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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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Bruder ist es gelungen, die Datei zu finden, die uns auf die Spur von X geführt hat, und zwar durch einen Hinweis von Susan Markham.«
    »Und was könnte das für ein Hinweis sein?« wollte Hatcher wissen. Seine Stimme war laut, zu laut für diesen Raum. »Und warum weiß die Polizei nichts von diesem >Hinweis    »Wir hätten es Ihnen sagen müssen, da haben Sie recht«, erwiderte ich. »Aber Sie hätten damit ebensowenig anfangen können wie wir — anfangs. Es war ein literarischer Hinweis, den Parker hinterlassen hat. Ich werde ihn später erklären. Im Augenblick ist nur wichtig, daß Parker ihn als Namen für eine bestimmte Datei auf einer seiner Disketten benutzt hat. Als Tim die Datei ausdruckte und wir sie lasen, wußten wir sofort, was sich abgespielt hatte — und warum.«
    Endlich kam so etwas wie Interesse, wenn nicht gar Erregung auf. Ich fuhr fort.
    »Der Name der Datei war Irving, und sie enthielt einen Brief, in dem Parker Foxcroft den Roman, den Alexander Michaelson ihm geschickt hatte, verrissen hatte, einen Brief, den Mrs. Michaelson unglücklicherweise vernichtet hatte.«
    »Was hätten Sie denn getan?« schrie Judith Michaelson. »Mein Mann war tot!«
    »Niemand macht Ihnen einen Vorwurf, Mrs. Michaelson«, sagte ich. »Hätten Sie den Brief aufgehoben, dann hätten wir den Mörder früher entlarven können, aber jeder andere hätte vielleicht genauso gehandelt wie Sie.
    Das besagte Manuskript ging übrigens verloren und wurde vermutlich ebenfalls vernichtet«, fuhr ich fort. »Was wir — nein, was Tim aus diesem Brief erfuhr, ist, daß der Roman, der in ihm niedergemacht wird, ein Buch ist, das im Augenblick ganz oben auf der Bestsellerliste steht. Es heißt Pan im Zwielicht .«
    Das mußte ich Herbert Poole lassen: Er zuckte kaum mit der Wimper. Als ich den Titel seines Buches nannte, war seine einzige Reaktion ein leichtes Lächeln. Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. Beweis es mir! Cool.
    »Zum Glück für uns hatte Tim Pan im Zwielicht gelesen, so wie Parker Foxcroft es natürlich in Manuskriptform gelesen hatte. Der sogenannte Autor des Buches« — ich gab mir keine Mühe, meine Verachtung zu verbergen — »erhielt das Manuskript von Alexander Michaelsons Witwe, denn er war ein literarisch bewanderter Freund des Ehepaars, und sie wollte seine Meinung über das Buch ihres Mannes hören. Literarisch bewandert gewiß — ein Freund gewiß nicht. Dieser >Freund< sagte Mrs. Michaelson, sie werde vermutlich nie einen Verlag dafür finden, und riet ihr, das Manuskript zu vernichten. Sie wollte jedoch noch ein zweites Urteil einholen, und darum ließ er es von einem Boten abholen, angeblich, um es dem Kritiker Peter Jensen zukommen zu lassen. Dann fotokopierte er es und präsentierte es seinem Verleger unter seinem eigenen Namen, als eine >kühne, völlig neue Entwicklung< seiner literarischen Persönlichkeit. Den Rest kennen Sie: Das Buch war auf der Stelle ein Erfolg. Was wir nicht wußten, war, daß Parker Foxcroft es sogleich als den Roman erkannte, den er abgelehnt hatte. Möglicherweise ärgerte er sich, daß er sich einen Bestseller hatte entgehen lassen. Jedenfalls sah er die Gelegenheit, den Verfasser« — ich machte mit den Fingern An- und Abführungszeichen — »zu erpressen, indem er drohte, einen eklatanten Fall von Diebstahl geistigen Eigentums anzuprangern. Etwas abzuschreiben und als eigenes Werk auszugeben ist zwar nicht strafbar, aber doch mehr als ein Verstoß gegen die guten Sitten.«
    »Du!« Judith Michaelson stand auf und zeigte auf Herbert Poole. »Wie konntest du das tun?«
    Poole hob die Hände, als wollte er jede Bekanntschaft mit diesem eigenartigen Wesen auf der anderen Seite des Tisches leugnen. Sein Lächeln war jetzt so unaufrichtig, daß ich ihn am liebsten geschüttelt hätte wie ein Ratte. Wer? Ich? schien es sagen zu wollen.
    »Ich will erklären, warum Parker den Namen Irving wählte. In der Literaturgeschichte gibt es einige Irvings, aber der, den Parker meinte, war John Irving. Warum? Weil John Irving, wie unser Autor und Mörder, drei erfolglose Romane schrieb, bevor ihm mit dem Buch, das ihn reich und berühmt gemacht hat, der Durchbruch gelang. In Irvings Fall war das Garp und wie er die Welt sah. Es war so erfolgreich, daß wir manchmal davon sprechen, ein Buch habe seinen Verfasser >gegarpt<, womit wir sagen wollen, daß es seinen Verfasser aus der Masse der erfolglosen Schriftsteller ins Rampenlicht gehoben hat. Herbert Pooles
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