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Der Blut-Pirat

Der Blut-Pirat

Titel: Der Blut-Pirat
Autoren: Jason Dark
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bis an die Klippen heran, wo das Gelände steil und felsig war. Da hatte Costello eine Treppe in das Gestein hineinschlagen lassen.
    Über dem Land lagen die Abendwolken wie dicke, graue Kissen. Der Wind bewegte sie nur leicht, manchmal zitterten sie auch, dann wiederum sanken sie herab oder wurden in die Höhe geweht, als hätte sie jemand mit seinen mächtigen Händen getrieben.
    Unheimlich sah die Welt um diese Zeit aus…
    Dämmriges Licht sickerte zu Boden. Es vereinte sich mit den hellen Lichtinseln des Gartens, wo Lampen brannten.
    Costello hielt sich hinter dem Blut-Piraten auf. Eigentlich hätte er dessen Spiegelbild als schwachen Umriss in der Scheibe sehen müssen, doch der Ort war völlig leer.
    Vampire haben so etwas nicht.
    Rabanus war unruhig. Costello hatte er vergessen. Entlang der dicken Scheibe ging er auf und ab. Manchmal öffnete er seinen Mund und gab knurrende Geräusche von sich. Er blieb auch stehen, drehte sich dabei nie um, dafür fuhren die Handflächen über das dicke Glas hinweg, als wollten sie testen, ob es ihn durchließ.
    Costello beobachtete weiter.
    Er begriff allmählich. Wahrscheinlich war dieser Ort kein guter Platz für Rabanus, doch er fragte sich gleichzeitig, weshalb der Blut-Pirat sein Haus verlassen wollte, in dem eigentlich alles vorhanden war, was er für ein Weiterleben brauchte.
    Besonders Blut…
    Viele Menschen, die…
    Seine Gedanken brachen ab, weil Rabanus reagierte. Er hatte sich für einen Moment zusammengeduckt, um dann wieder in die Höhe zu schnellen. Dabei stieß er wieder das harte Röcheln aus und hatte den Kopf schräg gelegt, weil er in die Höhe schauen wollte.
    Auch Costello schaute in die Richtung. Er hatte nur seinen Platz gewechselt, um einen besseren Blickwinkel zu haben.
    Der Himmel, die Wolken – beinahe ein graues Einerlei. Aber nur beinahe, denn dann entdeckte der Mafioso die Bewegung über dem Garten, doch unter den Wolken.
    Kein Vogel, eine Fledermaus!
    Bevor Costello noch irgendwelche Schlüsse ziehen konnte, fuhr Rabanus herum. Er tat es mit einer wilden, Costello erschreckenden Bewegung. Er hatte sich auch verändert, denn sein graues Gesicht zeigte nicht mehr die graue Glätte. Jetzt hatte es sich in eine wutentbrannte Fratze verwandelt, in der der Mund besonders auffiel, weil er weit offenstand und Rabanus die Zähne blicken ließ.
    Er wollte Blut, er wollte den Kampf!
    Diesmal nicht mit den Menschen, denn er hatte die zwei großen Fledermäuse in seiner Nähe gesehen, die über dem Gelände schwebten.
    Sein eisiger Blick sagte Costello genug. Der Mafioso wusste, dass er Rabanus nicht mehr würde im Haus halten können, er musste ihn freilassen, auch wenn es ein Risiko war, die Scheibe nach unten fahren zu lassen, dann war dieser Schutz verschwunden.
    Er tat es trotzdem. Obwohl Rabanus nichts zu ihm gesagt hatte, sprach dessen Blick doch Bände. Costello brauchte nur zwei, drei Schritte zur Seite zu gehen und seinen Finger auf einen in die Wand eingelassenen Knopf zu legen.
    Er hörte das leise Summen…
    Danach hatte er das Gefühl, als würde die Scheibe rucken. War sie defekt?
    Nein, sie senkte sich herab. Ein zischendes Geräusch ertönte, und das Summen blieb.
    Feuchte und etwas kühlere Luft strömte in den großen Raum. Sie durchwehte ihn wie ein Atemstoß, und Rabanus stand vor der Scheibe.
    Er schaute zu, wie sie immer tiefer glitt und ihm ein ständig größeres Stück von Freiheit präsentierte.
    Obgleich es ihn drängte, wartete er, bis die Scheibe den Boden erreicht und in dem Spalt verschwunden war.
    Der Blut-Pirat hatte freie Bahn.
    Rabanus betrat den Garten mit einem großen Schritt. Er wartete auf die Opfer…
    ***
    Wir waren unterwegs und konnten uns nur wundern. Uns waren einige von Costellos Fluchtburgen oder Häusern bekannt, aber was wir hier erlebten, war für uns völlig neu.
    Es gab keine Wächter, keine Aufpasser, die durch den Garten patrouillierten. Er war leer, ausgestorben, und wir wussten nicht einmal, ob die sehr versteckt angebrachten Augen der Kameras unser Eindringen auf Monitoren übertrugen.
    Neben einer schief gewachsenen Linde blieb Suko stehen und schaute von unten her gegen das Blätterdach, als könnte er dort oben wichtige Erkenntnisse sammeln. »Es gefällt mir nicht, John, es gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Was denn?«
    Beinahe böse schaute mich Suko an. »Alles hier. Die Ruhe, das Haus, die Lichter. Es ist einfach zu harmlos, und uns ist bisher leider noch kein Blick hinter die
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