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Der Captain ist 'ne Lady

Der Captain ist 'ne Lady

Titel: Der Captain ist 'ne Lady
Autoren: Linda Conrad
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technischen Hochschule von Massachusetts.”
    “Tatsächlich?”, fragte sie überrascht. “Sie haben studiert?”
    “Tja, Ma’am”, erwiderte Cinco amüsiert, “wie lautet doch dieses alte Sprichwort, das mein Daddy so oft strapaziert hat?” Er tat, als müsste er angestrengt nachdenken. “Ach ja, jetzt fällt es mir wieder ein: Man darf sich nie nach dem äußeren Schein richten. Nehmen Sie zum Beispiel dieses Haus. Auf den ersten Blick weiß man nicht so recht, was es sein soll, stimmt’s? Nimmt man sich aber genug Zeit, entdeckt man die Arbeit und Hingabe von fünf Generationen, die daraus ein Zuhause gemacht haben.”
    In diesem Moment verwünschte Meredith ihre helle Haut, auf der die Röte nur zu deutlich zu sehen war, die verriet, wie verlegen sie wurde. Da half es leider gar nichts, dass sie sich eisern zu beherrschen versuchte. Dass sie so leicht rot wurde, lastete wie ein Fluch auf ihr.
    “Tut mir leid”, erwiderte sie, um nicht völlig dumm dazustehen, “im Moment zeige ich mich vermutlich nicht von meiner besten Seite. Das liegt an den Umständen. Ich wollte keinesfalls andeuten, Sie könnten nicht …”
    Cinco winkte ab, hielt jedoch weiter den Blick unverwandt auf sie gerichtet.
    Der Mann ging ihr unter die Haut, und das hatte nicht nur mit seinem guten Aussehen zu tun. Die Ursache lag tiefer, ohne dass sie genauer nachforschen wollte, was es war. Dabei war ihr bisher nie ein Mann wirklich unter die Haut gegangen, nicht einmal … Nein, an diesen Mistkerl wollte sie so wenig denken wie an andere dunkle Kapitel ihrer Vergangenheit. Schließlich hatte sie sich geschworen, ihn zu vergessen.
    Vielleicht liegt es an Cincos Größe, überlegte sie. An seinen breiten Schultern und den kräftigen Händen, wobei er eher den Eindruck machte, als würde er andere beschützen und nicht die Hand gegen sie erheben. Solche Überlegungen machten Meredith Angst. Doch dann sagte sie sich, dass ihre Gefühle vielleicht viel einfachere Ursachen hatten, zum Beispiel sein freches Lächeln oder sein Charme, den er bewusst einsetzte.
    Es war besser, sie lenkte sich ab. Ohnedies herrschte schon viel zu lange Schweigen in der Küche. Allmählich wurde es peinlich. “Fünf Generationen, haben Sie gesagt?”
    Cinco nickte nur und verschränkte seine Arme vor der breiten Brust.
    Schlagartig kam Meredith auf den richtigen Gedanken: “Und Sie sind der Fünfte – deshalb nennt man Sie Cinco!”
    “Sì, Señorita”, erwiderte er und verbeugte sich leicht. “Theodore Aloysius Gentry der Fünfte, stets zu Euren Diensten.”
    “Theodore Aloysius?”, wiederholte Meredith und bemühte sich vergeblich, dabei nicht zu lachen.
    “Ja, ich weiß”, räumte er seufzend ein. “Sehr altmodisch und nicht gerade typisch spanisch, nicht wahr? Als der erste Theo sich hier ansiedelte und Maria Alonso Aragon de Castillo heiratete, erhielten sie das Land als Hochzeitsgeschenk vom Vater der Braut. Seither befindet es sich im Besitz unserer Familie und gehört wie der Name zum Erbe der Ranch … und damit zu meinem Erbe.”
    “Mir gefällt der Name Cinco”, versicherte sie ernsthaft.
    Cinco ließ Wasser in die benutzten Kaffeetassen laufen. “Nun, es gab in unserer Familie einen Theo, einen Teddy und einen Tres, und mein Vater war T. A. Gentry. Ich bin mit Cinco ganz zufrieden. Meine Mutter hat mich allerdings manchmal Tad genannt.”
    “Tad passt irgendwie nicht zu Ihnen”, entgegnete Meredith und überlegte kurz. “Sie sprechen von Ihren Eltern in der Vergangenheit. Leben sie nicht mehr?”
    Cinco kniff die Lippen zusammen. Diese Frage berührte ihn. Ohne es zu ahnen, hatte die Amazone seinen wunden Punkt getroffen. Noch heute schmerzte ihn der Verlust seiner Eltern, selbst nach so vielen Jahren.
    “Das weiß niemand genau”, entgegnete er und fing ihren betroffenen Blick auf. Verständlich, hatte sie doch erst vor Kurzem ihren Vater verloren. “Sie haben vor zwölf Jahren an einer Segelpartie teilgenommen und sind nicht zurückgekehrt.”
    “Um Himmels willen”, stieß Meredith leise hervor und wurde so blass, dass Cinco sie schon stützen wollte.
    Er hielt sich nicht zurück, weil er sie nicht trösten und in die Arme nehmen wollte, sondern weil er spürte, dass sie so viel Vertraulichkeit nicht geduldet hätte. “Es ist lange her”, meinte er. “Das Leben geht weiter, und die Zeit …” In der Küche wurde es ihm plötzlich zu eng. “Die Zeit, Meredith”, fuhr er fort und ging zur Treppe, “heilt fast alle
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