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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Marie Cristen
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Reverenz, um seine Worte zu unterstreichen. »Der Aufruhr im Saal wäre Aliza fast zum Verhängnis geworden. Haben sich die Gemüter wieder beruhigt?«
    »Zur beiderseitigen Zufriedenheit«, antwortete Beatrix. »Wenngleich das Kräftemessen damit erst begonnen hat. Zu einem Bruch zwischen dem Kaiser und seiner Heiligkeit muss es nicht kommen. Vielleicht wollte der Papst mit seiner Provokation nur herausfinden, welche deutschen Kirchenfürsten unbeirrbar auf Seiten des Kaisers und welche auf Seiten des Heiligen Stuhles stehen.«
    »Sind denn Kaiser und Papst nicht einer Meinung?«, fragte Aliza verwirrt.
    »Das waren sie noch nie, meine Liebe«, entgegnete Beatrix und bedeutete Rupert mit einer Geste, endlich aufzustehen. »Seine Heiligkeit kämpft um die Unabhängigkeit seines Kirchenstaates – aber lassen wir die Politik. Erzählt mir von Euch, vom Leben in Burgund.«
    Im Austausch der Neuigkeiten erfuhren Aliza und Rupert, dass Berthold im Frühjahr mit dem Kaiser nach Italien ziehen würde, dass Heinrich der Löwe seine Gemahlin nicht mehr an den Hof brachte und dass deren Hoffnung auf einen Sohn und Erben sich noch immer nicht erfüllt hatte.
    »Wenn Gott uns gnädig gesinnt ist, werde aber ich um die Weihnachtszeit dem Kaiser endlich einen Sohn schenken können«, endete Beatrix zufrieden.
    »Ich werde für Euch beten«, versprach Aliza. »Werdet Ihr länger in Burgund bleiben?«
    »Der Kaiser plant nach dem Hoftag einen Umritt durch das nördliche Burgund, vielleicht auch ein Treffen mit dem französischen König. Das Weihnachtsfest werden wir wohl in diesem Jahr in Magdeburg feiern.«
    »Und der Kriegszug nach Süden?«, fragte Rupert.
    »Ist erst für Frühsommer des nächsten Jahres geplant«, antwortete die Königin. Sie glaubte, den Grund für die Frage zu kennen.
    »Ihr sichert die burgundische Grenze für das Reich und errichtet dort dringend benötigte Bollwerke und Siedlungen, dafür seid Ihr vom Zwang zur Heerfahrt befreit. Am Ufer des Doubs könnt Ihr mehr für das Kaiserreich bewirken als auf dem Schlachtfeld.«
    In ihrer Erleichterung vergaß Aliza etwas Wichtiges. Erst in der Nacht nach dem Festbankett schreckte sie noch einmal hoch.
    »Ich habe vergessen, Beatrix zu sagen, dass sie sich besser schonen muss. Sie wird auch dieses Kind verlieren, wenn sie jede Stunde des Tages an Barbarossas Seite sein will.«
    Sie spürte Ruperts Kuss auf ihrer Stirn ebenso wie sein Kopfschütteln.
    »Sie hätte ohnehin nicht auf dich gehört. Die Mächtigen hören so gut wie nie auf die Stimme der Vernunft.«
     
    ENDE

Anhang
    Ägypter – fahrendes Volk
    Die neuere Geschichtsforschung geht davon aus, dass die Eroberungsfeldzüge afghanischer Feldherren, um das Jahr 1000 nach Christus für den Exodus der Roma – wie sie heute genannt werden – verantwortlich sind. Zu jener Zeit fliehen große Teile der Stämme des Punjab im indischen Nordwesten, an der östlichen Grenze von Pakistan, aus ihrer Heimat, um nicht unter muslimische Herrschaft zu geraten oder als Sklaven verkauft zu werden. Ihre Suche nach einer neuen Heimat führt sie über die Balkanstaaten bis nach Deutschland, Italien, Frankreich und Spanien. Verlässliche Dokumente darüber gibt es jedoch erst ab dem 15 . Jahrhundert. 1423 stellt ihnen König Sigismund einen ersten Schutzbrief aus. In dieser Zeit setzt sich auch die Bezeichnung Zigeuner, Gipsy oder Gitano für die wandernden Stämme durch.
    Nach der Flucht aus ihrer indischen Heimat vermischen sich die Glaubensvorstellungen der Roma immer mehr mit den Religionen jener Völker, in deren Machtbereich sie leben. Sowohl Spuren des Islam wie des Christentums prägen ihre Glaubenswelt. In Sitten, Gebräuchen und gesellschaftlichem Leben haben sich bis heute Teile des indischen Kastensystems erhalten. Zwar sind die Lebensumstände der Flüchtlinge hart und ärmlich, aber innerhalb der Stammesgemeinschaft sind Feindseligkeit, Grausamkeit und Gewalt verpönt. Die Angst davor, die Seele eines Ermordeten zu erben und mit ihr das eigene Leid zu vergrößern, macht Gewaltverbrechen zur Ausnahme. Zwar werden die Roma und Sinti im Laufe ihrer Geschichte immer wieder die Opfer von Gewalt und Verfolgung, sie selbst führten jedoch nie Krieg.
    Die Roma besitzen eine eigene Sprache: Romanes. Ihre Wurzeln lassen sich in das indische Sanskrit zurückverfolgen. Sowohl Geschichte wie auch Sprache der Roma werden jahrhundertelang ausschließlich mündlich von einer Generation zur nächsten weitergegeben. »Sinti«
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