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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond
Autoren: T. J. Hudspeth
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dem sie bestanden. In Zeitlupe kamen sie auf ihn zu. Es war wie ein choreografierter Tanz. Instinktiv erahnte er jede Bewegung seiner Gegner. Colin wich ihren Schlägen aus und setzte sie mit gezielten Fausthieben außer Gefecht. Er kauerte über seinen Peinigern, die ihm nicht einmal einen Kratzer zufügen konnten, und wollte sie am liebsten in der Luft zerreißen. Ein tiefes Knurren kam aus seiner Kehle, das seinen Gegnern die Haare zu Berge stehen ließ.
"Seine Augen! Seht ihr seine Augen! Mit ihm stimmt etwas nicht!", rief einer von ihnen entsetzt aus. Sie bekamen es mit der Angst zu tun, denn ihr anvisiertes Opfer, schien nicht mehr er selbst zu sein und hatte zudem den Spieß umgedreht. Er erhob sich zum Täter und ließ sie seine Übermacht deutlich spüren.
"Colin!" Ein gellender Schrei durchschnitt die Luft. Für einen Moment war er abgelenkt. Raven stand vor ihm und sah ihn verstört an. Er hatte alles von der Ferne mitangesehen und wollte seinem Bruder zur Hilfe eilen. Doch dann wurde er Zeuge eines Kampfes, der ungleicher nicht hätte sein können. Binnen Sekunden hatte sein älterer Bruder die Lage unter Kontrolle gebracht und auf die vier Hänflinge eingeprügelt, als ob sie Sandsäcke gewesen wären. Sie erkannten, dass er unaufmerksam war und rannten davon. Erst jetzt bemerkte Colin, wie weggetreten er gewesen sein musste, denn er konnte sich kaum noch an den Kampf erinnern. Seine Fingerknöchel waren voller Blut, das er angewidert an seiner Hose abwischte. Auf seiner Zunge lag noch der Nachgeschmack vom Kampf. Angewidert schluckte er mehrmals, um das Aroma mit seinem Speichel zu verdünnen. Doch es haftete an seinem Gaumen und reizte seine Atemwege, ähnlich wie Pfeffer. Er hustete und spuckte grünlichen Schleim aus, der seine Kehle verstopfte. Erst dann wurde es besser.
"Kannst du mir sagen, was das war, Colin?" Raven war noch immer verblüfft von seinem Bruder, der es doch tatsächlich alleine mit vier bewaffneten Kerlen aufgenommen und sie in die Flucht geschlagen hatte.
"Ich weiß auch nicht. Lass uns einfach nach Hause gehen. Mir ist nicht mehr nach Kino." Raven sah ihn aus den Augenwinkeln forschend an, während sie schweigsam nebeneinander herliefen und den Heimweg antraten. Colin sah blass aus und machte einen verstörten Eindruck.

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"Wo sind wir hier?", fragte Colin und vertrat sich die Beine. Die stundenlange Autofahrt hatte ihn etwas mitgenommen. Er fühlte sich wie Kaugummi. Gekaut und wieder ausgespuckt.
"Warum laufen wir mitten in der Nacht durch einen Wald? Was soll das alles?" Colin wurde ungeduldig, da ihm sein Vater nicht antwortete. Er ermahnte ihn lediglich zum Schweigen und deutete ihm an, ihm zu folgen. Da ihm nichts Anderes übrig blieb, lief er seinem alten Herrn hinterher, der flink wie ein Wiesel über umgefallene Baumstämme kletterte und plötzlich gar nicht mehr so alt wirkte. Nach einer geschlagenen Stunde, in der Colin das Gefühl hatte, sie würden ziellos im Wald umherirren, kamen sie am Eingang einer Höhle an. Sie wurden bereits erwartet, denn gut 20 Mann waren versammelt und sahen sie gespannt an. Colin wurde ganz mulmig zumute.
"Vater, was sind das für Leute und was wollen wir hier?", fragte er und achtete darauf so leise wie möglich zu reden, denn jedes zu laut gesprochene Wort, hallte von den Höhlenwänden wider.
"Versammelt euch!", forderte Henry Black die Anwesenden auf. Sie bildeten einen Kreis, sodass Vater und Sohn im Zentrum davon standen. Colin war nicht wohl dabei. Zu gerne wäre er durch den Kreis gebrochen und davon gerannt. Doch das hätte nichts genützt, denn er hätte sich im Wald hoffnungslos verlaufen.
"Wir haben uns hier versammelt, um deine Erstverwandlung zu zelebrieren. Hier, auf den Gebeinen unserer Vorfahren, geben wir das Erbe unseres Blutes an dich weiter. Vom heutigen Tage an, wirst du dein Rudel anführen und schwören, die Menschen vor den Vampiren zu beschützen!", verkündete Henry Black mit feierlicher Stimme. Colin fuhr sich mit den Händen durchs Haar. Was er zu hören bekam, klang für ihn völlig absurd.
"Sag mal, hörst du überhaupt, was du da von dir gibst? Soll das hier ein Scherz sein? Ist das irgendeine Sekte? Wollt ihr mich jetzt aufschlitzen und opfern? Dann muss ich euch aber enttäuschen, denn ich bin keine Jungfrau mehr!" Er war aufgebracht. Es war ihm egal, ob er sich im Wald verirren würde, er wollte nur noch weg. Doch jedes Mal, wenn er versuchte den Kreis zu durchbrechen, versperrten sie ihm den
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