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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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Buch, der Bestseller, von einem anderen Autor stammte als die drei ersten.
    All dies geschah nach und nach, während aus dem Sommer Herbst und aus dem Herbst Winter wurde. Es ging aufwärts mit Barlow & Company, und das war nicht mein Verdienst, sondern das des Book-of-the-Month-Club, der beschlossen hatte, eine Prudence-Henderson-Harte-Reihe herauszubringen, und wie besessen all ihre Bücher nachdruckte. Und dann zog ein Film, der auf dem Buch eines meiner Autoren, Warren Dallas, basierte, ein phänomenal erfolgreiches Taschenbuch zum Film nach sich. Das Gesamtprogramm ist es, was einen Verlag über Wasser hält — das war früher so und gilt auch heute noch. Was die Neuerscheinungen betrifft, so ist Sarah Goodalls Krimi Der Eismann fertig und wird im nächsten Frühjahr ausgeliefert. Ob das Buch ein Erfolg wird? Wer kann das wissen?
    Margo und ich haben beschlossen, nicht gemeinsam zu leben, sondern vielmehr »zusammenzusein, solange wir uns guttun« — eine Übereinkunft, mit der beide Seiten zufrieden sind. Sie hat ihre Wohnung behalten — »als Rückzugsraum«, also für die ungestörte Ruhe, das Alleinsein, das jeder mal braucht — , aber wir haben jedes Wochenende von Freitag bis Montag entweder in meinem Haus oder in Connecticut verbracht, und im Dezember werden wir eine zweiwöchige Kreuzfahrt durch die Karibik machen, als eine Art zweiter Hochzeitsreise.
    Ich glaube, es war Balzac, in seiner Physiologie der Ehe, der verheirateten Paaren nicht nur getrennte Schlafzimmer, sondern auch getrennte Häuser empfohlen hat. Das ist heutzutage unpraktikabel, trotzdem hat Honorés Rat zweifellos einiges für sich.
    An einem dieser Wochenenden lud ich Joe Scanlon zum Abendessen ein.
    »Ich habe nicht vor, Sie wegen der Überarbeitung des Manuskripts zu drängen, Joe, das wissen Sie doch?«
    »Es ist fast fertig, Nick, großes Ehrenwort.«
    »Wie auch immer — kommen Sie doch zu Margo und mir zum Abendessen. Wir haben Sie in letzter Zeit so wenig zu sehen bekommen.«
    »Kann ich... äh, darf ich noch jemanden mitbringen?« Ich hätte schwören können, daß er leicht errötete.
    »Aber natürlich, Joe, tun Sie das.«
    Der Jemand entpuppte sich als seine Agentin Kay McIntire, deren Schönheit und Intelligenz ich bereits ausgiebig gewürdigt habe. Man brauchte nur zu sehen, was für Blicke sie einander zuwarfen und wie sie sich heimlich anlächelten, um zu wissen, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis ihre Namen in einer Klatschkolumne auftauchten.
    »Ich komme mir fast wie ein Kuppler vor«, sagte ich zu Margo, als die beiden gegangen waren.
    »Du wirst reifer und milder, Nicky«, sagte sie. »Wo ist nur dieser knurrige, irgendwie misogyne Junggeselle in mittleren Jahren geblieben?«
    »Ich freue mich für Joe und Kay, weil sie Freunde sind, deren Wohl mir am Herzen liegt. Aber ganz allgemein behalte ich mir das Recht vor, gegen alles anzugehen, was ich anstößig finde.«
    Nur eines hielt ich vor Margo geheim, und das war die Erinnerung an Susan Markham. Ich empfand ihren Tod als einen ständigen Vorwurf — manchmal stärker, manchmal schwächer, aber immer spürbar, dicht unter der Oberfläche meiner Zufriedenheit. Trotz aller Anstrengungen der Polizei war es nicht gelungen, eine Verbindung zwischen Poole und dem Mord an ihr herzustellen, und so blieb dieses Verbrechen ungesühnt. Ich wünschte, ich könnte seine Schuld beweisen, aber ohne Beweisstücke gab es nicht einmal eine Verbindung zwischen den beiden Morden, nur meinen Verdacht — nein, meine Überzeugung — , daß Poole der Täter war. Zum Beispiel die Weinflasche: Nur ein Abstinenzler wie Poole, ein oinologischer Analphabet, wenn man so will, würde als besonderes Geschenk einen Rosé aussuchen. Er war es vermutlich auch gewesen, der die Urne vom Sims geschoben hatte, doch das konnte ich ebensowenig beweisen.
    Ich bin froh, daß ich Poole seit jenem Tag, an dem er auf einer Bahre aus dem Konferenzraum getragen wurde, nicht mehr gesehen habe. Ich weiß nicht, was ich gesagt oder getan hätte. Ich kann nur hoffen, daß ich meine natürlichen Instinkte gezügelt und ihn nicht wie ein widerwärtiges Insekt zerquetscht hätte.

    Anfang September bekam ich folgenden Brief:

    Sehr geehrter Mr. Barlow!
    Ich studiere englische Literatur in Princeton, Ihrer Alma mater, und habe vor, meine Dissertation über Parker Foxcroft zu schreiben, der ein angesehenes Imprint in Ihrem Verlag hatte. Meines Wissens sind Sie zu seinem literarischen Nachlaßverwalter
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