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Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller
Autoren: Robert Carter
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endlich den Mörder entlarven?

    »Ich habe bloß die Inhaltsverzeichnisse der beiden Disketten, die du mir geschickt hast, ausgedruckt«, sagte Tim. Er nahm ein Blatt von einem Stoß Computerpapier.
    »Das hier wirst du sicher interessant finden.«
    Ich nahm das Blatt und sah es mir an.

    »Ich weiß nicht, wonach ich eigentlich suchen soll«, sagte ich nach einem flüchtigen Blick auf den Ausdruck.
    »Du mußt dir das mal genauer ansehen, Nick«, entgegnete Tim und zeigte mit dem Finger auf die Datei Irving.
    »Irving«, sagte ich. »Na sowas. Der mysteriöse Irving, den Parker gegenüber Susan erwähnt hat.«
    »Genau der«, antwortete Tim. »Und diese Datei enthält eben jenen Ablehnungsbrief von Parker an Judith Michaelsons Mann, den Brief, der ihn, wie sie sagt, in den Selbstmord getrieben hat.«
    »Ich staune«, sagte ich. »Dann hatte >Irving< also doch etwas zu bedeuten.«
    »Bitte«, sagte Tim und reichte mir einige Blätter. »Ich hab den Brief ausgedruckt. Sieh ihn dir mal an.«
    »Sehr geehrter Mr. Michaelson«, stand da, und dann folgte dieser Absatz:

    Sie haben das beiliegende Manuskript offenbar deshalb an mich geschickt, weil ich als literarischer Lektor einen gewissen Ruf genieße, im Gegensatz zu den kommerziellen Stümpern, die in dieser Branche ihr Unwesen treiben. Doch mit mindestens einer Ihrer Annahmen liegen Sie weit neben der ‘Wahrheit: Ich habe einen Blick für Literatur, das ist richtig, aber von literarischem Wert ist Ihr Buch ganz eindeutig nicht, und ich glaube, daß es auch bei intensivster Bearbeitung nie einen haben wird. Ich gebe Ihnen den guten Rat, dieses minderwertige Konvolut umgehend dem Kaminfeuer oder dem Mülleimer zu übergeben, je nachdem, was Ihnen lieber ist. Normalerweise würde ich meine wertvolle Zeit nicht damit verschwenden, auf Einzelheiten Ihres Werkes einzugehen, aber da Sie in Ihrem Brief den Namen eines guten Freundes erwähnt haben, habe ich beschlossen, mir die Mühe zu machen und Ihnen einige Hinweise zu geben, in welcher Hinsicht es Ihrem Buch an Zusammenhang und literarischem Wert mangelt.

    Dann kamen, soweit ich das nach flüchtigem Lesen sagen konnte, eineinhalb Seiten lang Kommentare zur Handlung des Romans und dessen, was Foxcroft als »seine manifeste Schwäche in Stil und Struktur« bezeichnete.
    Ich schüttelte den Kopf und gab Tim den Brief zurück. »Lassen wir mal die Brutalität dieses Verrisses beiseite«, sagte ich. »Wir wissen ja, wozu Parker auf diesem Gebiet fähig war. Aber was soll ich davon halten?«
    »Geduld. Es wird sich alles klären. Zunächst einmal möchte ich, daß du Judith Michaelson anrufst und sie etwas fragst.«
    »Na gut.«
    Er sagte mir, welche Frage ich ihr stellen sollte. Ich rief Mrs. Michaelson an und stellte ihr die Frage. Sie antwortete, ohne zu zögern.
    Und kurz darauf hatte Tim, wie ich es instinktiv geahnt hatte, die Lösung gefunden.
    Alles wurde sonnenklar.

30

    A ls ich Joe Scanlon von meinem Plan erzählte, war er überzeugt, daß der Schock über Susans Tod und mein eigenes knappes Entrinnen mich endgültig um den Verstand gebracht hatten.
    »Aber ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit, Joe«, sagte ich.
    »Meiner Meinung nach haben Sie einfach einen Kriminalroman zuviel gelesen, und ich kann Ihnen auch sagen, welchen.«
    »Haben Sie denn eine bessere Idee?«
    »Gehen Sie zu Hatcher, sagen Sie ihm, was Sie wissen, und lassen Sie ihn den Rest erledigen.«
    »Ich will nicht behaupten, daß er es vermasseln würde. Aber ich glaube, ich habe ein gewisses eigenes Interesse an diesem Fall, und ich will dabeisein, wenn er gelöst wird.«
    Ich hatte Scanlon gleich nach meiner Rückkehr aus Connecticut zu mir gebeten. Anstatt wie sonst im Sessel zu sitzen, ging er höchst erregt auf und ab. So hatte ich ihn noch nie erlebt — nicht einmal, als ich eine seiner geheiligten Polizeiregeln gebrochen hatte.
    »Tun Sie’s für mich, Joe.«
    »Okay, Nick, okay. Es ist Ihre Beerdigung. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Mein Plan war ebenso einfach wie bewährt. Ich hatte beschlossen, alle, die in diesen Fall verwickelt waren, im Konferenzraum von Barlow & Company zusammenzurufen, und ich brauchte Joes Hilfe, um Hatcher und Falco zum Kommen zu bewegen (er sollte ihnen sagen, ich hätte »neue Informationen« für sie). Von den anderen Personen sollten sie nichts erfahren. Außerdem sollte Joe dafür sorgen, daß Claire Bunter und Judith Michaelson ebenfalls kamen. Dazu brauchte er nur als Polizist aufzutreten
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