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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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Phänomen, das meine Kräfte übersteigt und auch meine Gedankenwelt. Ich möchte jetzt andere hinzuziehen.«
    »Sie sind der Chef, Dr. Kellerman.«
    »Klar. Nur fühle ich mich nicht so. Ich habe eher den Eindruck, ein kleines Licht zu sein und...«
    Ein Telefon schlug an. Es stand auf der Fensterbank. Der Hörer befand sich in Greifweite.
    Dr. Kellerman meldete sich, hörte kurz zu und sagte dann: »Ach du bist es, Tony.«
    Einen Nachnamen musste er nicht sagen, denn auch Schwester Margret wusste genau, wer da angerufen hatte.
    Tony war ein Kollege von Dr. Kellermann, der jetzt dem Anrufer aufmerksam zuhörte.
    Margret ließ ihren Chef nicht aus den Augen. Sie mochte ihn, und er setzte auch in sie großes Vertrauen. Die 40 hatte die Schwester bereits überschritten, und sie war, was ihre Arbeit anging, eine alte Fahrensfrau. So leicht konnte ihr niemand etwas vormachen, was den Betrieb im Krankenhaus anging. Was sie hier allerdings erlebte, das war nicht eben komisch, sondern schon so bedrückend, das in ihr ein verdammt ungutes Gefühl hochstieg und sie der nahen Zukunft nicht eben freundlich ins Auge schaute.
    Es lag auch daran, wie ihr Chef telefonierte.
    Dr. Kellerman war in der Regel ein sehr kommunikativer Mensch. Das schien er in diesen Augenblicken vergessen zu haben, denn er sagte nichts, schaute nur ins Leere, hörte zu, und auf seiner Stirn bildeten sich die ersten Schweißtropfen, sodass die Schwester davon ausging, dass er eine unangenehme Nachricht erhielt.
    Nach einer Weile meldete er sich wieder. »Danke, Tony, dass du angerufen hast.« Er hörte kurz zu und sagte: »Ja, ich kann es auch nicht begreifen. Es geht mir gegen den Strich, aber wir müssen uns wohl damit abfinden.«
    Wenige Sekunden später legte er auf und schaute der Krankenschwester ins Gesicht, ohne dabei etwas zu sagen, denn er musste erst mit seinen Gedanken fertig werden.
    »War es so schlimm, Doktor?«
    Kellerman lächelte mit geschlossenen Lippen. »Schlimm kann man nicht sagen. Ich würde eher meinen, dass ich eine Bestätigung bekommen habe. Das ist es.«
    »Wofür?«
    Mit einem Taschentuch tupfte er seine Stirn trocken. »Kollege Tony Randolph rief an. In der vergangenen Nacht ist jemand in seine Station eingeliefert worden, der die gleichen Symptome zeigt wie unsere Patientin Iris King.«
    »Nein!«, flüsterte Margret und erschauerte.
    »Doch, es geht weiter. Leider...«
    ***
    »Wir haben ein Problem!«
    Es ist immer nett , wenn der Chef an einem Montagmorgen seine Mitarbeiter mit diesen oder ähnliche Worten begrüßt. Das lässt im Regelfall auf eine nicht eben fröhliche Woche schließen.
    So dachten Suko und ich, als wir das Zimmer von Sir James Powell betraten, diesen Satz hörten und ihn zunächst mal verdauen mussten.
    »Welches?«, sagte ich.
    »Nehmen Sie erst mal Platz.«
    Es dauerte also länger, und so ließen wir uns auf die beiden Stühle nieder. Ich dachte dabei an das Wochenende, das hinter mir lag und das wirklich mal ruhig gewesen war.
    Ich war in die City gefahren und hatte mir einige Klamotten für den Herbst und Winter gekauft. Zwei Cordhosen, ein Jackett, drei Hemden, auch ein Paar Schuhe. Das alles allein, ohne dass mich Glenda Perkins oder Jane Collins beraten hätten.
    Den Sonntag hatte ich dann regelrecht vergammelt, was mir sehr gut getan hatte. Zum Essen hatten mich am Abend dann die Conollys in ein neues französisches Fischrestaurant eingeladen, in dem mir das Essen wunderbar gemundet hatte.
    Danach war ich sehr satt und zufrieden nach Hause gefahren und hatte mir noch einen schönen Abend gegönnt.
    Nun saß ich in Sir James Büro, und ich sah die Erinnerungen an das Weekend allmählich verblassen. Die Realität kehrte zurück.
    Ich hatte von Glenda noch einen großen Becher mit Kaffee mitgenommen. Mit der Bemerkung »Das kann dauern« hatte sie ihn mir in die Hände gedrückt.
    Sir James ließ sich auch Zeit. Er schaute in sein Glas, in dem sich stilles Wasser befand, und schien darüber nachzudenken, ob er einen Schluck trinken sollte oder nicht.
    Meine Gedanken glitten dabei zurück, und ich dachte daran, wie oft ich ihm schon allein oder mit meinem Freund Suko gegenübergesessen hatte und er die gleichen Dinge getan hatte. Nur hatte er in alten Zeiten zuerst die Kohlensäure aus der Flüssigkeit gerührt und danach getrunken. Das änderte er jetzt, denn er setzte das Glas an und trank einen kräftigen Schluck.
    »So«, sagte er danach, »jetzt lässt es sich besser reden.«
    Ich konnte
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