Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
Eberhard triumphierend
von draußen hereinstürmte, in der Hand eine DVD.
    »Hier, Chef! Deterings Klitsche in Langenhorn ist voll mit
Beweismaterial. Filme, Fotos, Adressen … Ein gut organisierter
Kinderhändlerring. Und das hier war im Safe!« Er legte die DVD
auf den Tisch. Christian beachtete sie nicht.
    »Scout und Nicki sind tot. Erschossen.«
    Eberhard erstarrte: »Was?«
    Stumm reichte Christian ihm sein Glas mit dem restlichen Whisky.
Eberhard zögerte, dann trank er zitternd in einem Zug aus. Er warf das Glas
gegen die Wand, so daß es krachend zersplitterte.
    »Wissen es Volker und Daniel schon?« fragte er leise.
    »Volker ist bei Frau Detering und versucht, aus ihr rauszuquetschen,
wo das Schwein sein könnte. Daniel weiß es. Er hat seinen Bildschirm
zertrümmert und kriegt gerade die Hand mit ein paar Stichen genäht.«
    »Na toll.« Eberhard ließ sich auf einen der Stühle sinken. »Hast du
noch mehr Whisky?«
    »Hm. Nur kein Glas mehr.« Christian reichte die Flasche herum, Pete
goß sich in das verbleibende Glas nach.
    Die Tür ging auf, Anna kam kreidebleich herein: »Yvonne hat mir
draußen gesagt, was passiert ist. Es …«
    Sie brach hilflos ab.
    Bemüht sachlich fragte Christian: »Was machst du denn hier? Du
solltest dich ausruhen.«
    »Ich konnte nicht … ich habe nachgedacht. Und … wenn es nicht so
wichtig wäre … Es tut mir natürlich leid, daß ich jetzt … wo eure Kollegen …«
    Christian räusperte sich unbeholfen und atmete tief durch: »Wir
müssen uns zusammenreißen. Also. Setz dich. Was gibt’s?«
    Er bot ihr einen Stuhl an. Anna setzte sich.
    »Der Typ hat uns alle verarscht. Karl Detering. Er ist nicht Karl.
Er ist Wilhelm. Und Carlos ist Karl.«
    Die drei sahen sie verwirrt an.
    »Kannst du mir das mal genauer erklären?«, sagte Christian.
    »Es ist mir aufgefallen wegen des Teddys. Kein Kind gibt dem Teddy
seinen eigenen Namen. Und Karl Detering, ich nenne ihn jetzt mal den Makler,
kennt den Namen des Teddys nicht. Aber Carlos.«

Willi und Karli liegen zusammen im Bett, eng
aneinandergekuschelt. Sie tragen die gleichen Frotteeschlafanzüge. Vorne drauf
ist ein Bär, der eine karierte Mütze trägt und auf eine Trommel schlägt. Karli
weint leise, Willi hält ihn fest.
    Sie sind sechs Jahre alt. Sie waren die halbe Nacht im Keller.
Bei den Männern. Mama hat einen Film gemacht. Es hat weh getan. Karli hat
geblutet, er hat Flecken gemacht und er hat sich geschämt. Aber er hat nicht
geweint und nichts gesagt. Keinen Ton. Er hat in das weiße Licht geguckt. Bis
es vorbei war. Jetzt kann er weinen, aber nur ein bißchen. Willi weint nicht.
Unten im Keller hat er gespuckt und getreten, bis Papa ihn fest ins Gesicht
gehauen hat. Jedesmal wird Willi gehauen, aber er läßt das Spucken und Treten
trotzdem nicht. Das macht Papa immer sehr wütend. Jetzt ist es gut. Die Männer
und Papa sind unten und trinken noch ein Bier. Das tun sie immer. Willi und
Karli haben ihre Ruhe für den Rest der Nacht. Im Bett ist es warm. Willi küßt
Karli die Tränen weg. Weil er zehn Minuten älter ist, paßt er auf Karli auf. So
gut er kann. Er kann es nicht gut, er ist zu klein und zu schwach. Karli hört
auf zu weinen. Er ist erschöpft. Sie sind müde. Sie wollen schlafen. Plötzlich
kommt Papa und versucht, Willi wieder aus dem Bett zu holen. Willi will nicht.
Er spuckt und tritt. Karli hält ihn fest, so gut er kann. Er kann es nicht gut,
er ist zu klein und zu schwach. Willi wehrt sich, doch Papa ist stärker. Karli
will aufstehen und auch mitkommen, doch er darf nicht. Karli hört Willi im Haus
schreien. Dann ist es still. Dann fährt ein Auto weg. Dann kommt Mama zu Karli.
Sie weint und hält Karli fest. Sie spricht zum ersten Mal ein Gebet, so wie
Karli es aus dem Kindergarten kennt. Sie sagt, daß Willi nicht wiederkommt. Nie
wieder.

 
     
     
    Detering lenkte seinen Benz die gewundene, sandige
Auffahrt hinauf. Von weitem konnte er einen schwachen Lichtschein im Haus
sehen. Durch das geöffnete Autofenster roch er die salzige Luft der Nordsee.
Detering hielt kurz an, nahm die Waffe aus dem Handschuhfach und überprüfte
noch einmal, ob sie geladen war. Er ließ sie in die Innentasche seines Sakkos
gleiten und fuhr langsam wieder an. Nur noch wenige Minuten. Dann würde er vor
ihm stehen. Nach all den Jahren. Ob er wirklich immer noch genauso aussah wie er?
Ganz genauso? Detering war nervös.
    Als er ins Haus trat, die Tür hatte einen Spaltbreit aufgestanden,
roch er das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher