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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel
Autoren: Jason Dark
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Dovon, »dann müssen wir mal sehen.«
    Dave Mitchell schaute hoch.
    Sein Gegenüber drehte sich um. Frank Dovon hatte braunes Haar und das längliche Gesicht seines Vaters.
    »Es ist spät genug, Mr. Mitchell. Kommen wir endlich zu einem Ergebnis.«
    »Das wäre nett.«
    »Durch meinen Vater weiß ich ja, dass Sie eine gute Druckerei vertreten. Die langjährige Zusammenarbeit hat ja einen Grund haben müssen. Ich bin auch bereit, sie unter bestimmten Bedingungen fortzusetzen, wenn Sie mir etwas entgegenkommen.«
    Mitchell hatte verstanden. »Sie denken da an den Preis?«
    »Ja.«
    Dave seufzte. »Ich kann Sie ja verstehen, aber auch wir müssen leben. Ich habe die Karten ausgereizt.«
    Dovon nickte. »Das glaube ich Ihnen gern. Doch dieses Leben oder diese Existenz gilt auch für meine Firma. Sie sind gut, aber Sie sind etwas zu teuer. Kalkulieren Sie bitte noch mal durch.«
    Mitchell ballte die Hände zu Fäusten, aber so, dass es sein Gegenüber nicht bemerkte. Er schaute in das lächelnde Gesicht, das ihm mehr wie eine kalte Maske vorkam und fragte: »An welche Vorstellungen haben Sie denn gedacht?«
    »An drei Prozent!«
    Der Vertreter erschrak. Er war schon blass, jetzt wurde er noch bleicher. Auf der Haut in seinem Nacken lag plötzlich ein kalter Film aus Schweiß.
    »Entweder – oder, Mr. Mitchell.«
    »Ich weiß.«
    »Drei Prozent.«
    Dave nickte und stand auf. Am liebsten wäre er dem Kerl an die Gurgel gesprungen. Was tat er stattdessen? Er nickte über den Schreibtisch hinweg. »Ich werde Ihnen Bescheid geben, Mr. Dovon.«
    Der Mann lächelte noch breiter. »Ja, tun Sie das. Aber warten Sie nicht zu lange damit. Sie wissen selbst, dass die Konkurrenz nicht schläft, und die Zeiten meines Vaters sind vorbei.«
    »Ja, das habe ich erlebt«, erwiderte Mitchell mit bitter klingender Stimme.
    »Dann warte ich auf Ihr Angebot. Gute Heimfahrt, Mr. Mitchell.«
    »Ist schon okay, danke.«
    Der Vertreter verließ das Büro und wenig später auch das Firmengebäude. Er ging nicht mehr normal. Bei jedem Schritt, den er machte, glaubte er, immer tiefer in die Erde zu sinken. So schleppte er sich förmlich bis zu seinem Wagen, einem alten Ford Kombi, der schon seine zehn Jahre auf dem Buckel hatte.
    Der Wagen parkte auf dem Hof der Firma, direkt neben einem nagelneuen Jaguar, den sich der Chef trotz der angeblich so schlechten Geschäftslage geleistet hatte.
    »Halsabschneider!«, sagte Mitchell keuchend und voller Inbrunst. »Verdammter Halsabschneider!« Am liebsten hätte er den Wagen zertrümmert, doch es blieb bei dem Gedanken. Er startete seinen Kombi und rollte vom Hof auf die Zufahrtsstraße zu, an der die Firma lag. Seine Wut schrie er gegen die Frontscheibe, ohne dass es ihm irgendeine Erleichterung verschafft hätte.
    Der Kampf ging weiter. Der Kampf um die Preise, und er wusste schon jetzt, dass er die drei Prozent nicht würde akzeptieren können. Diese Forderung lag unter dem Herstellerpreis und war nicht einzuhalten. Sein Chef würde einen Tobsuchtsanfall bekommen und ihn für dieses Ergebnis verantwortlich machen. Möglicherweise fand er sogar einen Grund, ihn zu feuern.
    »Das Leben ist scheiße!«, kommentierte Mitchell. »Zumindest für mich ist es das.«
    Er konzentrierte sich auf seine Fahrerei, die in die Dämmerung hineinführte, hinter der bereits die Dunkelheit lauerte.
    Und er spürte seine Schwäche. Die hing nicht mit dem Besuch bei Frank Dovon zusammen. Es war etwas anderes, das sich in seinem Körper festgesetzt hatte, unter dem er schon so lange litt. Als würden ihm in der Nacht von irgendwelchen Geschöpfen alle Kräfte aus dem Körper gesaugt.
    Gerade jetzt erwischte es ihn wieder so stark. Da schienen Bleigewichte an seinen Armen zu hängen. Es fiel ihm verdammt schwer, das Lenkrad zu halten. In diesem Fall diente es wohl mehr als Stütze, aber die blieb auch nicht immer, denn die Hände rutschten ab.
    Er befand sich auf der Straße in Richtung Norden. Er wollte nach London, und der spätabendliche Verkehr war zwar schwächer als der am Tag, aber es gab ihn noch, und damit bekam der einsame Fahrer Probleme. Die Fahrzeuge, die ihm entgegenkamen, verwandelten sich für ihn in blendende Monster. Sie schickten ihm ihr Licht entgegen, und er hatte das Gefühl, darin zu explodieren.
    Schrilles Hupen peitschte ihn noch mal hoch. Er merkte, dass er zu weit nach rechts auf die Straßenmitte geraten war und riss das Lenkrad nach links.
    Da gab es dann den Seitenstreifen.
    Dave Mitchell sah
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