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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond
Autoren: T. J. Hudspeth
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herauswuchsen und fingen jedes noch so kleine Geräusch auf. Dieses Verhalten gab der monströsen Erscheinung des Untiers etwas niedliches, sodass man es gerne hinter den Ohren gekrault hätte. So wie man es sonst bei einem Haustier machte, das einem anschließend ergeben die Hände leckte.
Kurz überlegte der unerschrockene Vampir, ob er einen Versuch wagen sollte, um zu sehen, ob der vertrauensselige Wolf es einem Hund gleich tat. Ein schwaches Lächeln huschte über seine Mundwinkel. Doch er beließ es seiner Fantasie, denn er wollte die leicht angespannte Stimmung, die zwischen ihnen herrschte, nicht durch eine unbedachte Tat überreizen. Weder stand ihm die Lust nach einem weiteren Kampf, noch danach, das Biest zu töten. Es wäre schade um diesen seltsamen Gesellen mit den zutraulichen Augen gewesen.
"Wenn du dir da so sicher bist, dann kannst du dich mir auch in deiner menschlichen Gestalt zeigen. Oder hast du etwa doch Angst?" Herausfordernd funkelte er sein haariges Gegenüber an. Der Werwolf zögerte einige Sekunden, woraufhin der düstere Vampir schmunzelte und seine Theorie bestätigt fühlte. Der Lykanthrop fürchtete sich.
Er hatte einen trotzigen Blick aufgesetzt und seine Augen leuchteten animalisch. Diese indirekte Beleidigung konnte er nicht länger auf sich sitzen lassen und er begann mit der Rückverwandlung. Das Fell wurde kürzer, die riesige Schnauze mit den Reißzähnen verschwand und aus den vier Pranken, wurden Hände und Füße. Zum Vorschein kam ein schmaler und zierlicher Körper. Der Vampir machte große Augen, als er die menschliche Gestalt in seiner Vollendung erblickte.
"Ganz schön mutig, für eine Frau", gab er anerkennend von sich. Die Schöne, mit der braungoldenen Haut, streckte ihre Hand aus und nahm die Zigarette des Vampirs an sich. Sie warf sie auf den Boden und trat das glimmende Ende mit ihrem Fuß aus.
"Musste das sein? Das war meine letzte", zeterte der Vampir, während er die nackte Frau eingehend betrachtete. Sie hatte einen Prachtkörper, der von ihrem langen, dichten Haar, das bis zu ihrer Hüfte reichte, umhüllt wurde. Zwischen den einzelnen, rabenschwarzen Strähnen blitzte ihr Busen hervor. Das Schattenwesen trat dicht an die Nackte heran, sah ihr dabei eindringlich in die Augen und zog ihr seinen Mantel über, um ihre Blöße zu bedecken.
"Hier, damit du dich nicht erkältest, schließlich haben wir hier draußen Minusgrade."
"Rauchen ist ungesund und tödlich", flüsterte sie kleinlaut. Noch nie war ihr ein Vampir so nahe gekommen, ohne, dass es dabei um einen Kampf um Leben und Tot ging.
"Ich bin ein Vampir. Ich bin bereits tot", erwiderte er knapp und knöpfte den Mantel zu.
"Und ich bin ein Werwolf. Meine Körpertemperatur ist höher, als bei gewöhnlichen Menschen. So schnell fange ich mir nichts ein." Er grinste in sich hinein, denn ihr Herz raste, während sie noch immer dicht beieinander standen. Unbemerkt schnupperte er an ihr und stellte fest, dass sie - anders als er es von ihren stinkenden Artgenossen gewohnt war - angenehm roch, sogar ganz gut.
"Wie ist dein Name, du naives Ding?"
"Hey! Wieso sagst du das? Ich bin überhaupt nicht naiv!", schimpfte sie und verschränkte eingeschnappt die Arme vor der Brust.
"Ich kenne keinen Werwolf, der sich so mir nichts dir nichts vor einen Vampir stellt und seine Tarnung aufgibt, um mit ihm ein gepflegtes Schwätzchen zu halten. Du scheinst die Gefahr, in die du dich begibst, nicht abschätzen zu können", meinte er und strich ihr sanft über das samtweiche Haar. Sie schloss für einen Moment die Augen und genoss die Berührung.
"Und ich kenne keinen Vampir, der einem Werwolf seinen Mantel umlegt, damit dieser nicht krank wird." Etwas verlegen, starrte sie ihre Füße an, die voller Schlamm waren.
"Mariella, ich heiße Mariella", fügte sie hinzu.
"Was willst du von mir, Mariella?"
"Warum bist du mir gefolgt?", fragte er sie erneut und packte sie am Kragen des Mantels.
"Ich weiß es doch selbst nicht!"Als ich dich vor ein paar Wochen zum ersten Mal gesehen habe, da hat das etwas in mir ausgelöst.Ich konnte nicht anders, denn ich fühle mich zu dir hingezogen. Und ich verstehe auch nicht, was in mich gefahren ist.Ich weiß, es ist falsch, aber ich..." Die Art, wie sie ihn ansah und wie sich ihre Lippen bewegte, während sie sprach, waren pure Sinnlichkeit. Er fühlte sich ebenso zu ihr hingezogen und hielt es nicht länger aus. Der Vampir zog sie dicht an sich heran und gab ihr einen innigen Kuss. Marielle
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