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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug
Autoren: Robert Ludlum
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Wenn er sprach, schwieg jeder in seiner Umgebung. Den Teint seines gut aussehenden, energischen Gesichtes hatten Wüstensonne und Bergwind noch dunkler gemacht. Sein Kopf- und Barthaar war lang und gelockt, pechschwarz wie eine sternenlose Mitternacht. Lächelte er mit seinen vollen Lippen, schien die Sonne von ihrem Platz am Himmel herabzukommen und auf seine Jünger herabzuscheinen. Denn Fadis erklärtes Ziel war messianischer Art: Hoffnung zu bringen, wo es keine Hoffnung mehr gab, die Hundertschaften abzuschlachten, aus denen das saudi-arabische Herrscherhaus bestand, ihre Abscheulichkeit vom Antlitz der Erde zu tilgen, sein Volk zu befreien, den unanständigen Reichtum der Despoten gerecht zu verteilen und in seinem geliebten Arabien wieder die rechtmäßige Ordnung herzustellen. Als Erstes, darüber war er sich im Klaren, musste er die symbiotische Beziehung zwischen der Herrscherfamilie und den Vereinigten Staaten zerschlagen. Dafür musste er einen Schlag gegen Amerika führen und das Land mit einer klaren Aussage treffen, die ebenso nachhaltig wie unauslöschlich war.
    Auf keinen Fall durfte er jedoch die Fähigkeit von Amerikanern, Schmerzen zu ertragen, unterschätzen. Das war ein Fehler, den seine extremistischen Genossen häufig machten; das brachte sie oft in Schwierigkeiten bei den eigenen Leuten und war mehr als alles andere die Ursache eines Lebens ohne Hoffnung.
    Fadi war kein Utopist. Er hatte die Weltgeschichte studiert. Noch besser – er hatte aus ihr gelernt.
    Als Nikita Chruschtschow den Amerikanern gedroht hatte: »Wir werden euch begraben!«, hatte er aus dem Herzen, aber auch aus der Seele gesprochen. Aber wer war letztlich begraben worden? Die UdSSR.
    Seine extremistischen Genossen sagten: »Wir haben viele Leben, um Amerika zu begraben« und meinten den endlosen
Strom junger Männer, die jedes Jahr volljährig wurden und aus deren Reihen sie Märtyrer auswählen konnten, die im Kampf fallen würden. Aber sie verschwendeten niemals einen Gedanken auf den Tod dieser jungen Männer. Wozu denn auch? Schließlich erwartete das Paradies die Märtyrer mit offenen Armen. Aber was war in Wirklichkeit gewonnen worden? Führte Amerika ein Leben ohne Hoffnung? Nein. Hatten die Anschläge Amerika in Richtung auf ein Leben ohne Hoffnung gedrängt? Wieder nein. Wo lag also die Antwort?
    Fadi glaubte mit ganzem Herzen und ganzer Seele – und vor allem mit seinem außerordentlichen Intellekt –, sie gefunden zu haben.
    Als er den Deputy Director weiter durch sein 12 × 50-Glas beobachtete, merkte er, dass es dem Mann widerstrebte, das Plateau zu verlassen. Er selbst kam sich wie ein Raubvogel vor, der auf sein Ziel hinabblickte.
    Die arroganten CI-Agenten waren wieder in ihren Hubschrauber geklettert, aber ihr Kommandeur – Fadis Informationen hielten seinen Namen nicht bereit – ließ nicht zu, dass ihr Anführer schutzlos allein auf dem Plateau zurückblieb. Ein cleverer Bursche. Vielleicht witterte seine Nase etwas, das seine Augen nicht sahen; vielleicht hielt er sich auch nur an ein erprobtes und lange bewährtes Verfahren. Jedenfalls erkannte Fadi, als die beiden Männer dort unten standen und miteinander sprachen, dass er nie eine bessere Chance bekommen würde.
    Â»Los!«, befahl er Abbud ibn Aziz halblaut, ohne das Fernglas von den Augen zu nehmen.
    Neben ihm griff Abbud ibn Aziz nach dem Raketenwerfer RPG-7 aus sowjetischer Produktion, der von der Schulter abzufeuern war. Der untersetzte Mann mit breitem Mondgesicht schielte seit seiner Geburt mit dem linken Auge. Rasch und sicher steckte er die Rakete mit noch zusammengefaltetem Leitwerk
in das Abschussrohr. Dieses Leitwerk stabilisierte die Rakete im Flug und stellte sicher, dass sie ihr Ziel sehr präzise traf. Sobald er den Abzug betätigte, stieß das Primärsystem die Rakete mit 115 Metern in der Sekunde aus. Dieser gewaltige Vortrieb zündete wiederum das Raketentriebwerk noch im Abschussrohr und beschleunigte den Sprengkopf auf 295 Meter in der Sekunde.
    Jetzt sah Abbud ibn Aziz mit dem rechten Auge durch das unmittelbar hinter dem Abzug angebrachte optische Visier. Er suchte die Chinook, fand sie und dachte kurz, es sei doch schade, diese prachtvolle Kriegsmaschine zu vernichten. Aber für ihn konnte es kein solches Objekt der Begierde geben. Außerdem hatte Fadis Bruder alles exakt geplant – bis hin zu
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