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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen King
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Mädchen herum und schrieb sonst kaum etwas Erwähnenswertes. Und ich hatte auch für das Frühjahr nicht vor, noch etwas zu schreiben.
    Ende März flog Tabby von Florida aus heim nach Maine. Ich fuhr mit dem Auto. Ich hasse das Fliegen, bin ein begeisterter Autofahrer und hatte außerdem eine ganze Wagenladung Einrichtungsgegenstände, Bücher, Gitarren, Computer, Kleider und Papiere zu befördern. Am zweiten oder dritten Tag meiner Fahrt fand ich mich im Westen Pennsylvanias wieder. Ich musste tanken und fuhr mitten auf dem Lande vom I-87 ab. Am Ende der Ausfahrt kam ich zu einer (nein, keiner Jenny-, sondern:) Conoco-Tankstelle. Dort gab es doch tatsächlich einen Tankwart, der die Zapfsäulen bediente. Gratis gab es bei ihm sogar noch ein wenig halbwegs nettes Geplauder dazu.
    Ich ließ ihn machen und ging auf die Toilette. Anschließend spazierte ich zur Rückseite der Tankstelle. Dort kam ich an einen recht steilen Abhang, der mit Autoschrott übersät war und an dessen Fuß ein rauschender Bach floss. Es lag immer noch ein wenig schmutziger Schnee. Ich ging den Hang ein Stück hinab, um den Bach besser sehen zu können, und da rutschte ich aus und fiel hin. Ich schlitterte gut drei Meter weit und konnte mich dann an einer rostigen Lasterachse festhalten. Hätte ich die nicht gepackt, wäre ich wohl ins Wasser gestürzt. Und dann? Tja, wer weiß …
    Ich zahlte mein Benzin (der Tankwart hatte, glaube ich, von meinem kleinen Missgeschick nichts mitbekommen) und fuhr zurück auf den Highway. Und während ich so fuhr, grübelte ich über meinen Ausrutscher nach und fragte mich, was wohl passiert wäre, wenn ich in den Bach gestürzt wäre (der vor lauter Schmelzwasser zumindest zeitweilig ein kleiner Fluss war). Wie lange hätte mein Wagen voller Einrichtungsgegenstände und bunter Kleidung aus Florida an den Zapfsäulen gestanden, ehe der Tankwart unruhig geworden wäre? Wen hätte er gerufen? Wie lange hätte es gedauert, bis man mich gefunden hätte, wenn ich ertrunken wäre?
    Dieser kleine Zwischenfall ereignete sich gegen zehn Uhr morgens, und als ich an diesem Nachmittag nach New York kam, hatte ich die Geschichte, die Sie gerade gelesen haben, schon ziemlich deutlich vor Augen. Ich habe früher einmal gesagt, dass es bei der ersten Fassung einer Geschichte nur um die Handlung gehen sollte. Wenn sie eine tiefere Bedeutung hat, sollte die sich dann organisch aus der Geschichte selbst ergeben. Diese Geschichte wurde – nehme ich mal an – zu einer Betrachtung über die Unergründlichkeit mancher Ereignisse im Leben und darüber, dass es unmöglich ist, einen Sinn für diese Ereignisse zu finden. Für die erste Fassung brauchte ich zwei Monate. Da war mir schon klar, dass ich mir massenhaft Probleme au fl ud, indem ich über zwei Dinge schrieb, von denen ich keine Ahnung hatte: das westliche Pennsylvania und die Pennsylvania State Police. Doch ehe ich in diesen Fragen etwas unternehmen konnte, erlitt ich selbst einen Verkehrsunfall, und mein Leben änderte sich von Grund auf. Nach diesem Sommer 1999 konnte ich im Grunde froh sein, dass ich überhaupt noch am Leben war. Erst über ein Jahr später dachte ich wieder an diese Geschichte, und es dauerte noch länger, bis ich daran weiterarbeiten konnte.
    Die Koinzidenz, die darin besteht, dass ich ein Buch voller grässlicher Verkehrszwischenfälle geschrieben und kurz darauf selbst einen erlitten habe, ist mir natürlich nicht entgangen, aber ich habe mich bemüht, das nicht allzu ernst zu nehmen. Auf keinen Fall glaube ich, dass die Ähnlichkeit zwischen dem, was Curtis Wilcox im Buick, und dem, was mir im wahren Leben zugestoßen ist, auf irgendeine böse Vorahnung schließen lässt. (Und schließlich habe ich es ja auch überlebt.) Ich kann jedoch aus eigener Anschauung bezeugen, dass ich mir das meiste richtig vorgestellt hatte: Wie Curtis wurden auch mir Münzen aus der Hosentasche und die Uhr vom Arm gerissen. Die Baseballmütze, die ich trug, fand sich später im Wald wieder, mindestens zwanzig Meter von der Stelle des Zusammenpralls entfernt. Ich habe aber nichts an der Geschichte geändert, um meine eigenen Erlebnisse darin widerzuspiegeln. Das meiste, was ich wollte, war in der ersten Fassung schon vorhanden. Die Fantasie ist ein mächtiges Werkzeug.
    Es ist mir nie in den Sinn gekommen, die Handlung dieses Romans nach Maine zu verlagern, obwohl ich mich in Maine am besten auskenne (und dort am liebsten bin). Ich habe in Pennsylvania an einer
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