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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter
Autoren: Jane Casey
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unterwegs sein. Genug der Zen-Meditation also. Ich stieg in den Wagen und fuhr los.
    Meine Absätze klapperten laut auf dem Fliesenboden, sodass mich Rob schon von Weitem bemerkte. Er saß mit ausgestreckten Beinen auf einem Stuhl vor der Intensivstation und versperrte damit fast den ganzen Korridor.
    » Moin.«
    » Schon so spät?«, fragte er erstaunt und reichte mir einen Pappbecher mit Plastikdeckel. » Ich dachte, wir hätten noch Donnerstagnacht.«
    » Nee, ist schon Freitag. 27. November. Den ganzen Tag übrigens, falls du es genau wissen willst.«
    Er grinste zu mir herauf. Sein Gesicht war mit dunklen Stoppeln bedeckt, die man schon fast als Bart bezeichnen konnte. Von seinen walisischen Vorfahren hatte er schwarzes Haar, blaue Augen, helle Haut und Charme ohne Ende mitbekommen, allerdings musste er sich zweimal am Tag rasieren, um seinen Bartwuchs zu bändigen. Obwohl Rob auch sonst nie geschniegelt und gebügelt aussah, wirkte er heute besonders leger und trug noch das Hemd vom Vortag, wie ich feststellte.
    » Gar nicht zu Hause gewesen?«
    » Nö.«
    » Hockst hier schon seit Stunden, was?«
    » Jo.«
    » Und wie?«
    » Das«, erwiderte er und drohte mir dabei scherzhaft mit dem Zeigefinger, » muss leider geheim bleiben.«
    Ich ließ mich auf den Stuhl neben ihm fallen, nahm den Deckel vom Kaffeebecher ab und atmete den metallenen Geruch von Automatenkaffee. » Wie viele davon hast du denn schon intus?«
    Statt zu antworten, streckte er seine Hand aus und zeigte mir, wie er zitterte.
    » Du liebe Güte. Koffein ist erst mal tabu für dich.«
    » Ja, Mami…«
    Ich nippte an meinem Becher und grinste über den Rand, als Rob sich mit dem Kopf nach hinten an die Wand lehnte und herzhaft gähnte.
    » Du warst ja ziemlich fix. Ich hätte gedacht, dass du mindestens eine Stunde vom Aufstehen bis hierher brauchst.«
    Eigentlich wäre wirklich mehr Zeit nötig gewesen, aber ich hatte die Tempolimits unterwegs großzügig interpretiert und vorm Krankenhaus eher unkonventionell eingeparkt.
    » Du kennst mich doch. Immer auf dem Sprung.«
    » Ja, klar. Was macht Ian?«
    Ich zögerte mit der Antwort, da ich meine Kollegen eigentlich nicht mit meinem Beziehungsstress behelligen wollte. Aber ich konnte unmöglich so tun, als wäre nichts. Rob hatte Ian ein paar Mal gesehen und sich sein eigenes Bild von ihm gemacht.
    » Er war natürlich begeistert über die nächtliche Störung.«
    » Tut mir leid. Aber bestimmt hatte er Verständnis, war ja schließlich nicht ganz unwichtig.«
    Ich hob vielsagend eine Augenbraue und nahm noch einen Schluck Kaffee.
    Rob seufzte. » Genau das, was man braucht, oder?«
    » Worüber wir eigentlich reden sollten«, lenkte ich hastig ab, » ist, wie es um den Fall steht. Wo ist denn der Chef?«
    Er deutete mit dem Kopf in Richtung der Doppeltür hinter ihm.
    » Irgendwo da drin. Geht den Ärzten ein bisschen auf die Nerven.«
    » Lassen sie uns immer noch nicht mit dem Opfer reden?«
    » Na ja, so sehr Opfer ist sie nun auch wieder nicht. Der arme alte Vic macht mir da erheblich mehr Sorgen. Er kommt gerade wieder zu sich. Drei Stunden OP , offenbar stand es ziemlich auf der Kippe.«
    » Mir blutet das Herz.«
    » Na ja, ein bisschen was von deinem Spenderblut könnte er sicher gut gebrauchen. Wäre unterwegs fast gestorben. Hat ihn ganz schön zugerichtet, die Kleine.«
    » Weshalb sie noch am Leben ist und uns von dem Vorfall berichten kann«, wandte ich ein.
    Rob grinste mich an. » Du bist ja schon voll in der richtigen Stimmung, Maeve. Fängst du gerade an, dich mit ihr zu identifizieren? Bis zehn seid ihr wahrscheinlich die besten Freundinnen, hm?«
    » Ja und?« Mein Kaffee war inzwischen so weit abgekühlt, dass ich ihn einigermaßen trinken konnte. Das Koffein begann zu wirken. Ich wollte fit sein, wenn sie uns endlich zu dem Mädchen ließen. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, die Antworten von ihr zu bekommen, die wir brauchten, und sie dann meinem Chef Charles Godley zu präsentieren– wie eine Katze ihrem Besitzer als Beweis ihrer Zuneigung einen toten Vogel vor die Füße legt. Die Überstunden und der bedingungslose Einsatz, den er von seinem Team forderte, machten mir überhaupt nichts aus. Mir war völlig bewusst, welches Glück ich hatte, mit zum engeren Kreis zu gehören. An der Soko mit dem Namen Mandrake waren 60 Beamte beteiligt, von denen die wenigsten je direkt mit Godley zu tun hatten. Er hatte ein klares System: Anweisungen wurden über die Hierarchiestufen von
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