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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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und seine Marke zu zeigen. Keine der beiden Frauen würde wissen, daß er vom Dienst freigestellt war und über keinerlei Amtsgewalt verfügte.
    »Wenn meine Vorgesetzten das erfahren, kann ich mich auf was gefaßt machen«, brummte er.
    »Sie nehmen ja niemanden fest, Joe. Dabei wäre das sogar Ihre Pflicht, wenn Sie Zeuge eines Verbrechens wären, ganz gleich, ob Sie vom Dienst freigestellt sind oder nicht.«
    »Ja, aber... Ach, was soll’s... Mitgefangen, mitgehangen...«
    Und er machte sich auf den Weg, um seinen Auftrag auszuführen. Ich selbst würde mich darum kümmern, daß Poole, Margo und die beiden Verdächtigen aus meinem Verlag da waren: Harry Bunter und Lester Crispin. Frederick Drew würden wir nicht brauchen; er steckte noch immer irgendwo in der New Yorker Justizmaschinerie, doch ich war zuversichtlich, daß er in Kürze von allem Verdacht reingewaschen sein würde. Vielleicht schon an diesem Nachmittag. Die Zusammenkunft war auf vier Uhr nachmittags angesetzt, was uns genug Zeit ließ, alle Beteiligten zu versammeln.
    Und pünktlich um vier saßen alle um den Konferenztisch, mit Ausnahme von Hatcher, Falco und Joe Scanlon, die sich im Hintergrund hielten. Hatcher war krebsrot und schwieg; Falco machte ein grimmiges Gesicht und schwieg ebenfalls. Ich hatte das Gefühl, daß eine Kleinigkeit ausreichen würde, um einen der beiden nicht mehr leise kochen, sondern explodieren zu lassen.
    Auf der einen Seite des langen Eichentisches, links von mir, saßen Herbert Poole, Margo und Claire Bunter, die sich offenbar dorthin gesetzt hatte, weil sie glaubte, in Margo einen verständnisvollen Menschen gefunden zu haben — und weil dieser Platz so weit wie möglich von Harry Bunter entfernt war, der auf dem ersten Stuhl zu meiner Rechten saß. Neben ihm hatten Lester Crispin und — gegenüber von Claire — Judith Michaelson Platz genommen. Von allen Anwesenden schien Mrs. Michaelson sich am wenigsten wohl zu fühlen; ihr Blick irrte durch den Raum, und ihr Gesichtsausdruck war unbestimmt, gedankenverloren.
    Niemand sagte etwas, weder beim Eintreten, noch als alle saßen. Sie starrten mich einfach an, als wären sie wie Scanlon überzeugt, daß ich den Verstand verloren hatte. Ich hatte das eigenartige Gefühl, daß ich im Begriff war, entweder den strahlendsten Triumph meiner Laufbahn zu landen oder aber den größten Bock meines Lebens zu schießen.
    Also dann, los geht’s! Ich holte tief Luft.
    »In einer solchen Situation lautet die altehrwürdige Eröffnung: >Sie fragen sich sicher, warum ich Sie hergebeten habe<«, sagte ich.
    »Oh, nein«, stöhnte Harry Bunter leise.
    »Leider ist mein Bruder Tim nicht hier«, sagte ich, »sonst würde ich ihm den Vorsitz übergeben. Aber das Reisen fällt ihm schwer, im Gegensatz zu mir, und so müssen Sie mit mir vorliebnehmen. Ich möchte nur darauf hinweisen, daß es Tim war, der diesen Knoten gelöst hat.
    Zur Einstimmung eine kurze Zusammenfassung«, fuhr ich fort. »Wie wir alle wissen, wurde Parker Foxcroft am Abend des 1. Juni in den Räumen dieses Verlags getötet. Einige von uns standen — nein, stehen — im Verdacht, ihn ermordet zu haben.«
    »Damit meinen Sie in erster Linie sich selbst, Nick.« Das war Claire Bunter.
    »Sehr richtig. Aber wenn Sie glauben, daß Sie nicht mehr unter Mordverdacht stehen, fragen Sie Lieutenant Hatcher.« Sie sagte nichts, und Hatcher grunzte nur etwas Unverständliches.
    »Nick, warum kommen Sie nicht zur Sache?« fragte Scanlon.
    »Nur Geduld, ich bin dabei. Die meisten unserer Bemühungen — und vermutlich auch die der Polizei — gingen dahin, nach Motiven zu suchen, Alibis zu überprüfen und Parker Foxcrofts Vergangenheit zu durchleuchten. Einer der Verdächtigen, Frederick Drew, wurde verhaftet und ist, wenn ich mich nicht irre, auf Kaution freigelassen worden...«
    »Stimmt, Mr. Barlow.« Das war Lieutenant Hatcher, der endlich den Mund aufmachte. »Aber...«
    Ich gab ihm keine Gelegenheit zu irgendwelchen Erklärungen.
    »Was wir über Parker herausgefunden haben, ist alles andere als angenehm«, sagte ich. »Möglich, daß er in kleinem oder großem Stil erpreßt hat. Aber wen und warum? Was wußte er? Wodurch hatte er so große Macht über die Person, die wir vorläufig >X< nennen wollen?
    Die Identität dieser Person war irgendwo in Parkers Dateien verborgen, davon waren wir überzeugt. Eine Durchsuchung seines Büros brachte nichts zutage — bis wir zwei Disketten fanden, die er versteckt hatte. Meinem
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