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Der blaue Tod

Der blaue Tod

Titel: Der blaue Tod
Autoren: Boris Meyn
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ihn panisch an und schüttelte stumm den Kopf. Hartmann gab den anderen ein Zeichen, ihm zu folgen. Auf der Straße hörte man einen kurzen Pfeifton, dann bezogen die uniformierten Beamten der örtlichen Wache vor den Droschken auf der Einfahrt Stellung.
    Im vorderen Teil des Hauses wies absolut nichts auf bevorstehende Festlichkeiten oder einen Empfang hin. Die große Eingangshalle war menschenleer, und hätten nicht die zahlreichen Gefährte in der Auffahrt gestanden, so hätte man durchaus den Eindruck haben können, niemand halte sich in der Villa auf. Erst nachdem Hartmann eine der zweiflügeligen Türen geöffnet hatte, konnte man entfernt Stimmen und Gelächter hören. Vorsichtig schlichen sie den breiten Gang entlang, der zu einem Festsaal auf der Gartenseite des Hauses führen musste. Je näher sie den Türen am anderen Ende des Ganges kamen, umso deutlicher konnten sie die Stimmen vernehmen. Hartmann hielt inne und flüsterteMuschek etwas zu. Dann zogen beide Männer ihre Pistolen, und der Kommissar gab den Leutnants hinter ihnen ein Zeichen, woraufhin auch diese ihre Waffen zur Hand nahmen. Sören hielt den Griff des Revolvers umklammert.
    Mit einem beherzten Tritt trat Muschek die Türflügel auf, und die Polizisten stürmten, die Pistolen vor sich im Anschlag, in den Raum. Schreckensrufe ertönten, dann rannte alles durcheinander. Es befanden sich etwa vierzig bis fünfzig Personen in dem Saal, an dessen Ende eine Art Bühne aufgebaut war. Hartmann feuerte einen Warnschuss in die Luft, worauf schlagartig Ruhe einkehrte. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Bis auf das leise Klirren des Kristallleuchters, den der Schuss anscheinend getroffen hatte, herrschte Totenstille.
    «Polizei!», rief Hartmann. «Niemand rührt sich von der Stelle!» Selbst das zaghafte Glockenspiel des Kronleuchters erstummte bei seinen Worten.
    Die jungen Männer, die auf der Bühne offenbar gerade eine Posse aufgeführt hatten, trugen lediglich Unterhosen und Husarenmützen. Auch sie standen wie angewurzelt da und wagten nicht, sich zu bewegen.
    Als Sören mit Altena Weissgerber den Saal betrat, setzte Gemurmel ein. Sören konnte mehrere ihm bekannte Gesichter unter den Anwesenden ausmachen. Von einigen wusste er, dass sie verheiratet waren, und er fragte sich, was die Betreffenden auf einer solchen Veranstaltung zu suchen hatten. Entweder führten sie ein Doppelleben, oder der angekündigte Besuch des Monarchen hatte unter der Hand für ein paar artfremde Zaungäste gesorgt. «Sehen Sie ihn irgendwo?», fragte Sören leise.
    Altena Weissgerber blickte sich um. «Dort!», rief sieschließlich und deutete auf einen der Kellner, der dicht neben der Bühne stand. «Marten!»
    «Marten Steen!», rief Hartmann. «Im Namen des Gesetzes! Sie sind hiermit verhaftet!»
    Marten Steen schaute sich hilflos um. Seine Blicke kreisten suchend durch die Menge, aber anscheinend entdeckte er unter den Anwesenden nicht, wonach er suchte. Plötzlich zog er einen Revolver aus der Innentasche seines weißen Fracks und richtete den Lauf auf Muschek und Hartmann, die auf ihn zugestürmt waren.
    «Marten! Nein!», schrie Altena Weissgerber. «Tu’s nicht!» Man merkte, wie Steen bei diesen Worten zusammenzuckte.
    «Machen Sie keinen Scheiß, Steen! Lassen Sie die Waffe fallen!», rief Hartmann, aber seine Worte schienen an Marten Steen abzuprallen.
    Sören ging einige Schritte auf die Bühne zu. «Sie haben den Gastwirt nicht ermordet!», rief er Steen zu, der den Lauf der Waffe sofort verunsichert auf ihn richtete. «Das waren die zwei Kerls von Smitten», redete Sören weiter, obwohl ihn in diesem Moment Todesangst befiel. «Man wollte Sie nur erpressen, damit Sie hier   …» Er hielt inne, da ein lautes Raunen durch die Menge ging. Sören wagte nicht, den Blick von Steen abzuwenden. Er registrierte, dass er den Lauf der Waffe etwas gesenkt hatte, dennoch schien die Gefahr nicht gebannt zu sein. Plötzlich registrierte er einen kleinen Mann, der sich aus der Menge gelöst hatte und sich langsam auf Marten Steen zubewegte. Sören erkannte die Narben im Gesicht des Mannes, im gleichen Augenblick blitzte die Klinge eines Messers auf.
    «Vorsicht!», schrie er Steen zu, der sich daraufhin überrascht zur Seite drehte. Das Messer verfehlte seinursprüngliches Ziel und bohrte sich in Steens linken Arm. Steen schrie kurz auf, dann richtete er die Waffe gegen den Angreifer.
    In diesem Augenblick warfen sich einige der Anwesenden zu Sörens Linker Schutz
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