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Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit

Titel: Der Bund des Raben 03 - Kind der Dunkelheit
Autoren: James Barclay
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Laub auf dem Boden, ein Stück lose Borke, das in verräterischer Höhe von einem Baumstamm abgestreift worden war. Im Falle dieser Leute waren es auch Schatten, die nicht zum Sonnenlicht unter dem Blätterdach passen wollten, außerdem kleine Luftbewegungen und die veränderten Rufe der Waldbewohner.
    Ren’erei ging vorne, Tryuun deckte seine Schwester und blieb zwanzig Schritt seitlich hinter ihr. Die beiden Elfen waren den ganzen Tag lang den Spuren gefolgt und hatten stetig aufgeschlossen, ohne jemals den Verfolgten einen Hinweis zu geben, dass sie beobachtet wurden.
    Tief gebückt lief sie, die Augen immer am Boden, jeder Tritt ihrer leichten Lederstiefel war sicher und lautlos, ihr braun und grün gesprenkelter Mantel, das Wams und die Hosen waren im scheckigen Sonnenlicht kaum auszumachen. Sie waren jetzt ganz nahe. Die Waldmurmeltiere, die vor ihnen in den Wurzeln der hohen Fichten
lebten, hatten einen Warnruf ausgestoßen, der aufgewirbelte Staub von der Baumrinde schwebte dicht über dem Waldboden in der Luft, und auf der getrockneten Erde nickten noch leise die Grasbüschel. Die Stängel richteten sich nach und nach wieder auf, nachdem ein menschlicher Fuß sie niedergedrückt hatte.
    Ren’erei blieb neben dem breiten Stamm einer mächtigen alten Eiche stehen und legte eine Hand an die Rinde, um die Energie zu spüren. Die andere Hand hob sie zum Zeichen für Tryuun. Ohne sich umzudrehen, wusste sie, dass ihr Bruder das Signal auffangen und in Deckung bleiben würde.
    Zehn Schritt voraus ließ eine unruhige Luftströmung die Farnwedel und die niedrigen Blätter nicken. Ein Magier unter Tarnzauber. Der Magier bewegte sich leicht, um den Tarnzauber nicht im Stillstand zu verlieren, und wieder musste Ren’erei die Geschicklichkeit dieses Menschen bewundern.
    Ihre Finger berührten fast den Boden, als sie gebückt die Distanz überwand und sich im Geist ein Bild vom Magier machte. Groß, schlank und athletisch. Er wusste allerdings nicht, in welch gefährlicher Situation er sich befand. Die Elfenfrau bewegte sich lautlos, kein Blatt rührte sich, und die Bewohner des Waldes empfanden sie nicht als Störung.
    Im letzten Moment zog sie das Messer aus der Lederscheide, richtete sich auf, packte die Stirn des Magiers, riss seinen Kopf zurück und schlitzte ihm mit einer einzigen, fließenden Bewegung den Hals auf. Sie ließ das Blut auf die Pflanzen spritzen. Der Mann starb zitternd und war zu schockiert, um noch Alarm zu schlagen. Der Tarnzauber fiel, und zum Vorschein kamen schwarze, eng sitzende Kleider und ein rasierter Kopf. Ren’erei schaute
den Opfern nie ins Gesicht, wenn sie auf diese Weise jemanden töten musste. Der Anblick ihrer Augen, so überrascht und ungläubig, erzeugte nur Schuldgefühle.
    Sie legte den Toten mit dem Gesicht nach unten auf den Boden, säuberte sich und steckte das Messer wieder ein. Mit einem Handzeichen ließ sie Tryuun wissen, dass sie weitergehen konnten.
    Noch einer von dieser Sorte war im Wald unterwegs. Erienne und Lyanna liefen verängstigt weiter, und der Tag neigte sich dem Ende zu.
     
    Denser hockte im kalten Arbeitszimmer am Kamin. Der Herbstwind rüttelte an den Fenstern, Blätter flatterten unter trübgrauem Himmel vorbei. Die Kälte draußen war allerdings nichts gegen die Kälte im Bauch des xeteskianischen Magiers, der im Turm von Dordover saß.
    Als der berittene Bote aus Dordover gekommen war und ihn gebeten hatte, das Kolleg aufzusuchen, war ihm sofort klar gewesen, dass es um etwas Ernstes ging. Das Rumoren in seinem Bauch und der aufgeregte Herzschlag waren nicht gewichen, sondern hatten sich in kalte Wut verwandelt, als ihm bewusst wurde, dass Dordover volle sechs Wochen gebraucht hatte, um sich zu der Ansicht durchzuringen, dass es sinnvoll sei, ihn zu rufen. Anfangs war er enttäuscht gewesen, weil Erienne nicht versucht hatte, mittels Kommunion Kontakt mit ihm aufzunehmen, auch wenn es gar nicht so ungewöhnlich war, dass zwischen ihren Begegnungen mehrere Wochen vergingen. Inzwischen, so dachte er traurig, war vermutlich die Entfernung viel zu groß für eine Kommunion.
    Er faltete den Brief zusammen und schob ihn in die Tasche, bevor er den Blick hob und Vuldaroq ansah. Der dicke Herr des Turms von Dordover war mit einer dunkelblauen
Robe und weißen Schärpe bekleidet. Er schwitzte vor Anstrengung, nachdem er Denser in Eriennes Gemächer begleitet hatte, und wand sich unbehaglich unter dem Blick des Dunklen Magiers.
    »Sechs Wochen Vuldaroq. Was,
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