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Der Bund der Drei

Der Bund der Drei

Titel: Der Bund der Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G Bentz
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Hunde hier. Es war nichts als ein Racheakt gegen uns, er hatte einen alten Streit mit meinem Mann und dafür mußte das arme Tier büßen...«
    In meiner Kehle stieg es heiß hoch, und ich fragte schluckend: »Um Gottes willen! Wann war es ?«
    »Kurze Zeit nachdem Sie weg waren — nur ein paar Wochen! Es war schon Schnee gefallen, ganz tief. Drei Nächte war er nicht nach Hause gekommen, jede Nacht gingen wir mit Sturmlichtern hinaus, mein Mann, Georg und ich. Der Schnee war so tief, daß wir bis über die Knie einsanken. Wir hörten ihn immer schreien in der Nacht, denn sie hatten ihn nicht einmal totgeschossen, diese Verbrecher. Drei Tage und drei Nächte hat er sich gequält und geschrien, aber es ist in den Bergen fast unmöglich festzustellen, woher der Schall kommt. Erst am Morgen der dritten Nacht entdeckten wir eine Blutspur, ganz hoch oben, und dann erst fanden wir ihn. Viele Hunderte von Metern hatte er sich geschleppt, dorthin wo der Bach entspringt. Sie werden die Stelle nicht kennen, es ist ein wildes kleines Tal. Dort ist er oft hingelaufen, seitdem Sie weg waren, ich weiß nicht, warum. Dort lag er — tot! Dort haben wir ihn auch begraben...«
    Was den Rest dieses Tages geschah, weiß ich nicht mehr. Irgendwie und irgendwo tranken wir wohl Kaffee, gingen spazieren, Purzel mit Weffi vor uns her. Ich erklärte die Gegend und vermied es, auf die Wiese zu sehen, wo Rolf zuletzt mit dem Bullen spielte. Wir taten wohl auch einen Blick in die kleine Kirche, und einmal drückte meine Gefährtin meinen Arm: »Es tut mir so leid...«, sagte sie.
    Dann fuhren wir heim. Allmählich verebbte der Schmerz und wich einer traurigen Nachdenklichkeit. Da war schon unser Vorort: wie schnell ging die Fahrt! Die Brücke, das Gasthaus >Zum Hirschen< und dahinter unser Haus. Die Mama stand schon unter der Tür und erwartete uns. Dann erschien auch Mathilde. Ich kletterte aus dem Wagen, reckte mich: »Paßt auf, wenn die beiden herausrasen, daß sie sich nicht sofort wieder mit Weffi hauen, ich laß ihn mal los! Gibt’s was Neues, Telefon, Briefe ?«
    »Cocki ist krank«, sagte die Mama.
    »Was?«
    »Sehr krank !«
    Ich ging ihr nach ins Haus, irgend etwas legte sich um mein Herz, ich versuchte mich frei zu machen und antwortete: »Ach — wollen erst mal sehen, es sind doch große Komödianten, die kleinen Kerle, das weißt du doch! Außerdem fehlt einem von den dreien immer was: mal haben sie sich gebissen, mal überfressen, mal Prügel bekommen — was ist es denn diesmal ?«
    »Er hat sich übergeben .«
    »Na, Wichtigkeit! Er ist schon nicht in Ordnung, seitdem er den scharfen Schaschlik von Alexej gefressen hat .«
    »Aber er hat doch gar nichts gefressen und bricht trotzdem, lauter Schleim .«
    »Schadet ihm gar nichts, wird er etwas schlanker. Wo ist er denn ?«
    »Unter Frauchens Bett.«
    »Und Peter?«
    »Sitzt bei ihm, die ganze Zeit .«
    Da war sie wieder, die Hand um mein Herz. »Sitzt bei ihm? Moment...«
    Ich rannte schon die Treppe hinauf in Frauchens Schlafzimmer. Tatsächlich, da saß Peter, kam einen kleinen Schritt auf mich zu, kauerte sich dann aber gleich wieder mit dem Gesicht eines traurigen Wachtpostens vor das Bett. Von dorther kam nicht das erwartete Gebrüll. Ich kauerte mich auf die Erde: »Ja, mein Löwechen, was ist denn ?«
    Da lag er in seiner Höhle wie ein kleines Standbild, den Kopf erhoben, die Pfoten nach vom ausgestreckt. Ich langte unter das Bett und griff seine Tatzen, kraulte seine Brust. Er ließ sich auf die Seite fallen und stöhnte. Sein Körper fühlte sich glühendheiß an. Neben ihm wieder eine Pfütze von Schleim. Ich zog ihn vorsichtig unterm Bett hervor. Er leistete keinen Widerstand, sondern stöhnte nur. Merkwürdig schwer und gänzlich willenlos war sein Körper in meinen Händen. Eine furchtbare Erinnerung schoß in mir hoch: der tote Pucki in meinen Armen, ich aufwärts steigend mit dieser schrecklich schweren, stillen Last gegen das Gebirge, um ihn in sein Grab zu legen... Ich schüttelte es ab: Blödsinn, diese ewig durchgehende Phantasie des Schriftstellers! In der Küche soff er Wasser. Peterchen, der wie ein Schatten gefolgt war, sah ihm dabei zu, und plötzlich war auch Weffi da. Er wechselte einen kurzen Blick mit Peter, roch Cocki dann vorsichtig an der Schnauze, sah kurz und ernst zu mir auf und trottete mit hängendem Köpfchen aus der Küche. Frauchen kam mit dem Thermometer und maß den Kranken. Einundvierzig, also Fieber! Wir legten ihn auf seine Decke,

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