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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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jeden, der bezahlte, und da fragte man nicht nach irgendwelchen Namen.
    Er öffnete für uns den Eingang. Eine Klappe musste losgeknüpft und dann hochgeschlagen werden. Die Kinder hatten beim Betreten das Gefühl, in ein richtiges Zelt zu gehen, das sogar eine gewisse Gemütlichkeit ausstrahlte.
    Wir gingen auch hinein, und wir traten in ein Halbdunkel. Es machte das Sehen schwer. Es gab tatsächlich eine kleine Manege, und um sie herum standen Bänke. Es gab nur zwei Reihen, denn mehr Platz ließ das Zelt einfach nicht zu.
    »Gibt es hier auch Licht?«, fragte ich.
    »Ja, aber es ist abgestellt. Es läuft über einen Generator. Ich kann es wieder anstellen.«
    »Möchtest du?«, fragte ich Suko.
    »Wäre besser.«
    »Okay, tun Sie es.«
    »Ich bin gleich wieder da.«
    Er verließ das Zelt und ließ uns allein. Wir standen noch in der Nähe des Eingangs, wo es heller war, und so sahen wir auch die Gänsehaut auf dem Gesicht unseres Schützlings.
    »Nun, was sagen Sie?«, fragte ich.
    Iris King hob die Schultern. »Tja, es ist nicht so ganz einfach«, murmelte sie, »aber ich sage mal ja. Ich bin hier gewesen, obwohl ich diese Zeit wie in Trance erlebt habe. Sie können lachen, aber es ist so gewesen. Ich fühlte mich abgehoben und weg von der Welt. Das war schon seltsam.«
    »Wo haben Sie gesessen?«
    »Hier auf den Bänken. Aber auch in der Manege. Was ich dort allerdings getan habe, weiß ich nicht. Da bin ich wirklich überfragt. Die Stimme hat mich voll und ganz in ihren Bann gezogen. Es waren nur die Engel wichtig.«
    »Die sind dann ja auch erschienen.«
    »Ich habe sie mehr gespürt und...«, sie winkte ab.
    »Ach, ich weiß das alles nicht mehr. Sie haben uns auserwählt. Das ist mir noch in der Erinnerung geblieben. Und was dann passiert ist, haben Sie ja selbst erlebt, Mr. Sinclair.«
    »Gut, dann werden wir hoffen, dass...«
    Licht flackerte plötzlich an verschiedenen Stellen auf. Die Lampen waren an den Stützpfeilern des Zeltes angebracht worden. Sie sahen aus wie flache Teller, und sie richteten ihre Strahlen in die Höhe. Dort konnte sich das Licht verteilen, und es blendete die Zuschauer nicht. Für die Manege war es noch hell genug.
    Rodrigo kehrte wieder zurück. »Reicht es?«, fragte er mit leiser Stimme.
    Suko und ich nickten. Mein Freund wollte nur noch wissen, wo man das Licht ausschalten konnte.
    Rodrigo führte ihn zu einem Pfeiler. »Hier gibt es einen Schalter. Sie können das Licht in mehreren Stufen ausschalten oder auch nur dimmen. Ganz nach Ihrem Geschmack.«
    »Danke, das ist gut.«
    Rodrigo stand vor uns wie der arme Sünder. »Dann... äh... kann ich jetzt wohl gehen?«
    »Das können Sie«, sagte Suko. »Sie werden Ihr Eigentum wieder so vorfinden wie es jetzt ist.«
    »Ach, daran habe ich doch keine Zweifel gehabt. Sie können mich auch über mein Handy erreichen, wenn...«
    »Nein, nein, das wird nicht nötig sein, Mr. Rodrigo. Wir kommen auch ohne Sie zurecht.«
    »Dann viel Glück.«
    Er fragte nicht mehr, was wir vorhatten, sondern ließ uns allein.
    »Und jetzt?«, fragte Iris leise.
    Ich hob die Schultern an. »Ab jetzt können wir uns nur die Daumen drücken, dass wir auch den richtigen Besuch bekommen. Sie sind noch als einzige übrig.«
    Ich hatte etwas diplomatisch gesprochen, und Iris gab auch eine Antwort. »Ja, ich habe verstanden...«
    ***
    Warten!
    Ab jetzt hieß es nur noch warten. Genau das war etwas, was Suko und ich hassten. Wer Polizist ist, der kennt das Problem. Nur war es bei uns nicht so extrem wie bei den Kollegen von der Streife, aber daran gewöhnen konnte ich mich nicht.
    Deshalb schritt ich zunächst die Manege ab, die recht klein war. Mit den Füßen wirbelte ich die Sägespäne hoch und sah schon sehr bald die Staubkörner in den Lichtlanzen der Scheinwerfer flirren.
    Es war still um uns herum. Kein Vogel sang, keine Stimmen drangen durch den Eingang, und nur meine Schritte waren zu hören.
    Nicht so die von Suko und Iris. Die beiden hatten sich ihre Plätze ausgesucht und hockten in der ersten Reihe wie zwei Zuschauer, die darauf warteten, dass die Vorstellung endlich begann.
    Sicherlich war Iris King nervös, nur zeigte sie es nicht. Sie schaute sich hin und wieder um, und ich dachte daran, wie sie das Zelt genannt hatte.
    Engelsburg!
    Ich musste in mich hineinlachen. Unter einer Engelsburg stellte ich mir etwas anderes vor, aber das war jetzt alles nicht so wichtig. Ich wünschte mir, dass wir den Fall beendeten und auch die letzte Person keine
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