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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall
Autoren: Jeanine Krock
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gefallen. «Was ist hier los?»
    Er zog sie an sich und flüsterte: «Warum bist du mir gefolgt, wie ...? Egal!», unterbrach er Vivianne, als sie sich erklären wollte. «Er darf dich nicht entdecken!»
    Zu spät. Komm zu mir, mein Engel! Diese Stimme hatte sie schon einmal gehört, sie hätte gewarnt sein müssen. Und doch machte sie unwillkürlich einen Schritt vorwärts, als der Fremde erneut lockte. Durch das Gebüsch sah sie ihn auf der Bühne etwa dreißig Meter unter sich stehen. «Sebastian?» Ihre Fantasie spielte verrückt, er konnte unmöglich sie meinen. Vivianne drehte sich zu Morgan um. «Was tut er da?»
    «Er hat Edna entführt, aber sie ist ihm entwischt und hat sich in diesem Bunker dort unten verschanzt.»
    Sie sah links eine Eisentür, die nur angelehnt zu sein schien. «Und deine Schwester hat keine Lust auf Sebastian, nehme ich an.»
    «Woher weißt du ...?» Morgan folgte ihr an den Rand des Amphitheaters und starrte wütend hinunter.
    «Ich habe von euch geträumt, aber das ist jetzt nicht wichtig. Wichtiger ist, was er von Edna will.»
    «Das wüsste ich auch gern. Aber es sieht so aus, als wolle er sie benutzen, um den Blutkristall von uns zu erpressen. Er ist hinter dem verdammten Ding her.»
    Vivianne zischte: «Genau wie du. Von Anfang an. Aber das klären wir später.» Ironisch fuhr sie fort: «In jedem Fall eine brillante Idee, den Stein hierher zu bringen. Direkt zum Auftraggeber dieses Schurkenstücks, möchte ich wetten.»
    Von unten klang es ungeduldig herauf. «Wenn ihr eure Diskussion vielleicht auf später verschieben würdet.»
    Vivianne riss sich los und trat an die obere Kante der Zuschauertribüne. «Mit Vergnügen. Gib Edna heraus und ich vergesse, dass du meinen Blutkristall gestohlen hast.»
    Bei sich dachte sie: Nie im Leben! Sobald das hier ausgestanden ist, hetze ich dir den Rat und eine Meute Vengadore auf den Hals. So schnell, dass dir Hören und Sehen vergeht.
    « Dein Blutkristall? Dann gibst du es also zu.»
    Mist. Der verschlagene Kerl ahnte doch hoffentlich nicht, wer sie wirklich war. Sebastian lachte, und ihr lief es kalt den Rücken hinunter. Er weiß es! «Natürlich, du Dummchen. Glaubst du wirklich, ich hätte deinen magischen Armreif nicht bemerkt, mit dem du dein Geheimnis schützt?» Er lachte wieder und der Blitz schlug hinter ihr in einen Baum ein. Morgan trat an ihre Seite: «Wovon redet er?»
    Jetzt war es an Vivianne, ihn auf später zu vertrösten. Anstelle einer Antwort rief sie hinab: «Was willst du überhaupt?»
    Sebastian schritt über die Bühne und gab sich einer theatralischen Pose nach der anderen hin. Plötzlich machte er kehrt und brüllte: «Morgan, du Hund! Warum hast du mich belogen? Du bist deiner Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Aber das weiß so eine abnorme Kreatur natürlich nicht. Du hast dich ja niemals für deine Familiengeschichte interessiert, nicht wahr?» Er spuckte aus.
    Vivianne konnte fühlen, wie Morgan immer wütender wurde. Sie mochten das dritte Siegel noch nicht gebrochen haben, aber sein Blut rann in ihren Adern und sie war sich seiner Nähe sehr bewusst. Bevor er etwas Unbedachtes sagen konnte, rief sie: «Lass ihn aus dem Spiel! Das ist eine Sache zwischen dir und mir.»
    «Da irrst du dich, meine Süße. Du bist nur eine Statistin in seiner Inszenierung, hast du das immer noch nicht bemerkt? Vivianne,
komm herunter. Du willst doch nicht allen Ernstes bei diesem Freak bleiben?»
    Sie stemmte ihre Arme in die Taille. «Glaubst du etwa, ein Dieb und Mörder wie du hätte mir mehr zu bieten? Und jetzt steht auch noch Entführung auf deinem Plan. Was kommt als Nächstes, die Vergewaltigung einer Verwirrten? Mord?» Mit seiner Reaktion hatte sie nicht gerechnet.
    Sebastian stand im Nu vor ihr, seine Augen glitzerten vor Zorn. «Ich würde Edna niemals etwas antun.»
    Jetzt gab es auch bei Morgan kein Halten mehr. «Du!», fauchte er. «Du bist schuld an allem.» Die letzten Worte klangen undeutlich, denn mit ausgefahrenen Krallen hatte er sich auf Sebastian gestürzt.
    Vivianne fand sich mitten in einer Auseinandersetzung zwischen zwei Vampiren wieder und konnte sich vor dem nächsten Angriff Morgans nur durch einen Sprung in Sicherheit bringen. Sebastian hatte sich feige hinter ihr aufgestellt und offenbar gehofft, damit eine Verschnaufpause zu gewinnen. Morgan kämpfte wie ein Berserker, und was ihm an Finesse fehlen mochte, machte er allemal durch Leidenschaft wett. Sebastian, der sich von der
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