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Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)

Titel: Der Bestatter: Thriller (Christian Beyer-Reihe)
Autoren: Marina Heib
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er sie nicht fest genug
packte. Er legte sie auf die Couch, wickelte sie fest in die Kaschmirdecke und
strich ihr über die klebrigen Haare, wieder und wieder, während er Eberhard
anrief und ihm die Adresse durchgab. Es fiel ihm schwer, Anna auch nur eine Sekunde
aus den Augen zu lassen, aber er riß sich los und holte aus dem Schlafzimmer
eine Jeans, einen Pullover und ein paar warme Socken. Zurück im Wohnzimmer
schälte er sie aus dem feuchten Handtuch, entfernte vorsichtig den Holzsplitter
aus ihrem Unterarm und zog sie an, während er weiter auf sie einsprach: »Es ist
alles gut, ich bin bei dir, du mußt keine Angst mehr haben.«
    Langsam beruhigte sie sich.
    Als eine halbe Stunde später Eberhard, Volker und die
Spurensicherung eintrafen, schien sie schon weitaus gefaßter. Christian
informierte seine Kollegen über das wenige, das er wußte. Er werde Anna zum
Krankenhaus fahren und sich danach melden.
    Anna wollte nicht ins Krankenhaus. Störrisch behauptete sie, es sei
alles in Ordnung, sie wolle lediglich ein heißes Bad und einen Cognac.
Christian tat sich schwer, Anna darauf hinzuweisen, daß es mehr als sinnvoll
wäre, sich untersuchen zu lassen. Er dachte an die heruntergelassene Hose Joes,
brachte das Wort Vergewaltigung jedoch nicht über die Lippen. Er wollte es nicht
mal denken. Anna erklärte abermals mit fast drohendem Blick, eine Untersuchung
sei nicht nötig, es gehe ihr gut. Da sie inzwischen wieder ruhig und in ganzen
Sätzen sprach und Christian diese Entscheidung sowieso ihr überlassen mußte,
änderte er die Fahrtrichtung und nahm sie mit zu sich nach Hause. Er ließ ein
Bad ein und brachte ihr einen Cognac an die Wanne. Nur ihr Kopf schaute aus
einem voluminösen Schaumberg hervor, und als sie die Hand aus der weißen Wolke
streckte, um den Cognac entgegenzunehmen, sah er wieder ihr wundes Handgelenk.
Es mußte in dem heißen Wasser höllisch brennen, doch sie schien es nicht zu
merken.
    »Du solltest nicht zu lange in der Wanne liegen, dein Kreislauf ist
nicht stabil. Eigentlich darfst du auch keinen Alkohol trinken.«
    Anna versuchte ein Lächeln: »Kannst du mir mal sagen, was man unter
diesen Umständen trinkt? Beruhigungstee? Doppelherz? Geh raus und halte Cognac
bereit. Ich komme gleich, und dann brauche ich einen zweiten.«
    Es dauerte tatsächlich keine Viertelstunde, und sie war bei ihm im
Wohnzimmer. Sie trug seinen rot-schwarz gestreiften Saunamantel, der ihr bis
über die Füße schlappte, und setzte sich aufs Sofa. Auffordernd streckte sie
ihm das leere Cognacglas entgegen. Er schenkte nach. Zu gerne hätte er mit ihr
getrunken, aber er wußte, daß die Nacht für ihn noch sehr lang werden würde. Er
brauchte einen klaren Kopf.
    »Hat er dir was getan?« fragte er leise, ohne sie anzusehen.
    »Ich bin unverletzt, wenn du das meinst«, sagte Anna. Mit anfangs
stockender Stimme, aber schließlich immer konzentrierter erzählte sie, was
vorgefallen war. Sie hätte Joes sexuellen Übergriff nur allzugern verschwiegen,
doch das war nicht möglich. Also wich sie wenigstens Christians Blick aus und
schaute aus dem Fenster in den nächtlichen Himmel. Sie erzählte, wie Carlos
plötzlich da war, in der Hand den blutigen Schürhaken, wie er als Kind mit ihr
gesprochen und damit Teile seines Traumas freigelegt hatte, sie versuchte, en
détail das seltsame Gespräch wiederzugeben, das sie mit ihm geführt hatte.
    »Damit ist klar, daß Carlos nicht identisch mit eurem Karl Detering
sein kann, denn der sitzt ja noch in U-Haft«, schloß sie und verlangte nach einem
neuen Cognac, den sie unter sorgenvollem Stirnrunzeln auch bekam.
    »Tut er leider nicht«, erwiderte Christian. »Wir mußten ihn heute
mittag auf freien Fuß setzen. Karens Untersuchung in Baal hat ergeben, daß die
Kinderleiche in dem Grab bei Eintritt des Todes mindestens schon neun Jahre alt
war. Es ist also durchaus möglich, daß Wilhelm Detering noch lebt.«
    »Und mich vor Joe gerettet hat«, flüsterte Anna.
    »Falls Karl und Carlos wirklich nicht ein und dieselbe Person sind.
Das können wir immer noch nicht mit Sicherheit ausschließen. Aber ich glaube
inzwischen, daß es zwei gibt, einer so krank wie der andere. Karl Detering ist
vermutlich Joes Auftraggeber. Er will seinen Bruder finden, um sich selbst aus
der Schußlinie zu bringen. Aber dazu muß er ihn unter allen Umständen vor uns
ausfindig machen.«
    Christian griff zu seinem Handy. »Scout und Nicki hängen an Karl
Detering dran, seit er wieder frei ist.
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