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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall
Autoren: Jeanine Krock
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Schwester war die zukünftige Königin des Feenreiches. Ich habe alles getan, um diese Beziehung zu sabotieren. Wie du siehst, hat es nichts geholfen, sie hat immer schon ihren Willen durchgesetzt, deshalb wäre sie ja auch die ideale Königin unseres Reiches gewesen. Das Blatt hätte sich gewendet und nicht die Dunkelelfen, sondern wir hätten die Entscheidungen getroffen, im Rat und in der restlichen Welt.»
    «Wenn es dir bloß um Macht ging, warum hast du dann den Job nicht übernommen?» Vivianne beugte sich interessiert vor.
    Cyron lachte bitter. «Weil die Emanzipation bei uns nicht besonders weit vorangeschritten ist. Es gibt keine männliche Thronfolge.»
    «Wem sagst du das!» Vivianne verstand seinen Groll. Sie ärgerte sich über die patriarchalischen Strukturen ihrer Welt ebenso, wie der Elf sich gewiss etwas mehr Gleichberechtigung für die Männer im Feenreich wünschte. Beide tauschten einen verständnisvollen Blick, und Vivianne erinnerte sich plötzlich, wem sie hier gegenübersaß. Dies war Cyron, der charmante Barkeeper, ihr Freund, jemand der jahrelang für sie da gewesen war. Und er war Nabrah, der Rabe. Unverschämt, frech, aber stets zur Stelle, sobald sie in Schwierigkeiten geriet. «Hast du ihn wirklich umgebracht?» Beide wussten, dass sie den Vampir im Garten des Statthalters meinte.
    Cyron hob eine Augenbraue. «Hätte ich es nicht tun sollen?»
    «Vielleicht nicht gleich umbringen ... Ach was, jedenfalls war ich ziemlich froh, den Kerl los zu sein.»
    «Also?» Er nahm ihre Hand und begann mit seinem Daumen über die empfindliche Innenfläche zu streichen. «Nein, sag nichts. Du hast so viel von deiner Mutter. Weißt du, ich habe sie geliebt. Ihre Aufrichtigkeit, ihren Überlebenswillen und ihren Glauben an das Gute. Aber ich war ehrgeizig, sie der Schlüssel zum Erfolg. Und dann kam dieser smarte Dunkelelf und alles – meine ganzen Pläne lösten sich in Luft auf. Natürlich habe ich versucht, die Verbindung zu vereiteln. Was erwartet man schon anderes von einem selbstsüchtigen älteren Bruder? Sie nahm ihre Lieblingsstücke aus dem Thronschatz an sich, darunter auch den Blutkristall und ein ganz besonderes magisches Schwert, das heute dein Bruder besitzt. Mit mir, sagte sie in ihrer Wut, wolle sie nie mehr etwas zu tun haben. Ich beschloss, zukünftig unter den Sterblichen zu leben und dem Schicksal nicht mehr ins Handwerk zu pfuschen.» Er lachte bitter.
    Vivianne fühlte sich versucht zu sagen: Immerhin ist nichts Schlimmeres passiert. Aber in ihren Armen lag ihr Seelengefährte. Opfer der Eitelkeiten einer Welt, die sie nicht verstand und die sie auch jetzt ratlos zurückließ. «Tu was!», verlangte sie.
    «Vergibst du mir?»
    Vivianne überlegte lange. Cyrons Familienzwist aus vergangenen Zeiten ging sie nichts an. Das war eine Sache zwischen ihm und ihrer Mutter – obwohl es offene Fragen gab, die sie irgendwann beantwortet haben wollte. Ja, er hatte sie manipuliert, benutzt und ständig im Dunkeln über seine wahren Ziele gelassen. Auch das wäre gewiss ein Thema zukünftiger Auseinandersetzungen, aber was wirklich zählte, war das Hier und Jetzt, war Morgan.
    Cyron las die Antwort in ihren Augen, bevor sie etwas sagen konnte, und legte den Blutkristall in ihre Hand. «Du musst das dritte Siegel brechen, wenn du ihn retten willst.» Dann war er fort.
    Vivianne zögerte nicht, sie riss mit einem zur Klaue gewordenen Fingernagel ihr Handgelenk auf und presste es auf Morgans Mund. Nichts geschah. «Bitte», flehte sie, «lass mich nicht allein!» Erst als ihre Wunde bereits wieder fast geschlossen war, begann er sich zu bewegen. Morgan schluckte das Blut. Mit der Zunge benetzte er seine trockenen Lippen, öffnete den Mund und biss zu.
    Der Schmerz war im ersten Augenblick kaum zu ertragen, weiße Lichter explodierten vor ihren Augen, aber dann ging er über in ein Glücksgefühl nie gekannten Ausmaßes. Mit der freien Hand zerrte sie an seinem Hemd. Er gab ihr Handgelenk frei. Die raue Zunge auf ihrer Haut, mit der er die Wunde verschloss, entlockte ihr einen Seufzer. Dann schlang sie die Arme um seinen Nacken und ließ sich von Morgan forttragen.
    Einige Monate spãter
    Zugegeben, es war vielleicht keine so großartige Idee, das dritte Siegel ausgerechnet auf der Bühne eines Amphitheaters zu brechen, aber wer konnte damit rechnen, dass die Causantíns ausgerechnet diesen Moment wählen würden, um nach ihrer kleinen Schwester zu suchen?
    Vengadore haben die unangenehme
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