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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen King
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einen schnappen kann. Es bedeutet aber auch, dass man ihn in Ruhe lassen muss.«
    Er geht los; sein Leben rinnt ihm wie Sand durch die Finger, und keiner der beiden weiß es; und dann bleibt er noch einmal stehen und sieht sich zu seinem alten Freund um. Sie haben zwar die Polizeiausbildung nicht gemeinsam absolviert, sind aber gemeinsam in diese Arbeit hineingewachsen, und jetzt sitzt sie ihnen sozusagen wie angegossen. Gute Männer, die die lästigsten Pflichten erledigen – so hat es der alte Sarge in bierseliger Laune mal formuliert.
    » Sandy.«
    Sandy sieht ihn mit einem Blick an, der fragt: Was denn nun noch?
    » Mein Sohn spielt dieses Jahr in der American Legion, hab ich dir das schon erzählt?«
    » Erst etwa zwanzigmal.«
    » Der Trainer hat einen kleinen Sohn, ungefähr drei Jahre alt. Und als ich letzte Woche hingefahren bin, um Ned abzuholen, sah ich ihn, wie er da auf dem Platz kniete und mit dem kleinen Jungen Werfen übte. Und da hab ich mich wieder ganz von Neuem in meinen Sohn verliebt, Sandy. Genauso wie damals, als ich ihn zum ersten Mal, in ein Tuch gewickelt, auf dem Arm gehalten habe. Ist das nicht komisch?«
    Sandy findet das nicht komisch. Er hält es für eine schlichte menschliche Tatsache.
    » Der Trainer hatte Trikots ausgeteilt, und Ned hatte seins an, und er hockte da auf einem Knie und warf dem kleinen Jungen von unten die Bälle zu, und ich schwöre dir, er war das Reinste, auf das je ein Sommerhimmel hinabgeguckt hat.« Und dann sagt er

Jetzt: Sandy
    Aus dem Schuppen drang ein fahler, fast zartlilafarbener Blitz. Dem folgte Dunkelheit … dann noch ein Blitz … dann wieder Dunkelheit … und dann blieb es dunkel.
    » Ist es vorbei?«, fragte Huddie und beantwortete die Frage dann selbst: » Ja, ich glaube, es ist vorbei.«
    Ned achtete nicht darauf. » Was?«, fragte er mich. » Was hat er dann gesagt?«
    » Was jeder sagt, wenn die Dinge daheim zum Besten stehen«, sagte ich. » Er hat gesagt, er sei ein glücklicher Mensch.«
    Steff war gegangen, um sich um ihr Mikro und den Computermonitor zu kümmern, aber die anderen waren noch da. Ned beachtete sie überhaupt nicht. Seine verschwollenen Augen mit den roten Lidern ließen mich nicht aus dem Blick. » Hat er sonst noch was gesagt?«
    » Er hat erzählt, du hättest in der Woche davor gegen Rocksburg Railroad zwei Runs erzielt und ihm beim zweiten zugewinkt, als du grade an der dritten Base warst. Das hat ihm gefallen. Er hat gelacht, als er das erzählt hat. Er hat gesagt, du würdest den Ball an einem schlechten Tag besser sehen als er jemals an seinen besten. Er hat aber auch gesagt, du müsstest bei Groundballs besser aufpassen, wenn du ernsthaft Third Baseman spielen wolltest.«
    Der Junge sah zu Boden und haderte mit sich. Wir sahen alle weg, damit er etwas mehr für sich war. Schließlich sagte er: » Er hat immer von mir verlangt, nicht so schnell aufzugeben, aber genau das hat er bei diesem Wagen getan. Bei diesem verdammten Buick. Er hat aufgegeben.«
    » Das war eine bewusste Entscheidung«, sagte ich. » Das ist etwas anderes.«
    Er ließ sich das durch den Kopf gehen und nickte dann. » Na gut.«
    » Jetzt geh ich aber wirklich nach Hause«, sagte Arky. Doch bevor er ging, tat er noch etwas, was mir unvergesslich blieb: Er beugte sich vor und küsste Ned auf die geschwollene Wange. Ich war bestürzt über die Zärtlichkeit dieser Geste. » Gute Nacht, Junge.«
    » Gute Nacht, Arky.«
    Wir sahen ihn in seinem Dodge davonfahren, und dann sagte Huddie: » Ich fahre Ned mit seinem Chevy nach Hause. Wer fährt hinterher und bringt mich anschließend zu meinem Wagen zurück?«
    » Ich«, sagte Eddie. » Aber wenn du ihn reinbringst, warte ich draußen. Das tu ich mir nicht an, wenn Michelle Wilcox ausflippt.«
    » Das wird sie nicht«, sagte Ned. » Ich sage ihr, ich hätte die Dose auf dem Regal entdeckt und mich dann aus Versehen selbst mit Tränengas eingesprüht.«
    Das gefiel mir. Es klang nach einer schlüssigen Erklärung. Genauso eine Geschichte hätte der Vater dieses Jungen auch erzählt.
    Ned seufzte. » Aber morgen früh sitze ich dann beim Augenarzt in Statler Village. Das ist der Nachteil dabei.«
    » Das tut schon nicht weh«, sagte Shirley. Sie küsste ihn ebenfalls, und zwar auf den Mundwinkel. » Gute Nacht, Jungs. Und diesmal kommt keiner wieder.«
    » Amen«, sagte Huddie. Wir sahen ihr nach. Sie war zwar schon Mitte vierzig, aber wenn sie ihr Fahrgestell in Bewegung setzte, gab es immer noch viel zu
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