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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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Suche nach einer winzigen Lücke, um sie vor der Konkurrenz zu erreichen.
    An die Arbeitszeiten dachte er nicht mehr. Oft genug überschritten sie die Grenze des Erträglichen, aber daran konnte er nichts ändern. Wenn er einen Auftrag ergatterte, war ihm das egal.
    Nur lief es nicht mehr so schnell und gut wie früher ab. Er war auch älter geworden. Parallel dazu war der Druck gestiegen, und es kamen noch einige private Sorgen hinzu.
    Bereits seit Wochen klagte er über Schlafstörungen. Er sah es bereits als ein Phänomen an. Es war nicht zu greifen. Er schlief zwar, aber während des Schlafs musste etwas mit ihm passieren, das er sich nicht erklären konnte.
    Bei jedem Aufwachen fühlte er sich völlig matt und destruktiv. Wie durch das Räderwerk einer Mühle gedreht. Mit schweren Gliedern wühlte er sich dann aus dem Bett und musste das Gefühl erleben, als würden Tonnen von Gewichten auf ihm lagern.
    Er war matt, kaputt. Er ging nicht, er schlich herum. Seine Füße kamen ihm dreifach so schwer vor. Dabei kam ihm seine Arbeitszeit entgegen. Sie zog sich zwar oft bis in den späten Abend hin, dafür brauchte er nicht so früh anzufangen und potentielle Kunden besuchen.
    Mitchell lebte allein. Nachdem zwei Ehen in die Brüche gegangen waren, hatte er keine Lust mehr auf eine feste Bindung. Auch auf eine Freundin konnte er verzichten. Bei dem Stress, der sein Leben diktierte, machte er sich deshalb keine Gedanken.
    Hin und wieder fluchte über die weiten Fahrwege, doch es musste sein. Die Kunden lebten nun mal nicht immer nur in London. Früher war das anders gewesen, da erhielt die Firma nur Aufträge aus dem Raum London, aber der war stark erweitert worden, und hinzu kam noch eine gnadenlose Konkurrenz.
    An diesem Tag hatte Dave Mitchell Glück gehabt. Da hatte er nur bis Merton fahren müssen, einen Ort, der südlich von Wimbledon lag. Ein neuer Kunde, dessen Firma am Rand der Stadt in einem kleinen Industriepark lag, der zur Stadt gehörte. Allerdings war das Gelände preiswert vermietet worden, und so hatte sich eine Anzahl von Firmen hier angesiedelt.
    Im August, besonders in der zweiten Hälfte, wurden die Tage schon merklich kürzer. Das merkte Dave Mitchell, als er aus dem Fenster schaute und das Grau der Dämmerung über den Himmel schlich. Er saß dem Besitzer der Firma in dessen Büro gegenüber. Der Mann war noch jung. Er gehörte zu den Erben. Sein Vater hatte bereits eine Druckerei besessen, sie an seinen Sohn vererbt, und der war aus London weggezogen, weil die Kosten sich einfach zu sehr erhöht hatten.
    Die Firma verkaufte Spielzeug. Alles sehr billig, alles in Asien hergestellt. Und es war ihr mal schlecht gegangen, aber der neue Mann suchte nach einem Weg, dies wieder zu drehen. Einige Erfolge hatte er bereits erreicht. So waren seine Waren von den fliegenden Händlern der Jahrmärkte gekauft worden und hatten das Geschäft belebt. Die Menschen gingen wieder zum Rummel. Sie wollten das echte Erlebnis spüren und nicht nur das virtuelle auf dem Computer.
    Frank Dovon wollte expandieren. Er hatte sich bereits ein Konzept zurechtgelegt, durch eine Werbefirma Broschüren Vordrucken lassen, die dann in großer Anzahl später an vielen Stellen verteilt werden sollten.
    Natürlich hoffte Dave Mitchell auf den Auftrag. Er hatte einiges durchkalkuliert und musste nun warten, was Dovon dazu sagte.
    Der Mann ließ sich Zeit. Er saß an seinem Schreibtisch, hatte den Deckel des Laptops hochgeklappt und rechnete. In seinem Gesicht zeichnete sich nicht ab, was er dachte. Hin und wieder krauste er die Stirn oder pfiff leise vor sich hin.
    Mitchell sagte nichts. Er saß auf dem Stuhl und kam sich vor wie der arme Sünder. Obwohl der junge Dovon nichts sagte, kam er ihm arrogant vor, das glatte Gegenteil seines Vaters.
    Dave fühlte sich unwohl. Die vergangenen Stunden waren in ihm hängen geblieben. Es kam noch etwas anderes hinzu, das ihn seit einigen Wochen beschäftigte.
    Die verdammte Schlappheit, die er nach dem Aufstehen immer wieder erlebt hatte, obwohl er lange geschlafen hatte. Völlig down und blutleer hatte er sich gefühlt, als befände er sich in irgendeiner Welt, die ihn wegschwemmte.
    Er wollte sich auf Dovon konzentrieren. Er schaute ihn auch an, aber er sah ihn nicht richtig. Manchmal verschwamm die Gestalt von seinen Augen, und Dave Mitchell war drauf und dran, die Augen zu schließen. Die Mattheit, die er am Morgen gespürt hatte, war jetzt wieder zurückgekehrt.
    »Tja«, sagte Frank
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