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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Marie Cristen
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vorübergehenden Makel zu viel Bedeutung zu«, widersprach Rupert sanft. »Lass die Kerze brennen.«
    Sie gehorchte, streifte das Gewand ab, dessen Bänder die Magd bereits in Beatrix’ Gegenwart halb gelöst hatte. Als sie nach dem Hemd fasste, gebot er ihr Einhalt.
    »Ich habe dir versprochen, dass ich die ehelichen Pflichten im Alkoven nicht einfordere. Ich wäre ein Schuft, hielte ich mich nicht daran. Niemals werde ich dich zu etwas zwingen.«
    Obwohl Aliza seine Ritterlichkeit nicht überraschte, empfand sie seine Zurückhaltung doch als Herabsetzung. Allein wie sollte er sie auch begehren, sagte sie sich. In Würzburg und in Regensburg hatte sie Verlangen in seinen Augen gelesen, aber damals war sie eben auch noch eine andere gewesen.
    »Unser Bund wurde vor dem Altar gesegnet«, überwand sie ihre Kränkung dennoch aus gutem Grund. »Wir sind Mann und Frau, wir müssen diese Ehe vollziehen. Sie werden sich vergewissern. Geht es nach mir, wird Berthold keine Handhabe erhalten, mit der er meine Ehe für ungültig erklären lassen könnte. Unter seine Munt zurückzufallen, wäre das Allerschlimmste für mich.«
    Rupert stieg das Blut in die Stirn.
    »So wollte ich nicht mit dir zusammenkommen. Es ist unerträglich und demütigend, dass Berthold bis in unser Schlafgemach bestimmt, was geschehen muss.«
    »Es ist egal«, versuchte Aliza seine Entrüstung zu besänftigen. »Lass uns zu Bett gehen und es tun, dann können wir ihm für immer den Rücken kehren.«
    »Bist du sicher, dass du weißt, wovon du redest?«, protestierte er. »Was wir tun sollen, sollte Freude sein, Lust, keine lästige Pflicht.«
    »Die Tamara legen zwar großen Wert auf die voreheliche Unberührtheit ihrer Frauen, aber das enge Zusammenleben der Sippe lässt wenig Raum für Geheimnisse. Ich weiß sehr wohl, was du tun wirst. Es ist nicht nötig, es mir zu erklären.«
    Zögernd nahm sie als Letztes die Bundhaube vom Kopf, kroch fröstelnd unter die Decke und wartete, dass Rupert ihr folgte.
    Das Schattenspiel an der gegenüberliegenden Wand zeigte ihr, dass auch er sich entkleidete. Die Stiefel polterten zu Boden. Am Waffengurt klirrten Dolch und Kurzschwert, als er alles zusammen auf die Truhe neben der Tür legte. Je länger sie warten musste, desto unruhiger wurde sie. Ungeachtet der Bettdecke und der Pelze darüber wollte ihr einfach nicht richtig warm werden.
    »Du lieber Himmel, du bist ahnungsloser, als du denkst, Aliza! Und so kalt wie ein Eiszapfen. Lass dich wärmen. Keine Angst, ich tu dir nicht weh.«
    Rupert war zu ihr unter die Decke gekommen und hatte sie, gegen ihren Widerstand, eng in die Arme geschlossen. Dass er tatsächlich nicht mehr tat, als sie auf diese Weise zu halten und zu wärmen, begriff sie erst nach geraumer Zeit. Dann jedoch ließ ihre Anspannung nach. Das ungewohnte Gefühl, Haut an Haut zu liegen, drang in ihr Bewusstsein, unbekannt, wunderbar und verwirrend zugleich.
    Sie spürte jeden seiner Atemzüge und wagte ihrerseits kaum zu atmen. Weder Scham noch Angst bewegten sie, es war nie zuvor gefühltes Sehnen, das sie langsam erfasste. Begehren?
    Wohltuend glitt ihr Ruperts Hand über den Rücken und löste auch die letzten verspannten Muskeln ihres Körpers. Die Stirn an seiner Schulter, hielt sie die Augen geschlossen und gab sich ganz der Berührung hin.
    Als sie Ruperts Haut zwischen Schulter und Hals küsste, hielt seine Hand inne. Aliza murrte.
    »Aliza!«
    Das beruhigende Streicheln setzte langsam wieder ein. Mit festem Griff umfassten Ruperts Hände ihr Gesäß. Es gefiel ihr sehr, aber noch während sie sich bemühte, ihre Sinne beisammenzuhalten, widmete sich Rupert ihr ganz und gar. Sie vergaß zu denken.
    Mit immer größerem Verlangen erwiderte sie seine Küsse und gab sich rückhaltlos der Leidenschaft hin, die er in ihr weckte. Beide sprachen sie nicht, sie misstrauten den Worten und ließen ihre Körper sprechen. Aliza verlor jedes Gefühl für Wirklichkeit und Zeit. In ihrer Vereinigung begrüßte sie sogar den Schmerz, denn er bewies ihr, dass sie lebte und nicht träumte.
    Tiefer Ernst stand in Ruperts Augen, die den ihren begegneten. »Du bist schön.«
    Zweifelnd prüfte sie, was sie unter diesem intensiven Blick empfand. Wohlige Mattigkeit, tiefe Befriedigung und schließlich Befangenheit. Was musste Rupert von ihr denken?
    »Ich … ich habe geschrien.«
    »War es Schmerz oder Leidenschaft?«
    Sie errötete.
    »Leidenschaft, Hingabe, Sinneslust …«
    »Du hast mir geschenkt, was du
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