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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams
Autoren: Schattenreiter
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Feuerklinge. Du hast gezeigt,
was ich meinte«, verkündete Vertumnus, während die
Steine zu seinen Füßen von dickem Moos überwachsen
wurden.
    »Der Rest ist deine eigene Unbesonnenheit. Du bist in
mein Spiel eingetreten – das du deshalb jetzt bis zum Ende
durchstehen mußt, woran deine Schulter dich Tag und
Nacht erinnern wird.«
    Vor dem Fenster sangen wieder die Vögel. Mit großen
Augen sah Sturm von dem grünen Mann zu seinem noch
nicht abgewischten Schwert, vom Schwert wieder zu Vertumnus. Sprachlos berührte der junge Mann ganz langsam
seine Klinge. Sie war sauber und trocken.
    »Wir treffen uns am ersten Frühlingstag«, ordnete Vertumnus mit erneutem, eigenartigem Lächeln an. »In meiner
Burg im Südlichen Finsterwald. Komm allein, dann werden
wir die Sache beilegen – Schwert gegen Schwert, Ritter gegen Ritter, Mann gegen Mann. Du hast deines Vaters Ehre
verteidigt, jetzt fordere ich dich heraus. Denn jetzt bin ich
dir einen Schlag schuldig, so wie du mir ein Leben schuldest. Denn in eurem geliebten Maßstab steht geschrieben, jeder, der einen Schlag erwidert, muß den ganzen Kampf ausfechten.«
    Sturm sah sich verwirrt um. Gunthar und Alfred standen
wie angewurzelt da. Fürst Stephan machte den Mund auf,
aber er brachte kein Wort heraus.
    Mit Augen wie ein Raubvogel nickte Fürst Bonifaz erwartungsvoll. Was Vertumnus über das Erwidern eines
Schlages sagte, war wirklich im Maßstab niedergelegt.
Sturm saß durch seine impulsive Tat in einem uralten Statut gefangen.
    »Wenn es an der Zeit ist, werde ich dir den Weg dorthin
zeigen«, gab Vertumnus bekannt. »Und zu gegebener Zeit
wirst du dort vielleicht etwas über deinen Vater erfahren.
Doch du mußt deinen eigenen Weg gehen. Triffst du mich
nicht zur rechten Zeit am rechten Ort, ist deine Ehre für
immer dahin. Und nicht nur deine Ehre steht auf dem
Spiel.« Der Herr der Wildnis lächelte geheimnisvoll, ehe er
fortfuhr. »Denn eigentlich schuldest du mir ein Leben,
Sturm Feuerklinge, und das wirst du bezahlen, ob du zur
vereinbarten Zeit eintriffst oder nicht.«
    Theatralisch zeigte er auf die Schulter des Jungen.
»Du kannst wie ein Sohn des Ordens kommen und meine Forderung annehmen«, verkündete er, »oder du kannst
dich in den Gängen dieser Festung verkriechen und das
Aufblühen deiner Wunde erwarten. Denn die Spuren meines Schwerts blühen im Frühling, und die Blüten sind
schrecklich und tödlich.«
Der Saal füllte sich weiter mit Blättern, mit Ranken und
Schlingpflanzen, mit soviel Dornensträuchern, Wurzeln
und Ästen, daß das Aufräumen mindestens eine Woche
dauern würde. Der grüne Mann schloß die Augen, nickte
mit dem Kopf und verschwand im Dickicht, während die
Fackeln an den Wänden plötzlich in kaltem, weißen Feuer
aufloderten. Erstaunt blinzelte Sturm in die Schatten, doch
Vertumnus war wirklich verschwunden und hatte nur Nebel, Holzrauch und den feuchtverkohlten Geruch von Holz
nach einem Blitzeinschlag hinterlassen.
»Von allem Unsinn, den du hättest anstellen können,
Bursche«, erklärte Fürst Alfred betrübt, »von allem, was du
hättest tun oder lassen können, war das eindeutig das
Schlimmste.«
»Das Schlimmste?« fragte Sturm. »Ich… wieso…?«
Die jungen Ritter waren in ihrer nüchternen Tüchtigkeit
bereits dazu übergegangen, den Saal von Dornen und Blättern zu befreien. Sturm stand mitten in der Aufräumerei
und sah zu den Rittern auf, die sich neben Humas leerem
Thron zusammengeschart hatten. Der junge Mann schüttelte den Kopf, wollte den Abend wie einen verwirrenden
Traum wieder loswerden.
»Bitte folge mir, Sturm Feuerklinge«, bat Fürst Alfred mit
inzwischen milderer Stimme. Gunthar und Stephan schlossen sich ihm an. Das Funkeln ihrer Prunkharnische blendete regelrecht. Aus den Trümmern, die Vertumnus’ Besuch
hinterlassen hatte, traten Fürst Adamant und Fürst Bonifaz,
um sich dem berühmten Dreigespann anzuschließen.
Wie Sonnen, dachte der Junge. Wie Sonnen und Kometen. Ich kann mich ihnen nicht nähern, kann sie kaum ansehen.
»Ich dachte…«, setzte Sturm an, doch in dem hallenden
Saal klang seine Stimme dünn und schwach. Er konnte
nicht sagen, was er gedacht hatte. Es fiel ihm nicht mehr
ein.
Alfred nickte, und Fürst Gunthar trat vor, als Alfred den
Platz des Jüngeren neben Stephan einnahm.
Hinter ihm ebbte das Sägen und Hacken ab. Nur die
Diener kamen noch ihren Pflichten nach – der alte Reza
und der Junge, Jack, fegten die Scherben der
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