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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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in einer Bäckerei verloren, weil ich einfach nicht so früh hingehen konnte. Und hätte ich der Chefin erzählt, was mir in der Nacht widerfuhr, sie hätte mich nur ausgelacht.«
    »Das kann ich nachvollziehen!«, erwiderte Dr. Kellerman.
    »Und was ist mit Ihnen? Lachen Sie mich auch aus? Sie können es mir ruhig sagen und...«
    »Nein, nein, Iris. Ich werde Sie nicht auslachen, ich glaube Ihnen sogar, was Sie erlebt haben.«
    »Ach. Und wie kommen Sie darauf?«
    »Wir haben Sie untersucht. Und wir haben dabei nach etwas Bestimmtem gesucht, was wir schon bei anderen Patienten entdeckt haben. Nicht nur wir in dieser Klinik, es ist auch den Kollegen aufgefallen. Lange Rede, kurzer Sinn. Sie zeigten die gleichen Symptome wie die Menschen, die schon in anderen Häusern liegen. Das genau ist unser Ergebnis gewesen.«
    Die junge Frau dachte etwas länger nach, bis sie sich traute, wieder eine Frage zu stellen. »Was ist denn genau mit mir, Dr. Kellerman? Können Sie das sagen?«
    »Ja, das kann ich. Ihre Schwäche hat schon einen besonderen Grund. Ihnen fehlen zahlreiche rote Blutkörperchen, die als Sauerstoffträger sehr wichtig sind. Man hat Sie Ihnen geraubt, und deshalb erleben Sie auch diese Schwäche.«
    Iris King hatte alles gehört. Und sie musste die Dinge erst mal verarbeiten. So sehr sie dies auch versuchte, sie fand nicht den richtigen Weg. Zudem glaubte sie dem Arzt jedes Wort, denn welchen Grund hätte er haben sollen, sie anzulügen?
    »Rote Blutkörperchen?«, hauchte sie.
    Der Arzt bestätigte dies. »Hämoglobin, wie wir sagen. Es ist ungemein wichtig für einen Menschen.«
    »Da fehlen mir also welche...«
    Dr. Kellerman lachte leise. »Nicht nur welche, Iris, sogar eine ganze Menge, und das ist für Sie alles andere als gut, wie Sie sich bestimmt vorstellen können.«
    »Ja«, sagte sie leise.
    »Sie werden durch den Raub schwächer und schwächer, und dagegen müssen wir etwas tun.«
    »Wir?«
    »Ja, wir.«
    Sie begriff schnell. Als sie fragte, wurden ihre Augen groß. »Sie meinen also, dass ich hier im Krankenhaus bleiben muss?«
    »Das würde ich gern so sehen, Iris. Ein paar Tage möchten wir Sie unter Beobachtung behalten. Sie haben vorhin erzählt, dass Sie im Moment nicht berufstätig sind, da wird es sich dann schon regeln lassen, denke ich mir.«
    »Das schon.«
    »Sie können auch Ihren Eltern Bescheid geben, und ich kann auch mit Ihnen sprechen.«
    »Danke. Sie sind sehr nett.«
    Der Arzt strich über ihre Stirn. »Und Sie sollten sich jetzt keine zu großen Sorgen mehr über sich machen, Iris. Ich denke, dass Sie bei uns in guten Händen sind.«
    Um das zu bestätigen, nickte die Schwester der jungen Frau im Bett zweimal zu.
    »So, dann werden wir Sie mal allein lassen. Wenn etwas mit Ihnen ist, dann klingeln Sie bitte.«
    »Ja, mach ich.«
    »Ruhen Sie sich jetzt aus und versuchen Sie, Ihre Angst etwas zu dämpfen.«
    »Woher wissen Sie denn, dass ich Angst habe?«
    »Das sehe ich Ihnen an, Iris.«
    Nach diesen Worten verließen der Arzt und die Schwester das Zimmer.
    ***
    Auf dem Gang gingen sie einige Schritte, ohne etwas zu sagen. Bis Dr. Kellerman stoppte und die Schwester anschaute.
    »Erwarten Sie einen Kommentar, Doktor?«
    »Ja, den erwarte ich.«
    »Wir haben schon wieder ein Problem und stehen vor einem medizinischen Rätsel.«
    »Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Kommen Sie mit, Margret, ich will nicht, dass man uns hier hört. Ich möchte Ihnen etwas sagen und dazu Ihre Meinung hören.«
    »Gern.«
    Die beiden verschwanden im Bereitschaftszimmer der Ärzte, wo auch einige Betten für kurze Ruhepausen standen. Sie waren unbelegt, und so blieben Arzt und Schwester unter sich.
    »Kaffee?«
    »Gern.«
    Margret häufte Kaffeepulver für vier Tassen in den Filter. Dr. Kellerman setzte sich an einen Tisch, der am Fenster stand, und schaute durch die Scheibe auf die grünen Kronen der Laubbäume in der Nähe.
    »Ich kann es nicht begreifen, Margret. Ich stehe vor einem Rätsel.« Er schüttelte den Kopf. »Das hat mit Qualifikation oder Nichtqualifikation nichts zu tun. Auch andere Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, konnten mir nicht helfen. Außerdem haben sie in ihren Kliniken selbst diese Phänomene erlebt.«
    »Aber eine Lösung muss es geben, Doktor.«
    »Das weiß ich ja. Nur wird sie etwas unkonventionell sein.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Erst brauche ich einen Kaffee, dann kann ich darüber sprechen, und ich möchte voraussetzen, dass alles, was wir
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