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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Autoren: James Barclay
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allein weiter auf«, sagte Rhob.

    »Danke.«
    »Geht es ihm nicht gut?«
    »Ihm ist nur etwas kalt«, erklärte der Unbekannte, doch er wusste, dass dies ganz sicher nicht alles war. Er hatte den schmerzlichen Ausdruck in Densers Augen keineswegs übersehen. Der Magier war nicht nur erschöpft, sondern auch verzweifelt.
    Der Unbekannte zündete rasch ein Feuer an, drückte dem Magier einen Becher Kaffee in die Hand und stellte Brot und Käse in Reichweite auf einem Tisch neben ihm ab. Dann zog er seinen eigenen Stuhl heran und wartete, was Denser ihm zu sagen hatte.
    Der Xeteskianer sah schrecklich aus. Der Bart war ungepflegt, das schwarze Haar drang zottelig unter der Kappe hervor, das Gesicht war bleich, die blutunterlaufenen Augen hatten schwarze Ringe, und die Lippen waren bläulich verfärbt. Seine Blicke irrten im Raum umher, er war überhaupt noch nicht richtig angekommen und bemühte sich, die passenden Worte zu finden, brachte aber keinen Laut über die Lippen. Er hatte sich bis aufs Äußerste verausgabt, und jetzt konnte er nicht mehr. Sein Mana war ganz und gar erschöpft, und selbst bei einem Magier von Densers außerordentlichen Fähigkeiten konnte eine einzige Fehleinschätzung tödlich sein. Vor allem, wenn man mit Schattenschwingen flog.
    Der Unbekannte fühlte sich mit Denser verbunden, seit er – noch als Protektor – Denser zugeteilt worden war. Wenn er Denser jetzt anschaute, konnte er nicht ruhig bleiben.
    »Ich verstehe, dass dich irgendetwas schnell hierher getrieben hat, aber es wird dir nicht helfen, wenn du dich umbringst. Nicht einmal du kannst einen Spruch unbeschränkt lange aufrechterhalten.«

    Denser nickte und hob den Becher an die zitternden Lippen. Er keuchte, als ihm die heiße Flüssigkeit die Kehle verbrannte.
    »Ich war schon so nahe und wollte nicht kurz vor der Stadt noch einmal rasten. Wir hätten damit einen ganzen Tag verloren.« Seine tauben Lippen hatten Mühe, die Worte zu formen. Er wollte noch mehr sagen, wurde aber durch einen heftigen Husten unterbrochen. Der Unbekannte beugte sich vor und nahm Denser den Becher ab, ehe der Magier sich den heißen Kaffee über die Hände kippte.
    »Nimm dir Zeit, Denser. Du bist ja jetzt angekommen. Wenn du willst, lasse ich dir ein Bett richten. Immer mit der Ruhe.«
    »Ich kann aber nicht ruhig sein«, sagte er. »Sie sind hinter meinem Mädchen her. Erienne ist mit Lyanna verschwunden. Wir müssen sie als Erste finden, sonst wird sie umgebracht. Bei den Göttern, sie ist doch kein böser Geist, sie ist nur ein kleines Mädchen. Ich brauche den Raben.«
    Der Unbekannte zuckte zusammen. Densers Ausbruch ging ihm unter die Haut, doch die Lösung machte ihm beinahe ebenso große Sorgen wie das Problem. Der Rabe hatte sich aufgelöst. Für sie alle hatte ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Es war völlig ausgeschlossen, dass sie sich wieder zusammentaten.
    »Sammle deine Gedanken, Denser, und beruhige dich. Ich muss es im Zusammenhang und von Anfang an hören.«
     
    Es war Nacht auf den Südhängen der balaianischen Berge, einen halben Tagesritt von der weitgehend wieder aufgebauten Stadt Blackthorne entfernt. Die Sterne standen am Himmel, der Mond spendete sein bleiches Licht und vertrieb die schlimmste Dunkelheit.

    Hirad Coldheart lief beinahe geräuschlos den steilen Weg hinunter. Es war ein Weg, dem er mit einer Augenbinde hätte folgen können, doch als er dieses Mal über glitschigen Schlamm und glatten Stein eilte, kam es vor allem auf Schnelligkeit und Heimlichkeit an. Wieder waren Jäger im Anmarsch, die wie die anderen zuvor aufgehalten werden mussten. Die Dummheit würde wohl nie ein Ende nehmen, auch wenn diese letzten wie alle vorherigen den Tod fanden.
    Noch wagten sich nicht sehr viele an diese Aufgabe heran, doch ihre Zahl wuchs, und ihre Pläne wurden raffinierter und gerissener, während die Informationen über Flugwege und Sichtungen in Balaia die Runde machten und auf interessierte Ohren stießen. Ihm wurde übel bei diesem Gedanken, doch andererseits verstand er auch, was diese Männer und Frauen trieb.
    Die Habgier war es. Und der Ruhm, der demjenigen zuteil wurde, der die schönste Beute machte, die sich ein Jäger nur wünschen konnte. Der Kopf eines Drachen. Deshalb konnte er die Kaan nicht allein lassen, selbst wenn er es gewollt hätte. Nicht, dass sie besonders verletzlich gewesen wären. Doch man konnte nie wissen. Die Menschen waren äußerst hartnäckig und erfinderisch, und diese letzte Gruppe
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