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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug
Autoren: Robert Ludlum
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beobachtete, wie der Feind von der Felsbarriere über ihm herunterkam.
    Sie waren stumm, abgezehrt wie der entstellte Tote in der Höhle, mit dem leeren Blick von Männern, die zu viel Blutvergießen gesehen haben. Zwei lösten sich aus der Horde und schlüpften in den rauchenden Kadaver der Chinook.

    Lindros zuckte zusammen, als er Schüsse fallen hörte. Einer der Angreifer taumelte rückwärts aus der offenen Tür des Hubschrauberwracks, aber im nächsten Augenblick zerrte der zweite Mann den blutenden Piloten am Kragen seiner Fliegerkombi heraus.
    War er tot oder nur bewusstlos? Lindros brannte darauf, es zu erfahren, aber die anderen Kämpfer hielten ihn eng umringt. Auf ihren Gesichtern erkannte er das eigentümliche Leuchten von Fanatikern – eine kränklich gelbe Flamme, die nur durch ihren eigenen Tod gelöscht werden konnte.
    Er ließ sein nutzloses Gewehr fallen, und sie ergriffen ihn, drehten ihm die Arme grob auf den Rücken. Männer sammelten die ringsum verstreuten Gefallenen auf und warfen sie in die Chinook. In ihrem Kielwasser tauchten zwei weitere Kämpfer mit Flammenwerfern auf. Mit entnervender Präzision machten sie sich daran, den Hubschrauber und die Gefallenen und Verwundeten in seinem Inneren in Brand zu setzen.
    Lindros, groggy und aus mehreren oberflächlichen Schnittwunden blutend, beobachtete ihr exakt koordiniertes Vorgehen. Er war überrascht und zugleich beeindruckt. Und ihre methodische Art machte ihm Angst. Wer diesen raffinierten Hinterhalt geplant, wer diesen Kader ausgebildet hatte, war kein gewöhnlicher Terrorist.
    Hinter seinem Rücken zog er den Siegelring ab, den er am linken Ringfinger trug, ließ ihn ins Geröll fallen und machte unauffällig einen halben Schritt, um ihn mit dem Schuh zu bedecken. Wer auch immer auf der Suche nach ihm hierherkam, musste erfahren, dass er hier gewesen und nicht wie die anderen erschossen worden war.
    Im nächsten Augenblick teilte sich der Kreis seiner Bewacher, und er sah einen großen, kräftig gebauten Araber mit kühnen, von der Wüste fein gemeißelten Gesichtszügen und großen, durchdringenden Augen auf sich zukommen. Anders
als die Terroristen, die Lindros bisher wahrgenommen hatte, trug dieser das Kennzeichen der Zivilisation auf der Stirn: Die Erste Welt hatte ihn berührt; er hatte aus ihrem technologischen Kelch getrunken.
    Als sie sich gegenüberstanden, starrte Lindros trotzig in die dunklen Augen des Arabers.
    Â»Guten Tag, Mr. Lindros«, sagte der Terroristenführer auf Arabisch.
    Lindros starrte ihn weiter an, ohne zu blinzeln.
    Â»Schweigsamer Amerikaner, wo sind Ihre großen Töne geblieben?« Lächelnd fügte er hinzu: »Sparen Sie sich die Mühe, sich zu verstellen. Ich weiß, dass Sie Arabisch sprechen.« Er nahm Lindros den Strahlendetektor und den Geigerzähler ab. »Ich muss annehmen, dass Sie gefunden haben, was Sie gesucht haben.« Er tastete Lindros ab, zog ihm den kleinen Metallbehälter aus der Tasche. »Ah, ja.« Er schraubte den Behälter auf und kippte seinen Inhalt zwischen Lindros’ Stiefel. »Pech für Sie, dass das wahre Beweismaterial längst nicht mehr hier ist. Was würden Sie wohl dafür geben, seinen Bestimmungsort zu erfahren.« Sein letzter Satz war keine Frage, sondern eine spöttische Feststellung.
    Â»Sie besitzen erstklassige Informationen«, sagte Lindros in akzentfreiem Arabisch, das fast alle Angehörigen des Kaders sichtlich verblüffte. Nur zwei Männer wirkten keineswegs überrascht: der Anführer selbst und ein untersetzter Mann, den Lindros für seinen Stellvertreter hielt.
    Der Anführer lächelte erneut. »Dieses Kompliment kann ich durchaus erwidern.«
    Schweigen.
    Ohne Vorwarnung schlug der Anführer Lindros so kräftig ins Gesicht, dass ihm die Zähne klapperten. »Ich heiße Fadi, der Erlöser, Martin. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie Martin nenne? Das dürfte angebracht sein, nachdem wir
die kommenden Wochen in sehr enger Gemeinschaft verbringen werden.«
    Â»Ich habe nicht vor, Ihnen irgendwas zu erzählen«, sagte Lindros, der plötzlich wieder Englisch sprach.
    Â»Was Sie vorhaben und was Sie tun werden, sind zwei ganz verschiedene Dinge«, sagte Fadi in ebenso präzisem Englisch. Er nickte kurz. Lindros musste einen Aufschrei unterdrücken, als unsichtbare Hände ihm die
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