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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams
Autoren: Schattenreiter
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den Augen.
»Weg damit, Junge«, flüsterte Vertumnus, dessen
schwarze Augen flackerten. »Du weißt nicht, an welchen
Wald du rührst, wo die Klinge gegen Finsternis und Dornen versagt…«
»Genug der Worte!« stieß Sturm hervor. »Mein Schwert
für Feuerklinge und den Orden!« Wenigstens sollte sein
Auftritt einen guten Eindruck hinterlassen.
Aber sein Stoß war zögerlich und langsam. Vertumnus
wehrte ihn mit Leichtigkeit ab.
»Für Feuerklinge und den Orden?« zischte der wilde Kerl
plötzlich hinter dem Jungen, der ins Stolpern geriet, als er
herumfuhr. »Für den Pfuscherorden ohne Biß? Für einen
Vater… deinen Vater… der mit solamnischer Ehre nichts
im Sinn hatte?«
»Nichts im Sinn?« Sturms Hand zuckte, als seine Stimme
dünner wurde. Vertumnus zog sich ein Stück zurück und
musterte den Haupteingang des Ratssaals, wo es zur Treppe und zur Winternacht hinausging. Sturm glaubte, Dereks
gehässiges Lachen zu hören. »Nichts im Sinn? Ww-was soll
das…?«
Vertumnus’ dunkler, starrer Blick wandte sich ihm wild
und raubtierhaft wieder zu. Mit einer schnellen Drehung
aus dem Handgelenk, hell und flüchtig wie ein Sommerblitz, durchbrach sein Schwert Sturms unsichere Deckung
und senkte sich tief in dessen linke Schulter.
Benommen und atemlos ging Sturm in die Knie. Seine
Schulter, seine Brust und sein Herz glühten von grünem
Feuer und sengendem Schmerz. Die Luft um seine Ohren
summte wie das traurige, bedrohliche Lied eines Schwarms
hartnäckiger Stechmücken.
Das ist also der Tod – ich sterbe – Tod – seine Gedanken
rasten. Und plötzlich ließ der Schmerz nach, war nicht
mehr unerträglich, sondern dumpf und bohrend, als sich
die Wunde – zu Sturms Befremden – rasch und sauber
schloß und das frische Blut auf seiner weißen Festtunika
verblich.
Doch der Schmerz saß tief und versengte ihn so nachhaltig wie das Summen in der Luft.
»Sieh dich um, Junge«, sagte Vertumnus verächtlich.
»Wo ist ein Platz für einen Mann wie deinen Vater unter
solchen Männern?«
Sturm vergaß augenblicklich seine Wunde. Er schrie und
sprang auf, doch seine junge Stimme brach vor innerem
Aufruhr. Blind stürmte er auf Vertumnus zu und umklammerte mit beiden Händen sein Kurzschwert. Sein
Gegner trat ruhig zur Seite, so daß die Klinge sich tief in
einen Eichenast grub, der frisch aus der Mitte von Humas
Stuhl gewachsen war.
Der Junge zerrte erfolglos an seinem Schwert, während
er in Panik über seine schmerzende Schulter blickte, als der
Herr der Wildnis drohend vortrat. Dann ließ Vertumnus
langsam das Schwert sinken. Er musterte Sturm, der endlich seine Klinge aus dem harten Holz befreite, und lächelte, als der junge Mann wenig gewandt zu ihm herumwirbelte.
Vertumnus’ Grinsen war entwaffnend, so undurchschaubar wie der Rand der Wildnis. Es brachte Sturm noch
mehr auf als seine Worte. Mit einem neuerlichen Schrei
stürzte er sich auf seinen Gegner, und Vertumnus ging in
die Knie, als der Junge ihm die Klinge in die Brust stieß.
Kapitel 2
Der Ruf des Maßstabs
    Die Flöte fiel klappernd auf den Boden, wo sie liegenblieb.
Auf der Stelle kehrte die winterliche Kälte zurück und
umschloß eisig die Füße der Ritter. Die Halle war so still,
als wäre die Luft gefroren.
    »Sturm…«, setzte Fürst Stephan erstaunt an. Der junge
Mann taumelte, zog mühsam sein Schwert heraus, und
Vertumnus fiel schwer und offenbar leblos nach vorn.
Gunthar rannte zu dem grünen Mann. Sturm zuckte zusammen, als die starke Hand von Fürst Stephan sich fest
auf seine Schulter legte.
    Der nasse Fleck auf Sturms Schwert war deutlich zu sehen, und seiner Blutrinne erhob sich der harzige Geruch
von Nadelbäumen. Er fuhr ungestüm herum, worauf er
Alfreds und Gunthars Verwirrung, Fürst Stephans merkwürdigen, verwunderten Blick und an dem zweiten Tisch
den Zorn von Fürst Bonifaz bemerkte, der den Jungen ungläubig und voller Mißgunst ansah, ehe er sich bückte und
seine Hose hochzog.
    »Was hast du getan, Bursche?« bellte Alfred. »Was hast
du…?« Die Frage hallte durch den Saal, der einzige Laut in
der Totenstille.
    Da sprang Vertumnus auf und schob den erstaunten
Fürst Gunthar beiseite. Alles in der Halle holte erstaunt
Luft, als hätte der Raum selbst den Atem angehalten. Als
der Herr der Wildnis die Wunde in seiner Brust berührte,
pulsierte sie und schloß sich wie eine Narbe in lebendem
Holz. Gelassen suchten seine Augen den Blick von Sturm.
    »So weit, so gut, kleiner
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