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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug
Autoren: Robert Ludlum
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Arme so kräftig auf den Rücken drehten, dass sie fast ausgerenkt wurden.
    Â»Sie wollen in dieser Runde offenbar passen.« Fadi schien ehrlich enttäuscht zu sein. »Wie arrogant von Ihnen, wie wahrhaft töricht. Andererseits sind Sie vor allem Amerikaner. Ihr Amerikaner seid vor allem arrogant – stimmt’s, Martin? Und wahrhaft töricht.«
    Wieder stieg der Gedanke in ihm auf, dies sei kein gewöhnlicher Terrorist: Fadi kannte seinen Namen. Lindros bemühte sich, trotz der brennenden Schmerzen, die immer stärker durch seine Arme hinauf schossen, weiter ein ausdrucksloses Gesicht zu machen.
    Wieso trug er nicht wie Agenten in Spionagethrillern eine als Zahn getarnte Zyankalikapsel im Mund? Früher oder später würde er sich wahrscheinlich wünschen, er hätte eine. Trotzdem wollte er so lange wie irgend möglich den Unerschütterlichen spielen.
    Â»Ja, verstecken Sie sich nur hinter Ihren Klischees«, sagte er. »Sie werfen uns vor, wir verstünden euch nicht, aber in Wirklichkeit verstehen Sie uns noch weniger. Sie kennen mich überhaupt nicht.«
    Â»Ah, in diesem Punkt haben Sie wie meistens unrecht, Martin. Tatsächlich kenne ich Sie sehr gut. Ich habe Sie seit längerer Zeit zu meinem – wie sagen Ihre amerikanischen Studenten? – ah, ja, ich habe Sie zu meinem Hauptfach gemacht. Anthropologie oder Realpolitik?« Er zuckte mit den Schultern,
als seien sie Kommilitonen, die miteinander tranken. »Letztlich eine semantische Frage.«
    Sein Lächeln wurde breiter, als er Lindros auf beide Wangen küsste. »Jetzt beginnt also die zweite Runde.« Als er zurücktrat, waren seine Lippen blutig.
    Â»Sie haben drei Wochen lang nach mir gefahndet; stattdessen habe ich Sie gefunden.«
    Er wischte sich Lindros’ Blut nicht von den Lippen. Stattdessen leckte er es ab.

BUCH EINS

KAPITEL EINS
    Â»Wann hat diese spezifische Erinnerung eingesetzt, Mr. Bourne?«, fragte Dr. Sunderland.
    Jason Bourne, der nicht still sitzen konnte, ging in dem behaglichen, fast gemütlichen Raum auf und ab, der eher an ein häusliches Arbeitszimmer als an das Sprechzimmer eines Arztes erinnerte. Cremeweiße Decke, Wandtäfelung aus Mahagoni, ein antiker Schreibtisch aus dunklem Holz mit Klauenfüßen, zwei Sessel, ein kleines Sofa.
    Die Wand hinter Dr. Sunderland war mit seinen vielen Diplomen und einer eindrucksvollen Reihe internationaler Auszeichnungen für bahnbrechende neue Behandlungsmethoden in Psychologie und Psychopharmakologie bedeckt, die sein Spezialgebiet Gedächtnisforschung betrafen.
    Bourne studierte sie genau, dann betrachtete er das Foto, das in einem Silberrahmen auf dem Schreibtisch des Arztes stand.
    Â»Wie heißt sie?«, fragte Bourne. »Ihre Frau.«
    Â»Katja«, sagte Dr. Sunderland nach kurzem Zögern.
    Psychiater vermieden es stets, persönliche Informationen über sich und ihre Angehörigen preiszugeben. Aber in diesem Fall , dachte Bourne …
    Katja trug einen Skianzug. Auf dem Kopf hatte sie eine fröhlich gestreifte Pudelmütze. Sie war blond und bildschön. Irgendetwas an ihr suggerierte, dass sie keine Kamerascheu kannte. Sie lächelte in die Kamera, hatte dabei die Sonne in
den Augen. Die kleinen Fältchen in den Augenwinkeln ließen sie besonders verwundbar erscheinen.
    Bourne fühlte Tränen kommen. Früher hätte er gesagt, dies seien David Webbs Tränen. Aber die beiden im Streit liegenden Persönlichkeiten – David Webb und Jason Bourne, die Tag- und Nachtseite seiner Seele – hatten sich zuletzt vereinigt. Während es einerseits stimmte, dass David Webb, ehemals Linguistikprofessor an der Georgetown University, immer tiefer in die Schatten zurücksank, war es ebenso wahr, dass Webb die schlimmsten paranoiden und antisozialen Kanten Bournes abgeschliffen hatte. Bourne konnte so wenig in Webbs normaler Welt leben, wie Webb in Bournes tückisch brutaler Schattenwelt nicht hätte überleben können.
    Dr. Sunderlands Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. »Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Bourne.«
    Bourne setzte sich. Das gerahmte Foto loszulassen bedeutete eine gewisse Erleichterung.
    Auf Dr. Sunderlands Gesicht stand von Herzen kommendes Mitgefühl. »Nein, nicht damals«, sagte Jason Bourne rasch. Aber das war gelogen. Die bruchstückhaften Erinnerungen waren in der Nacht aufgetaucht, nachdem er Marie gesehen
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