um. „Und nun erlaube ich mir in aller Demut, meine geehrten Wolfsbrüder, auf die meisterhafte Schnitzarbeit hinzuweisen. Nur der Knochennager Faolan bringt ein solches Kunstwerk zustande. Auf diesem Gebiet besitzt er eine große Begabung, wie wir alle wissen.“
    „Ach was, Begabung! Nur ein Dämon bringt so etwas zustande!“
    „Oder ein Wyrrwolf!“
    „Zerfleischt ihn endlich, wie das Gesetz des Gaddernock es verlangt!“
    Das Knurren des Oberhaupts brachte die Wölfe zum Schweigen. „Warum hast du uns nicht schon früher von diesem schrecklichen Verbrechen berichtet, Heep?“, fragte er.
    „Weil ich Angst hatte. Dieser Faolan ist mir nicht geheuer. Wenn ihr mich fragt, stammt er aus der Dunkelwelt. Die Knochen, die er schnitzt, sind eine Beleidigung für den Großen Lupus und unsere verehrten Anführer. Aber ihre Macht ist unbestreitbar.“
    Ein paar der Ältesten aus dem MacDuff-Clan murrten zustimmend.
    „Das ist nichts als abergläubischer Unsinn“, knurrte Faolan.
    Liam MacDuncan versetzte ihm einen scharfen Biss.
    Niemand bemerkte die Eule, die heimlich in die Höhle schlüpfte. Eulen besitzen die Gabe, sich absolut still zu verhalten. Mit einer bestimmten Bewegung – sie nennen es „Schwundeln“ – können sie auf die Hälfte ihrer Größe zusammenschrumpfen. Gwynneth verschmolz nahtlos mit den Flammenschatten, die an den Wänden der Feuergrube tanzten. Nur eines ihrer Augen war einen Spaltbreit geöffnet und sie lauschte stumm.
    „Sind das alle Knochen des ermordeten Welpen, Faolan?“
    „Nein, Herr. Es gibt noch mehr davon.“
    „Und wo, wenn ich fragen darf?“
    „Ich habe sie vergraben.“
    „Du hast sie vergraben? Bist du vollkommen cag mag geworden? Wo? Heraus mit der Sprache!“
    „Da seht ihr es!“, stieß Heep hervor. „Dieser Wolf kommt aus der Dunkelwelt.“
    „Ich habe die Knochen bei meiner zweiten Milchmutter Donnerherz begraben, am Nordhang der Salzlagune.“
    Faolans Worte gingen im Fauchen der Wölfe unter, die immer lauter danach verlangten, ihn endlich zerfleischen zu dürfen. „Ich wollte das Malcadh ehren, indem ich seine Knochen benage.“
    „Der Mörder ehrt das Opfer!“, kreischte Cathmor los. „Du bist ja krank, Knochennager!“
    „Krank! Zerreißt ihn endlich! Lasst das Zerfleischen beginnen!“
    Es dauerte eine Weile, bis Liam MacDuncan sich wieder Gehör verschaffen konnte. „Die Ermordung eines
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