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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition)
Autoren: Stephen King
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ich. » Aber …«
    » … gestillte Neugier bringt sie wieder«, sagte Shirley hinter mir. » Darf ich mich dazusetzen? Oder ist hier heute Männerrunde?«
    » Keine Frauendiskriminierung auf der Raucherbank«, sagte ich. » Komm, setz dich.«
    Sie setzte sich neben Ned, lächelte ihm zu und nahm ein Päckchen Parliament aus ihrer Handtasche. Wir schrieben das Jahr Zwei-Null-Null-Zwei, und wir wussten es alle besser, und das schon seit Jahren, und trotzdem rauchten wir weiter einen Sargnagel nach dem anderen. Erstaunlich. Oder vielleicht auch nicht so erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir in einer Welt lebten, in der State Trooper von Betrunkenen an Sattelzügen zermalmt wurden und in der an ganz realen Tankstellen hin und wieder alles andere als reale Buicks auftauchten. Aber darum ging es mir in diesem Moment nicht.
    Ich hatte eine Geschichte zu erzählen.

Damals
    Im Jahre 1979 war die Jenny-Tankstelle an der Kreuzung State Road 32 und Humboldt Road noch in Betrieb, hatte aber schon schwer zu kämpfen; die OPEC machte den kleineren Firmen später dann ganz den Garaus. Pächter und Mechaniker war Herbert » Hugh« Bossey, der an diesem Tag aber in Lassburg beim Zahnarzt war – Hugh Bossey hatte einen Mordsverbrauch an Snickers und Cola. WG . ZAHNSCHMERZEN KEIN MECHANIKER IM DIENST stand auf dem Schild, das an ein Werkstattfenster geklebt war. Tankwart war ein Schulabbrecher namens Bradley Roach, der gerade mal zwanzig Jahre alt war. Er war es, der zweiundzwanzig Jahre und ungezählte, Abertausende Biere später ankam und den Vater eines Jungen umbrachte, der damals noch nicht geboren war. Er war es, der ihn an der Seitenwand eines Sattelaufliegers von Freuhof zermalmte, ihn wie eine Spindel abspulte, ihn fast gehäutet ins Gestrüpp schleuderte und seine blutigen Kleider, wie durch einen Zaubertrick gewendet, auf dem Highway zurückließ. Doch das steht jetzt alles noch in weiter Ferne. Wir sind in der Vergangenheit, im Zauberlande Damals.
    Gegen zehn Uhr an einem Julimorgen – ja, wiederum Juli, der Monat Juli und Curtis Wilcox lassen uns in dieser Geschichte nicht los – saß Brad Roach im Kassenhäuschen der Jenny-Tankstelle, die Füße auf dem Pult, und las in der Inside View . Auf dem Titel war eine fliegende Untertass e abgebildet , die bedrohlich über dem Weißen Haus schwebte.
    Die Klingel in der Werkstatt schellte, als an der Auffahrt ein Fahrzeug über den Luftschlauch fuhr. Brad blickte hoch und sah ein Auto – genau das, das dann so viele Jahre lang im dunklen Schuppen B stehen sollte – neben der zweiten der beiden Zapfsäulen halten, der mit dem Aufdruck HI TEST . Es war ein schöner nachtblauer Buick, zwar alt (er hatte einen mächtigen, verchromten Kühlergrill und an den Seiten die charakteristischen Bullaugen), aber tipptopp in Schuss. Der Lack funkelte, die Windschutzscheibe funkelte, die verchromte, geschwungene Zierleiste an der Seite funkelte, und noch ehe der Fahrer die Tür aufmachte und ausstieg, wusste Bradley Roach, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmte. Er konnte nur nicht sagen, was genau es war.
    Er warf die Zeitung aufs Pult (wäre der Chef nicht in der Stadt gewesen, um für seine süßen Sünden zu büßen, hätte er sie überhaupt nicht aus der Schublade nehmen dürfen) und stand auf, und in diesem Moment machte auf der anderen Seite der Zapfsäulen der Fahrer des Buick Roadmasters die Tür auf und stieg aus.
    Es hatte in der Nacht viel geregnet, und die Straßen waren noch nass (in einigen Senken am Westrand von Statler sogar noch überflutet), aber gegen acht war die Sonne herausgekommen, und um zehn war es schon heiter und warm. Trotzdem trug der Mann, der da aus dem Wagen stieg, einen schwarzen Regenmantel und einen breiten schwarzen Hut. » Er sah aus wie ein Spion aus einem alten Film«, sagte Brad gut eine Stunde später zu Ennis Rafferty und ließ damit seine Fantasie ein wenig schweifen. Der Regenmantel war tatsächlich so lang, dass er fast durch die Pfützen auf dem Beton schleifte, und er blähte sich hinter dem Buickfahrer, als der zur Seite der Tankstelle ging, auf das Rauschen des Flusses dahinter zu. Der Fluss, der Redfern Stream, rauschte an diesem Morgen sehr laut; die nächtlichen Regenfälle hatten ihn beträchtlich anschwellen lassen.
    Brad, der annahm, dass der Mann in dem schwarzen Regenmantel und mit dem schwarzen Schlapphut zur Toilette wollte, rief ihm zu: » Die Tür ist offen, Mister … Wie viel Düsentreibstoff darf’s denn sein?«
    »
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